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Rezension zu
Ein nachgelassenes Bekenntnis

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Bekenntnis ohne Reue

Von: tination
11.03.2017

Das Buch: Willem Termeer hat seine Frau ermordet. Und nun erzählt Willem dem Leser, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Dabei fängt er weit vor seiner Ehe zu der nun toten Anna an zu erzählen. Und dabei begibt sich der Leser mit Willem auf eine Tour durch seine Gedankenwelt mit viel Wahn, Wahnsinn und Selbstzweifeln. Das Fazit: Als erstes muss man erwähnen, dass es sich hierbei um einen Klassiker handelt. Einen Klassiker der Niederlande. Und schon 1894 erschienen. Diese Tatsache wurde mir erst gegen Mitte des Buches bewusst, als sich der Autor mal nebenbei selbst erwähnte. Daran merkt man, dass es vom Stil her gut und zeitlos geschrieben wurde. Oder es lag einfach nur an die Übersetzung. Das kann man nun auch nicht gänzlich ausschließen. Aber nun zum Buch: starten tut es doch mit einem ordentlichen Knaller: die Frau ist tot. Und Willem erklärt nun auf den folgenden Seiten, wie er sein Leben lebt. Und das ist sehr eigenartig. Denn Willem hasst Menschen. Er mag einfach keine Personen. Er mag nicht sein Leben. Er mag gar nichts. „Stundenlang lag ich auf der Couch und starrte dumpf vor mich hin, und wenn die Nebel, die meine Gedanken umhüllten, hin und wieder für einen Moment aufrissen, dann sah ich das Leben im Licht meiner kalten Eifersucht auf alles und jeden, dann verspürte ich nur einen alles umfassenden Hass. Elend öde Tage! Kein Funke Interesse für was auch immer!“ Seite 81 Und so geht es leider durch das ganze Buch hindurch: immer wieder erwähnt er, wie er die Menschen hasst. Dass er so anders ist als alle anderen. Willem ertrinkt mehr und mehr im Selbstmitleid. Und am Ende kommt er nicht um diesen Mord umhin. Denn offen umgehen kann er damit nicht. Immer wieder versucht er, sein großes Geheimnis zu verbergen. Immer wieder führt das zu mehr Lügen und Schauspielerei. Und so sehr er sich immer weiter hasst, umso mehr hasst der Leser Willem. Denn am Ende fragt man sich schon, was sein eigentliches Problem war. So richtig verstanden habe ich dies nicht. Aber es sind doch ein paar Seiten zu viel Selbstmitleid. Da nun Willem seine Sicht auf die Dinge der Welt erklärt bleiben zwangsläufig die anderen Figuren ein wenig blass. Aber man merkt, wie es in ihm brodelt. Und auch, wer langsam hinter die Fassade von Willem blickt: Anna. Sie ist der Dreh-und-Angelpunkt in diesem Buch. Sie schwärmt für ihn und möchte ihn heiraten. Und Willem tut es – einfach, weil eine Heirat zum gesellschaftlichen Standard dazugehört. Doch schon in den Flitterwochen bröckelt der gute Schein. Und die Ehe wird so schnell zur Farce. Aber Anna hält durch und steht ihre Frau. Doch das ist nun Willem sehr suspekt. Er möchte, dass sie ihn hasst. So wie er sie und die Welt hasst. Doch Anna interessiert dies nicht. Sie lebt ihr Leben, inklusive kleiner Schwärmerei zum Nachbarn. Aber keine Sorge, auch Willem ist kein Kind der Traurigkeit (jedenfalls nicht bei diesem Thema). Das Highlight des Buches ist nun einmal der Mord. Dieser wird präzise dargestellt. Und dieser ist absolut nicht blutig. Aber doch ekelerregend und abstoßend. Schon alleine wegen Willems Beschreibung. Zusammenfassend ist dieses Buch doch eher nur Mittelmaß. Wer sich aber durch die vielen Seiten Selbstmitleid hindurchkämpft (zusammen mit Willem), auf den wartet ein kurzes aber imposantes Highlight am Ende des Buches. Und dies wird makaber. Aber auch literarischer Genuss. Wie makaber.

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