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Rezension zu
Ein ganzes Leben

Ein kleines Juwel unter den tausend Neuerscheinungen; Ein Genuss für Geist und Seele.

Von: Tina aus Niedernhausen
13.04.2017

Ein kurzes, sehr schönes Buch! „Ein ganzes Leben“ erzählt vom Leben des Andreas Egger, der in einem Tal in den Bergen Anfang des 20. Jahrhunderts lebt und dort, immer als Handlanger und Helfer unterwegs, zu einem Mann heranwächst. Er lernt seine große Liebe, Marie, kennen, schuftet sich wund, um ihr ein angenehmes Leben zu ermöglichen, und doch wird sie ihm eine Zeit später genommen. Egger meldet sich zum bis dahin bereits ausgebrochenen Krieg, verbringt Jahre in Russland, und als er wieder in sein Tal zurückkehrt, ist nichts mehr wie es war: Sein Dorf ist zu einem Touristen-Hotspot geworden und er mittlerweile zu alt, um mit all den Veränderungen mitzuhalten. "Egger nickte und der Prokurist seufzte. Und dann sagte er etwas, das Egger, obwohl er es in diesem Moment nicht verstand, sein Leben lang nicht mehr vergaß: „Man kann einem Mann seine Stunden abkaufen, man kann ihm seine Tage stehlen oder ihm sein ganzes Leben rauben. Aber niemand kann einem Mann auch nur einen einzigen Augenblick nehmen.“" Am Anfang hatte ich einige Schwierigkeiten, mich in der Welt von Andreas Egger zurecht zu finden, aber nach spätestens 50 Seiten ist man mittendrin. Robert Seethaler hat so eine wunderbare Sprache, die sich mir im Verlauf des Buches immer mehr offenbart hat. Egger ist ein genügsamer Mann, der nicht viel spricht und beim Arbeiten auch gern seine Ruhe hat, frei nach seinem Motto „Wer den Mund auf hat, dem gehen die Ohren zu“. Obwohl er in seinem Leben einige Steine in den Weg gelegt bekommt, schätzt er doch immer die kleinen Dinge. Da er so gut wie keine Schulbildung genossen hat, ist er auch nicht der Intelligenteste – dumm ist er aber auf keinen Fall! Egger hat durch seine lebenslange Arbeit und durch das Leben im Tal so viel an Weisheit gewonnen, dass man damit problemlos zwei Leben füllen könnte. Seethaler erzählt hier mit einem bildgewaltigen Erzählstil das Leben und Sterben eines Mannes, der den Wandel der Zeit miterleben durfte: von der Elektrizität und ersten Seilbahnen und seinem Tal bis hin zur Fernseh-Übertragung der ersten Mondlandung, Egger wird Zeuge des Fortschritts, zu dem er einst selbst noch beigetragen, für den er aber im Laufe seines Lebens nicht mehr viel übrig hat. Doch es geht nicht nur um den Fortschritt: es geht um ein erfülltes, ausgefülltes, und einfaches Leben, um Zufriedenheit und darum, dass jedes Leben, und sei es doch noch so karg und ereignislos, doch eine Erzählung wert ist. Ein tolles, kleines Buch, das ich eigentlich jedem ans Herz legen kann. Einzig wegen dem holprigen Start (der vermutlich an mir lag) gibt es Punktabzug (noch während ich die Zitate einpflege, habe ich die Bewertung von 3,5 auf 4 gehoben).

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