Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Unser Kunterboot - Das Ding mit der Faulen Paula

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Mit einem Taxi nach Paris

Von: daslesendesatzzeichen
03.05.2017

Man sollte gut überlegen, bevor man sich tatsächlich etwas von Elfen oder Wichteln wünscht. Jonna bedenkt das leider nicht, als sie sich an ihren Lieblingsplatz in der Fabrik begibt. Dort wohnen die Fabrik-Elferiche, die Jonna aus allem bastelt, was ihr so in die Quere kommt: leere Dosen, Draht, Deckel. Gedankenverloren erzählt sie ihren Schrott-Freunden, wie viel Heimweh sie jetzt schon hat, weil sie am nächsten Morgen mit der Klasse auf einen dreitägigen Wanderausflug fahren muss, und bittet um irgendeinen Einfall der Elferiche. Und was geschieht?! Als sie sich wenige Minuten später mit ihrem Bruder und dessen Freund streitet und voller Wut die Treppe nach unten rennt, knickt sie um und verletzt sich den Fuß. Und zwar so heftig, dass sie natürlich nicht am nächsten Tag auf Wanderreise mitfahren kann. So sehr Jonna sich das eben noch gewünscht hat, so traurig ist sie, als es kein Zurück mehr gibt. Und dann hat sie in ihrer Wut bei dem blöden Streit auch noch gewettet, dass sie bis zum Ende der Klassenfahrt ein echtes Geheimnis lösen wird – sonst muss sie ihren Lieblingsplatz auf dem Dach der Fabrik ihrem nervigen Bruder Tomek und dessen Freund Karl abtreten. Kurz gesagt: Jonna ist die „Prinzessin von Pech und Pannen“. Und es wird nicht besser. Jonnas Mutter beschließt, Jonna am nächsten Tag beim Nachbarn Krösus zu parken, damit sie nicht alleine sein muss, während die Eltern arbeiten. Da will sie eigentlich nicht wirklich hin. Krösus ist zwar kein Fremder, aber sie war auch noch nie bei ihm zu Hause. Doch es gibt keine Alternativen, Jonna kann ja kaum gehen – außerdem ist das nun mal so unter den Hausbootleuten: Man wohnt so nah beieinander, dass man sich auch gegenseitig hilft, wenn Not am Mann ist. Genervt ergibt sich Jonna in ihr Schicksal und humpelt zu Krösus‘ Boot, der „Faulen Paula“. Doch wie das manchmal so ist: Wenn man am wenigsten erwartet, ergeben sich die schönsten Momente. Krösus und sein Boot sind nämlich erstaunlich cool. Mal eben so erklärt er ihr, wie man Jahreszeiten-Spiegeleier macht. Und wenn sie sich auf dem Boot umschaut, fühlt sie sich wie in einem Museum. Irre. Doch der Höhepunkt für Jonna ist die Wand neben der Küchentür. Krösus hat vor vielen Jahren eine Weltreise gemacht, und die Wand ist mit Fotos und Postkarten von damals zugepflastert. Sie kann sich daran kaum sattsehen. Zu jedem Bild weiß er eine Geschichte, zu jeder Postkarte gibt es etwas zu erzählen. Als Jonna auf ein Bild mit einer fröhlichen blonden Frau zeigt, die vor dem Eiffelturm in Paris steht, kippt die ausgelassene Atmosphäre jedoch urplötzlich. Unwirsch zischt ihr Gastgeber zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, dass die Frau Paula heißt. Paula? So wie sein Boot? Das ist ja hoch interessant! Jonna kann förmlich riechen, dass hier etwas merkwürdig ist. Und als Krösus partout nichts mehr zu der Sache sagen will, wird ihr auf einmal klar: Hier ist das Geheimnis, auf das sie gewartet hat! Sie wird herausbekommen, was es mit dieser ominösen Paula auf sich hat! „Unser Kunterboot – Das Ding mit der Faulen Paula“ ist der zweite Band der Kunterboot-Reihe. Stephanie Schneider hat mit Jonna eine Protagonistin geschaffen, die weder eine immerfröhliche Gute-Laune-Puppe ist, noch eine hyperintelligente Alleskönnerin. Jonna ist ein erfrischend normales Mädchen. Sie kann weder zaubern noch hexen, sie hat weder Superkräfte noch übersinnliche Begabungen. Aber sie ist neugierig und interessiert an ihrer Umwelt. Manchmal plappert sie los und schämt sich dann, weil es so unüberlegt war. Als sie Bene aus der Parallelklasse trifft, gibt sie zu, dass sie gar nicht weiß, was sie mit ihm reden soll – wann ratscht man schon mit Jungs aus einer anderen Klasse, Mann, wie peinlich! Wenn sie mal etwas Dummes gesagt hat, macht sie sich danach erfreulich kluge Gedanken, denn sie ahnt, dass sie ihr Gegenüber verletzt haben könnte. Das gibt der kindlichen Hauptperson Tiefe, ohne besserwisserisch oder unglaubwürdig zu wirken. Die Geschichte der Suche nach Paula wird auf witzige Weise erzählt, ohne flach zu wirken. Der Spannungsbogen hält bis zum Ende und fesselt auch die erwachsene Vorleserin, so dass am Ende der Geschichte nicht nur die beiden Zuhörerinnen (10 und 7 Jahre alt), sondern vor allem auch die Mama traurig ist, dass das Lesevergnügen so kurz war. Die liebevollen Illustrationen von Nina Dulleck unterstreichen den kunterbunt-fröhlichen Charakter dieses Buchs, das genau die richtige Mischung zwischen Spannung, Spaß und nachdenklichen Komponenten darstellt, und somit prädestiniert ist als perfekte Gute-Nacht-Lektüre. Einhellige Meinung der Dreierjury: uneingeschränkte Empfehlung, unbedingt kaufen! Wir wollen mehr Geschichten vom Kunterboot, Frau Schneider, legen Sie los! Bitte!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.