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Rezension zu
Treffen sich zwei Gene

Zielgruppe unbekannt

Von: C. Widmann
19.03.2017

Wer den Klappentext für dieses Buch geschrieben hat, der hat es entweder nicht gelesen oder nicht verstanden. Desgleichen derjenige im Verlag, der für den Titel "Treffen sich zwei Gene" verantwortlich zeichnet. Auch dem Lektor und dem Setzer sind Schlampereien unterlaufen, die das Werk noch verwirrender machen, als es ohnehin schon wäre. Aber meine Hauptfrage geht an den Autor: Herr Fischer, für wen ist dieses Buch? Ernst Peter Fischer erklärt haarklein, was DNS und RNS sind, und versucht (mäßig verständlich) zu erklären, dass Gene aus Exons und Introns bestehen, aber im nächsten Absatz setzt er voraus, dass sein Leser bereits weiß, was RNA-spleißen ist. Ein Kapitel später fallen unkommentiert die Wörter "Epithel", "Karzinom", "Metastase" und "Selektionsdruck". Wenn der Leser alle diese Begriffe kennt, dann weiß er normalerweise auch, was ein Onkologe ist. Aber dieses Wort übersetzt Fischer dann doch wieder. Zwischendurch gibt es Abbildungen, die bestimmte Zusammenhänge deutlicher machen sollen. Sie wären passend für eine Genetik-Vorlesung an der Uni, und von dort stammen sie vermutlich auch. Für ein populärwissenschaftliches Buch müsste man sie vereinfachen oder zumindest die Beschriftungen eindeutschen. Die Hälfte könnte man auch weglassen. "Treffen sich zwei Gene" ist als Buch frustrierend. Für jemanden mit Vorwissen erklärt es zu viel. Für jemanden ohne Vorwissen erklärt es zu wenig, und das wenige zu umständlich. Hochinteressante Themen streift der Autor oft nur am Rande, und lässt mich mit der Neugierde sitzen: Ein entscheidendes Experiment, für das die Forscher als Gerätschaft nur einen Mixer brauchten? Da will ich Einzelheiten! Auch bei anderen Episoden aus der Wissenschaftsgeschichte fehlt die Hälfte. Wenn ich nicht schon wüsste, was die "Two-Hit-Hypothese" des Retinoblastoms ist - von Ernst Peter Fischer hätte ich es nicht gelernt. Aber da ich es schon weiß, hätte ich seinen Absatz darüber kürzer, verständlicher und vollständiger schreiben können. Man erkennt, was "Treffen sich zwei Gene" hätte werden sollen: Eine kurze Geschichte der Genforschung und der Molekularbiologie, gedacht für ein breites Publikum und mit Ausblick auf die Zukunft des Begriffs "Gen". Ein bisschen Fachgeschichte konnte ich sogar noch davon mitnehmen. Der Herr Fischer weiß zweifellos viel über Genetik. Nur wie man darüber schreibt, das weiß er nicht.

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