Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Junktown

Alle Macht den Drogen

Von: Flaventus
11.05.2017

Irgendwo auf diesem Planeten in irgendeinem Staat. Nach der Konsumrevolution ist es die Pflicht eines jeden Bürgers zu konsumieren. Und zwar nicht irgendwas, sondern Drogen jeglicher Art. Das klingt nicht nur nach einem Mekka für Liebhaber von Drogenexzessen, sondern auch nach einem sozialkritischem Roman. Leider verschenkt Oden das Potential dieser außergewöhnlichen Geschichte in einem noch ungewöhnlicherem Setting. Blendet der Leser dieses aus, verbleibt ein mehr oder minder gewöhnlicher Kriminalfall. ╔═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╗ ★ Szenario ╚═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╝ Ich mag Geschichten, in die der Leser direkt hereingeworfen wird. Auch wenn er mit Begrifflichkeiten konfrontiert wird, mit denen er zunächst nichts anzufangen weiß. Allerdings mit einer Einschränkung. Im Laufe der Geschichte sollte schon erklärt werden, was es damit auf sich hat. Dies fehlt in diesem Buch zu großen Teilen. Vieles bleibt unerzählt und der Phantasie des Lesers überlassen. Wie mag wohl ein neben einem Beischlafkabinenhotel des Vergnügungsviertels liegendes Spermabad aussehen oder welche Funktion mag es haben? Auf der anderen Seite füllen plötzlich Informationen zu Drogen oder Regalinhalten Seiten, ohne dass sie zu mehr Klarheit oder Authentizität beitragen können. Hier hätte ich mir mehr gewünscht als ein kreativer Umgang mit der Sprache, der so Begriffe wie "Bedarfspolizeiergänzungsdienst" hervorbringt. Nur kurz und rudimentär wird im Laufe der Geschichte der Konsumrevolution erläutert, aber die Beschreibungen der Wohniglus und anderer Details lassen den Leser allein, wobei sich aufgrund der Fremdartigkeit des Szenarios kein stimmiges Bild in meinem Kopf bilden wollte. Warum wird z.B. Müll plötzlich zum Konsumgut und warum ist es umso besser, umso vermüllter die Gegend ist, in der man wohnt? ╔═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╗ ★ Witz ╚═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╝ Vieles in der Geschichte wirkt überzogen und gleitet ab in das satirisch Witzige. An anderen Stellen, wird der Leser direkt mit einem unverhohlenem Witz konfrontiert. Wie zum Beispiel in der Szene, in der ein Toter mit Schlinge um den Hals gefunden wird. Ein kurzer Auszug aus der Unterhaltung zwischen dem Hauptprotagonisten Cain von der Gemapo (ein gewolltes Kunstwort) und dem Schutzmann Brask: "Hatte der Tote irgendetwas bei sich?" "Da wäre die Schlinge." Cain schloss die Augen. ╔═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╗ ★ Charakter ╚═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╝ Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Solomon Cain. Einem Ermittler der Geheimpolizei. Lässt man alle ungewöhnlichen Beschreibungen weg, so übernimmt er einen Mordfall in einem korrupten Staat und begibt sich auf Spurensuche. Dabei nimmt er die klassische Rolle des verschrobenen und gescheiterten Polizisten ein, die es so häufig in Kriminalfällen zu finden gibt. Das Setting driftet hier zwar wieder ins überzogen komische ab, wenn von einem Mord an einer Brutmutter die Rede ist, aber auch hier kommt wieder zum Tragen, das Oden so wenig die Umgebung erklärt. Denn die Brutmutter ist eine riesige Brutmaschinerie, in der 800 Föten ausgebrütet werden können und deren Größe so gigantisch ist, dass die Ermittler in ihr umherwandeln können. Erzählt wird von ihr aber wie von einem Menschen, der nicht nur geliebt und geachtet wurde, sondern gleichzeitig auch über ein Bewusstsein verfügte. Irgendwie wollte sich da kein stimmiges Bild in mir bilden. So ergibt zwar das Bild des Solomon Cain einen (wenn auch gewöhnlichen) Charakter, mit dem der Leser etwas anfangen kann, aber die meisten Nebenfiguren bleiben wie das Gesamtsetting blass. ╔═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╗ ★ Fazit ╚═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╝ Junktown ist spielt sicherlich in einem ungewöhnlichen Setting, aus dem man so viel hätte machen können. Aber vieles bleibt aus. Nicht nur die Beschreibung dieser Welt ist unausgereift, auch die Gesellschaftskritik ist lediglich in Ansätzen vorhanden. So, wie das Buch vor allem zum Ende hin geschrieben ist, wollte Oden hier vermutlich viel mehr mit aussagen. Aber er verliert sich in Nebensächlichkeiten. Schlussendlich verbleibt hier ein Kriminalfall vor einem ungewöhnlichen Setting, der nicht außergewöhnlich ist - weder im Guten, noch im Schlechten.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.