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Rezension zu
Eine kurze Geschichte von sieben Morden

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Marlon James: „Eine kurze Geschichte von sieben Morden“ (Heyne Hardcore) +++Rezension & Interview+++

Von: Christian Funke
01.04.2017

Meinung zur Veröffentlichung: Wenn's nicht so war, dann wär's so ähnlich Jamaikanisches Sprichwort Am 03. Dezember 1976 drangen bewaffnete Unbekannte in das Haus des berühmten, in Kingston, Jamaika lebenden Musikers Bob Marley ein und eröffneten das Feuer. Während seine Ehefrau und sein Manager bei dem Attentat schwer verletzt wurden, kam der Musiker nahezu unbeschadet davon, so dass er wenige Tage später auf einem Friedenskonzert der „People's National Party“ gegen die zunehmende, politisch motivierte Gewalt im Land auftreten konnte. Trotz vieler Verdachtsmomente konnten die Hintergründe des Attentats nie aufgeklärt werden. Marlon James beschreibt in seiner Danksagung am Ende des Buches die Schwierigkeiten, die er hatte, dieses Mammutprojekt in eine geeignete Form zu bringen. Ungezählte Seiten ohne einen roten Faden, zahlreiche unzusammenhängende Figuren und Handlungsfäden, bei denen es ihm nicht gelingen wollte, diese in ein inhaltliches Korsett zu fügen. Erst die Lektüre Faulkners und Duras schenkte ihm die Idee für ein Grundgerüst, welches nach vier Jahren Arbeit in dem nun hier vorliegenden Eine kurze Geschichte von sieben Morden münden sollte. Reale und fiktive, lebende und tote Personen sollten nicht nur einer Geschichte viele Stimmen geben, sondern letztendlich ein episches, wahnwitzig komplexes und Jahrzehnte umspannendes Bild Jamaikas zeichnen, welches nicht nur spannend zu lesen ist, sondern gleichzeitig auch als Chronik eines Inselstaates im gesellschaftlichen wie politischen Umbruchs verstanden werden kann! Auch wenn der Anschlag auf Marley der inhaltliche McGuffin ist, der den Stein ins Rollen bringt, wird der Sänger im gesamten Roman nie namentlich genannt, sondern der Blick fokussiert sich auf die sieben Auftragskiller und deren Schicksale. Diese Männer (und über 70 weitere maßgeblich relevante Figuren und deren Perspektiven), so wie das zu der Zeit kritische politische Klima dienen dem Autoren für ein vielschichtiges Porträt der Menschen des Inselstaates in der Mitte der 70'er-Jahre, welches klassen- und gesellschaftsschichtenübergreifend ein allumfassendes, sehr lebendiges Bild zeichnet. Gonna tell the truth about it, Honey, that's the hardest part Bonnie Riatt, „Tangled and Dark“ Eine kurze Geschichte von sieben Morden (Originaltitel: A Brief History of Seven Killings, 2014) erscheint als wunderschön aufgemachte, sehr schwergewichtige, gebundene Ausgabe mit Lesezeichenband bei Heyne Hardcore (864 Seiten, €27,99) in einer Übersetzung aus dem Englischen von Guntrud Argo, Robert Brack, Michael Kellner, Stephan Kleiner und Kristian Lutze. Neben dem Roman befinden sich ein Glossar der im Buch verwendeten Ausdrücke, ein ausführliches (und notwendiges) Personenverzeichnis und eine Danksagung im Buch. Mit seinem dritten Roman Eine kurze Geschichte von sieben Morden gelingt Marlon James ein monumentales Werk, welches dem Leser zu Beginn einiges abverlangt, ihn aber dafür mit einem wunderbaren Leseerlebnis beschenkt. Eine detailverliebte, sehr ambitionierte Geschichte, die die Standards eines gängigen Buches mühelos aushebelt und mich schnell in seinen Bann gezogen hat. Kein leichter, aber ein dafür umso faszinierender Roman...

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