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Rezension zu
Das Buch vom Meer oder Wie zwei Freunde im Schlauchboot ausziehen, um im Nordmeer einen Eishai zu fangen, und dafür ein ganzes Jahr brauchen

Meeresenzyklopädie

Von: lesenslust
20.03.2017

„Die größten Entdeckungen warten im Meer.“ Zitat, Seite 21 In den Tiefen des Nordatlantiks lauern sie: die sagenumwobenen Eishaie. Es ist der gemeinsame Traum von Morten A. Strøksnes und Hugo Aasjord, einen von ihnen zu fangen. Ein schwieriges Unterfangen, das absolute Windstille erfordert und den Launen der Natur unterliegt. Denn das Gebiet zwischen dem norwegischen Festland und den Lofoten ist unberechenbar: das Warten auf Windstille erfordert Geduld. Voller Tatendrang fahren die beiden Freunde raus aufs Nordmeer und beobachten beim Warten das Schauspiel der Natur: sie lauschen dem sanften Flüstern und der peitschenden Gischt des Meeres, atmen die salzige Seeluft ein und blicken in das unergründliche tiefe schwarze Meer, das so viele Geheimnisse in sich birgt. „Die Moleküle setzen sich in schwindelerregendem Tempo zu ständig neuen Variationen zusammen, so wie sich Buchstaben zu neuen Wörtern fügen, um dann zu Sätzen und am Ende zu ganzen Büchern werden. Stellt man sich die Wassermoleküle als Buchstaben vor, könnte man sagen, dass das Meer alle Bücher enthält, die jemals in bekannten oder unbekannten Sprachen geschrieben wurden.“ Zitat, Seite 135 Die Insel Skrova, die zur beeindruckenden Inselgruppe der Lofoten zählt, wird dabei zum Ausgangspunkt des Haifangprojekts. Hier gewährt ihm sein Künstlerfreund Aasjord Unterschlupf in der ehemaligen Fischfabrik Aasjordbruket, die er gemeinsam mit seiner Ehefrau Mette zu einem Kulturzentrum umbaut. Doch die anfängliche Euphorie, eins der ungeheuerlichsten Meereswesen ins Netz zu bekommen, ebbt über die Zeit ab. Das kleine Schlauchboot der beiden Freunde scheint den unberechenbaren Strömungen des Nordmeeres nur bedingt standzuhalten und lässt sie ihr Unterfangen langsam aber sicher in Frage stellen. „Das tiefe, salzige, schwarze Meer brandet uns entgegen, kalt und gleichgültig, ohne jede Empathie. Es ist sich selbst genug, es braucht uns nicht, es schert sich nicht um unsere Hoffnungen, unsere Ängste – und schon gar nicht um unsere Beschreibungen. Die dunkle Masse des Meeres ist von überlegener Kraft.“ Zitat, Seite 216 Während die Wellen die Sagen und Mythen des Meeres an ihr Boot spülen, erzählt Strøksnes unterdes vom schier unermesslichen Facettenreichtum der Meeresbewohner, von mutigen Polarforschern, Walfängern, Kartografen und vom harten Alltag der norwegischen Inselbewohner. Auch vor der Brutalität des Walfangs, der Überfischung der Meere und der unerschütterlichen Jagd auf die Eishaie macht er keinen Halt und würzt sein Werk mit grausamen Wahrheiten. Der Norweger erweist sich über sein gesamtes Werk als sensibler und aufmerksamer Beobachter. Durch seine detailgetreuen und farbenfrohen Beschreibungen erwacht nicht nur das Insel- und Meerestreiben zum Leben, sondern macht „Das Buch vom Meer“ auch zu einer abenteuerlichen Entdeckungsreise. Es liest sich daher wie eine Mischung aus Sachbuch und Belletristik. Der unterhaltsame Ton des Autors hilft dem Leser dabei über so manche Flut an naturwissenschaftlichen Informationen hinweg. Es ist ein Sehnsuchtsbuch. Ein Buch, das vor Leben sprudelt und die Faszination um das Meer in sich trägt. Strøksnes schenkt uns mit seinem Werk sowohl eine Meeresenzyklopädie als auch einen lebendigen Reiseführer. Es reserviert dir einen Platz auf dem Schlauchboot und katapultiert dich unvermittelt raus aufs Meer. Damit bin ich meinem Wunschreiseland Norwegen schon ein kleines bisschen näher gekommen. „Das Meer ist der Ursprung aller Dinge. Wellen einer weit zurückliegenden Urzeit durchströmen uns wie das leise Echo eines sanften Plätscherns in einer unzulänglichen Höhle am Meer. Manchmal, wenn wir bei einem starken Sturm am Ufer stehen, hat es den Anschein, als verlangte uns das Meer zurück.“ Zitat, Seite 163

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