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Rezension zu
Luna

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Detailliert erzählt

Von: Michael Lehmann-Pape
03.03.2017

Man muss es mögen, diese ruhige, breite Erzählweise, dann kommt man in diesem neuen Science-Fiction Roman von Ian McDonald durchaus auf seine Kosten. Der Mond besiedelt, aber in gewisser Weise von der Erde abgesondert. Eine Erde, die im Roman kaum eine Rolle spielt und weitgehend noch nicht einmal am Horizont auftaucht. Eine Erde, die vor allem eines ist, Nutznießer und Abnehmer der Erzeugnisse des Mondes. Der Erze, seltenen Erden, und, nicht zuletzt, von Helium 3. „Ohne mich würde auf der ganzen Erde das Licht ausgehen“, so denkt und sagt es die Matriachin des „Corta-Helios-Komlexes“, Adriana Corta. Und mit diesem helium ist die Familie Corta mächtig und reich geworden, eine der „Fünf Drachen“ auf Luna, der fünf reichsten und herrschenden Clans. Die einander, trotz mannigfaltiger Heiraten, Querverbindungen, Verträge nicht sonderlich grün sind. Was vor allem das Verhältnis von Adriana Corta zu Robert Mackenzie (der, der nur „von seinem Stuhl“ noch am Leben gehalten wird. Eingebettet und umringt von zig Lebenserhaltungssystemen, aber immer noch durch nackten Willen angetrieben). Angeht. Der den Mond „eroberte“, der als erster Maschinen en Gros auf Luna brachte und den Grundstein zu seiner Erzgewinnung damit legte- „Der Wille zur Macht, der Wille, zu besitzen, der Wille, festzuhalten und nichts herzugeben, auch nicht den kargen Rest seines Lebens“. Intrigen, harte Verhandlungen, gegenseitiges unterlaufen von Geschäftsverträgen, vor allem mit der Gesellschaft, der Luna am Ende gehört und welche die Geschäfte mit der Erde vermittelt. Und auf einmal, bei einem Corta-Empfang, summt da eine Fliege herum. Eine künstliche (Echte Insekten, Bakterien oder andere störende Elemente gibt es auf Luna nicht). Eine vergiftete Fliege. Und die Dinge nehmen Fahrt auf. Denn innerhalb der Millionen von Luna Bewohnern gibt es eben nicht nur die vielen, die ihr Leben versuchen, gut zu leben und die am „endlosen Lauf“ teilnehmen und die genug damit zu tun haben, genügend finanzielle Mittel zusammenzubekommen, um Wasser und Sauerstoff, Lebensmittel und Kleidung erwerben zu können. Und dennoch werden auch sie betroffen sein, wenn Adriana Corta und ihre drei Söhne (die untereinander ebenfalls die ein oder andere Intrige am Laufen haben) gegen Robert Mackenzie und seinen Clan antreten werden. Subtil zunächst, offen und hart im weiteren Verlauf des Romans. Und auch die andren drei Clans werden nicht außen vor stehen bleiben, wenn es um die Existenz der Kolonie auf dem Mond geht und darum, wer sich dort ganz oben an der Macht halten werden kann. Sehr breit erzählt McDonald, mit spürbarer Lust an den Einzelheiten des Lebens, an „Druckern“, die so gut wie alles herstellen können, an einer ganz besonderen Form der Existenz „unter tausenden von Tonnen Stahl“. „Auf dem Mond herum zu laufen ist kein Spaziergang. Der Mond kennt tausend Todesarten für uns“. Und die Menschen ebenfalls noch so einige füreinander. Ein wenig zügiger, mit mehr Tempo hätte es schon gehen können. Zudem es nicht einfach ist, gerade zu Beginn, sich in den vielen Personen zurecht zu finden, die McDonald auf ihren Weg durch die Irrungen und Wirrungen der Luna-Kolonie schickt. Am Ende aber entschädigt die filigrane Atmosphäre und die Ereignisse in der zweiten Hälfte des Romans den Leser aber für das geduldige Lesen der ersten 200 Seiten.

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