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Rezension zu
Der Tod so kalt

Mit minimalen Abstrichen ein gelungenes Thriller-Debüt!

Von: Annette Traks
06.03.2017

Als der New Yorker Dokumentarfilmer Jeremiah Salinger nach einigen erfolgreichen Projekten "ausgelaugt, antriebslos und deprimiert" (E-Reader, Pos. 188) ist, zieht er mit seiner jungen Familie nach Siebenhoch in Südtirol. In dem idyllischen Heimatdorf seiner Frau Annelise will er neue Energien sammeln und sich seiner Familie, vor allem auch der kleinen Tochter Clara, widmen. Aber es kommt ganz anders! Bei der Arbeit zu einem Dokumentarfilm verunglückt die Crew eines Bergrettungshubschraubers während eines Einsatzes, den Salinger begleitet. Er überlebt als einziger, hat eine schwere Posttraumatische Belastungsstörung und verspricht seiner Frau, ein Jahr lang nicht zu arbeiten. Doch eines Abends erfährt er, dass 1985 in der nahen Bletterbach-Schlucht ein schreckliches Verbrechen geschehen ist: Drei junge gebürtige Siebenhocher waren während eines Ausflugs überfallen und brutal massakriert worden. Der Täter konnte nicht gefasst werden, gemunkelt wurde viel, doch das Dorf hüllt sich in eisernes Schweigen. Salinger entwickelt Ehrgeiz und will die Wahrheit über die Ermordeten und die 30 Jahre zurückliegenden Ereignisse herausfinden. Warnungen bezüglich der Konsequenzen für ihn und seine Familie schlägt er in den Wind und beginnt zu recherchieren. Bald versuchen Einheimische, ihn verbal einzuschüchtern und greifen ihn auch tätlich an. Sein Schwiegervater bittet ihn inständig, an den Schutz seiner Familie zu denken und das Vergangene ruhen zu lassen, Annelise droht, ihn mit Clara zu verlassen - vergeblich. Salinger ist besesssen davon, das Bletterbach-Massaker aufzuklären und bringt sich und seine Familie in höchste Gefahr. Resümee: Die Haupthandlung spielt um das Jahr 2015 herum und ist aus Sicht Jeremiah Salingers geschrieben. Einen Pol bildet dabei seine Familie, einen anderen seine Nachforschungen über die Ereignisse bezüglich des Bletterbach-Massakers, respektive das Dörfchen Siebenhoch und seine Bewohner. Zwischen diesen Extremen bewegt sich Salinger: Auf der einen Seite beteuert er stets, dass er seine Familie liebt, sie das Wichtigste in seinem Leben ist, verspricht seiner Frau immer wieder, die gefährlichen Recherchen einzustellen, mit denen er die Dorfbewohner gegen sich aufbringt,. Auf der anderen Seite ist er aber so besessen davon, den höchstwahrscheinlich aus Siebenhoch stammenden Täter zu entlarven, dass er sich immer wieder in Gefahr bringt und riskiert, dass Frau und Tochter ihn wirklich verlassen. Dem Leser geht es ähnlich: Einerseits ist er gespannt, wer das Massaker wohl begangen haben mag, fiebert und rätselt mit, andererseits versteht man aber nicht, dass Salinger bereit ist, für seine Ambitionen einen derartig hohen Preis zu zahlen. Dennoch nerven die häufigen Variationen der Beschreibung dieses Hin- und Hergerissenseins zwischen seiner Familie und dem an Besessenheit grenzenden Ehrgeiz, der vor nichts halt macht, irgendwann. Genauso verhält es sich mit dem ständig präsenten Buchstabenzähl-Spiel, das Clara viel Spaß macht. Das Buch ist nach einem etwas schleppenden Anfang spannend: Vorausdeutungen treiben den Leser ebenso voran wie eine sich stetig steigernde Dramatik der Ereignisse und überraschende Wendungen aufgrund neuer Erkenntnisse. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Handlung quasi eine Dokumentation über Salingers Recherchen ist: Sie verläuft chronologisch, und seine Feststellungen und Hypothesen über die Ereignisse am Bletterbach muten oft wie kurze, berichtartige Statements an. Fazit: mit minimalen Abstrichen ein gelungenes Thriller-Debüt.

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