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Rezension zu
Die Villa am Meer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Familiengeschichte mit historischem Hintergrund

Von: Conny G.
25.04.2017

In "Die Villa am Meer" nimmt uns Micaela Jary mit auf eine Reise nach Warnemünde an die Ostsee. Vor realen historischen Hintergründen und Fakten erzählt sie eine Familiengeschichte und die Geschichte der Erfindung des Strandkorbs sowie der Gründung des ersten Strandkorbverleihs. Die Hauptprotagonistinnen dieser Geschichte sind zwei Frauen, Katharina und Greta, die zwar beide starke Frauen aber ansonsten sehr unterschiedlich sind. Katharina heiratet 1897 den wesentlich älteren, verwitweten Korbmacher Olaf Borchers und gibt für diese Ehe ihre Jugendliebe und heimlichen Verlobten Joachim auf. Sie kann ihn aber nie vergessen. Nach der Geburt von zwei gemeinsamen Kindern, die nach Olafs Willen von einer Gouvernante erzogen werden, fühlt sich Katharina nicht ausgelastet und sucht nach Selbstverwirklichung. Greta, die spätere Ehefrau von Katharinas Jugendliebe Joachim, hat nur ein Ziel: Sie strebt danach in die "bessere" Gesellschaft aufzusteigen und Ansehen zu erlangen. Sie ist von diesem Ziel so besessen, dass sie von Neid, Missgunst und Eifersucht fast zerfressen wird. Das Leben der beiden Frauen verknüpft sich, als Katharina, zunächst gegen den Willen ihres Mannes, einen Strandkorbverleih gründen will. Sie benötigt dazu einen männlichen Geschäftsführer und hat dafür niemand anderen als ihre Jugendliebe Joachim im Sinn. Die Geschichte erstreckt sich über den Zeitraum von 1897 bis 1921 und der Leser erlebt nicht nur das Kaiserreich sondern auch die Schrecken des 1. Weltkrieges. Hierbei beschränkt sich die Autorin aber auf die Auswirkungen des Krieges auf die Menschen und stellt nicht das eigentliche Kriegsgeschehen in den Vordergrund. Das hat mir sehr gut gefallen, denn auf diese Art blieb die Geschichte eine Familiengeschichte und entwickelte sich nicht zum Kriegsroman. Beim Lesen habe ich recht oft Wut empfunden, wenn ich erleben musste, wie damals mit Frauen umgegangen wurde und welchen Stand sie hatten. In Abhängigkeit von ihren Ehemännern wurde ihnen kaum Selbständigkeit, Mitspracherecht, z. B. bei der Kindererziehung, oder irgend eine Form von Selbstverwirklichung zugestanden. Natürlich weiß ich, dass es damals eben so war aber aus heutiger Sicht ist es für mich kaum noch vorstellbar. Daher fand ich es spannend zu beobachten, wie Katharina, die mir sehr sympathisch war, sich nach und nach entwickelt und verändert. Ihr gelingt es unter Nutzung gewisser Ereignisse, ihre Ideen und ihre Selbständigkeit voran zu bringen. Dabei hat sie es natürlich nicht immer leicht, weder geschäftlich noch privat. Auch Greta verändert sich im Laufe der Jahre, aber meiner Meinung nach nicht unbedingt zu ihrem Vorteil. Micaela Jary erzählt diese Geschichte in einem angenehmen und mitreißenden Schreibstil. Das Schicksal und die Ereignisse rund um die Protagonisten hat mich gefesselt und ich war gespannt, wie sich am Ende alles zusammenfügen wird. Natürlich war es ein bisschen vorhersehbar, und irgendwie habe ich es auch erwartet, dass es zwischen Katharina und Joachim wieder knistern wird. Dennoch war es eine große Frage, ob es für beide ein Happy End geben kann. Die umfangreichen und gründlichen historischen Recherchen der Autorin, die sie in einem längeren Nachwort noch erläutert, lassen die Geschichte authentisch und glaubhaft wirken. Und so gibt sie auch ein Stück deutscher Geschichte wieder. Die Beschreibungen der Handlungsorte, besonders der Ostseebäder, war sehr gelungen und macht Lust auf eine Reise dorthin. Ich sah mich vor meinem inneren Auge oft mit einem Buch im Strandkorb sitzen. Im Epilog erfahren wir noch etwas über die Kinder von Katharina und Greta, was die Geschichte rund macht und auch eine Möglichkeit für eine eventuelle Fortsetzung eröffnet. Insgesamt hat mich dieser Familienroman mit seinen Themen und historischen Fakten gut unterhalten! Fazit: 4 von 5 Sternen

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