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Rezension zu
Die Weiße Rose

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine neue Darstellung zur Weißen Rose

Von: Kim F
23.04.2017

Es gibt bereits sehr viele Bücher zur Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“, die Historikerin Miriam Gebhardt fügt ihnen noch ein weiteres hinzu, das sich in erster Linie der Frage widmen soll, wieso gerade ihre sechs Hauptaktivisten – Willi Graf, Kurt Huber, Christoph Probst, Alexander Schmorell und die Geschwister Sophie und Hans Scholl – zu Widerstandskämpfern wurden. Sie untersucht deren Biografien auf individuelle Voraussetzungen, die dazu beitrugen, dass sich diese sechs im Gegensatz zu so vielen anderen Deutschen für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus entschieden, der für sie alle den Tod bedeutete. Ich habe mich schon lange immer wieder mit der Weißen Rose beschäftigt, auch im Studium, und bin weiterhin bewegt und fasziniert von der Thematik, so dass ich auch das neueste Werk zu dieser Widerstandsgruppe unbedingt lesen wollte. Das Buch ist nach einer Einleitung, die insbesondere die vorhandene Literatur zur Weißen Rose, die hauptsächlich von Nichtwissenschaftlern stamme, bemängelt, dreigeteilt. Im ersten Teil geht die Autorin wirklich ihrer Hauptfragestellung nach, wie die fünf Freunde und Professor Huber zu Widerstandskämpfern wurden, was diese in Kindheit und Jugend und im Fall von Huber auch während seiner wissenschaftlichen Tätigkeit erlebten und von ihren Eltern, Familien und ihrem Umfeld mitbekamen, das sie zum Widerstand brachte und so viele andere Deutsche eben nicht. Sie geht dabei kritisch mit vorhandenen Deutungen und Ansichten rund um die Mitglieder der Weißen Rose um und betont, wie sehr sie sich durch das Regime der Nationalsozialisten in ihren Interessen und ihrer Entfaltung eingeschränkt fühlten, was entscheidend zu ihrer Widerstandsbereitschaft beigetragen habe. Danach tritt ihre Fragestellung jedoch in den Hintergrund, denn in Teil 2 wird chronologisch die Geschichte der Aktionen der Weißen Rose bis zur Verhaftung von Hans und Sophie Scholl im Februar 1943 erzählt und dann im letzten Teil über die Verhöre, weitere Verhaftungen, die Prozesse, die Hinrichtungen, die Situation der Familien und das Bild von der Weißen Rose berichtet, das sich in der Nachkriegszeit abhängig von den jeweiligen Zeitumständen wandelte und von einzelnen Familienangehörigen auch bewusst geformt wurde. Der Untertitel passt somit nicht zum gesamten Buch und hätte treffender gewählt werden können. Vielmehr bekommt man mal wieder eine Geschichte der Weißen Rose geboten, die zwar bestimmte Aspekte analysiert und nicht nur die Ereignisse nacherzählt, trotzdem aber in einigen Punkten nicht überzeugt. Nach hoffnungsvollem Beginn baute das Buch mit der Zeit immer mehr ab. Teil 1 empfand ich noch als informativ und erkenntnisreich, wenn auch einige Ausführungen besser hätten belegt sein können. Danach bot das Werk aber nicht mehr viel Neues, die Kapitel über die Verhöre und die Prozesse lasen sich zwar spannend wie ein Krimi, doch neue Erkenntnisse boten sie meines Erachtens kaum. Außerdem wurde vieles nur angerissen, wie erwähnt zu wenig belegt oder wie so oft in einzelne Briefabschnitte der Aktivisten etwa viel zu viel hineingedeutet. Ich verstehe einfach nicht, wie man gerade über die Weiße Rose so viel spekulieren kann, anstatt ehrlich zu sagen, dazu können wir nichts mit Sicherheit sagen, da die Quellenlage dazu zu dünn ist. Die Autorin tut dies hin und wieder, ergeht sich dann aber wieder in vielen Spekulationen, die ich schon so oft über Mitglieder der Weißen Rose gelesen habe. Sie versucht immerhin, die Rolle insbesondere von Sophie Scholl nicht überzubewerten und den weniger bekannten Mitgliedern der Weißen Rose genauso viel Raum zu bieten, im Endeffekt sind die Ausführungen über die Scholls aber wieder die längsten, wobei dies natürlich auch an der besseren Quellenlage liegen mag. Leider finden sich im Text aber noch weitere Schwächen. Zum einen werden anscheinend die Schwestern von Graf und Probst verwechselt, als es um deren Verhältnis zu Schmorell ging, der laut des Buches für beide schwärmte, die offensichtlich nacheinander denselben Mann heirateten, wie ich gelesen habe. Zum anderen kommen neben einigen Tippfehlern auch falsche Jahresangaben bzw. Zeitraumangaben vor, was man hätte nachbessern müssen. Auch der Umgang mit den Quellen war in meinen Augen nicht immer gut gewählt. Vereinzelt wurde mal ein Flugblatt abgedruckt neben anderen Dokumenten, doch einen umfassenden Einblick in die Schriftstücke der Weißen Rose erlangte man leider nicht. Fazit Nach dem gelungenen ersten Teil ließ mich dieses Werk dann doch enttäuscht zurück. Es bietet auch nicht die dringend notwendige umfassende Darstellung der Weißen Rose, die ich mir wirklich wünschen würde. Man kann der Autorin nicht mangelnde Sorgfalt bei der Recherche vorwerfen, doch wirklich Neues wurde nicht zutage gefördert. Somit kann man das Buch ruhig lesen, wenn man sich für die Thematik interessiert. Man sollte dabei aber bedenken, dass viele Ausführungen mit Vorsicht zu betrachten und nur die Deutungen der Autorin sind, wie auch bei anderen Werken zur Weißen Rose, vieles über die Widerstandsgruppe wird schlichtweg nicht mehr zu erfahren sein.

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