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Rezension zu
Das Walmesser

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

*+* C.R. Neilson: "Das Walmesser" *+*

Von: Irve liest
01.06.2017

Warum verlässt John Callum Glasgow und begibt sich Hals über Kopf in die unberührte Natur der Faröer Inseln? Er kennt dort niemanden und hat auch keine Arbeitsstelle im Gepäck. Ist er auf der Flucht? Hat er ein Verbrechen begangen oder anderen Dreck am Stecken? Der Hörer ist diesbezüglich ebenso unwissend wie die männliche Hauptfigur selbst. John kann sich an nichts erinnern. Leidet er unter Amnesie, hat er schlimme Ereignisse erlebt und erfolgreich verdrängt? Oder kann er sich an nichts erinnern, weil einfach nichts passiert ist? Aber warum suchen ihn dann immer wieder diese undurchsichtigen Albträume auf? Meine Neugier war geweckt. Ich wollte wissen, was John Callum erlebt hat, und auch, wie sich sein Leben im frei gewählten Exil entwickeln würde. Denn so leicht wie erhofft ist es nicht für den Mann. Er scheint vielmehr vom Regen in die Traufe geraten zu sein. Sein Neuanfang ist nicht leicht, er dringt in die eingeschworene Gemeinschaft eines Dorfes ein. Nicht jeder dort freut sich über solche Eindringlinge. So mancher zeigt ihm offen seine Ablehnung, andere sind zurückhaltender. Und zum Glück gibt es dort auch Menschen, die John die Hand reichen und ihm eine Chance geben. So findet er Arbeit in einer Lachszucht und schließlich glaubt er auch Amors Pfeil zu spüren. Diese positive Entwicklung hält jedoch nicht lange an…. Eines Morgens erwacht John im Hafen. Ohne jegliche Erinnerung an den letzten Abend und die Nacht, dafür mit einem blutigen Messer in der Tasche. Was hat er getan? Hat er überhaupt etwas getan, oder ist der Täter ein ganz anderer und will ihm ein Verbrechen anhängen? Erneut kommen mir Fragen über Fragen in den Sinn. Und die Befürchtung, dass, egal was passiert ist, John im Zweifelsfall vermutlich immer den Kürzeren ziehen wird. Denn entweder hat er selbst das Messer benutzt, oder jemand schiebt ihm eine große Schuld in die Tasche – geschützt durch den Zusammenhalt des eingeschworenen Menschenschlags. Was wäre in diesem Fall stärker – die Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft oder die Reinheit des Gewissens? Nach und nach kommen immer mehr kleine Schnipsel der Wahrheit ans Licht, die sich zum überraschenden Bild der Tatnacht zusammenfügen. In dem Maße, wie sich die Verstrickungen auf den Faröerschen Inseln aufklären, wird John zunehmend von der Vergangenheit eingeholt und die damaligen Geschehnisse treten immer klarer zutage. Der Autor hat vor der großartgen, bildgewaltigen Kulisse der Faröerschen Inseln einen ruhigen Thriller der leisen Töne erschaffen, dem trotz seiner Gemächlichkeit ein gutes Maß an subtiler Spannung innewohnt. Die Protagonisten sind ebenso undurchsichtig gezeichnet wie Johns Schicksal. Parallel zu dessen Aufklärung begreift der Hörer, wer wirklich auf der Seite des Mannes steht und wer sich lange Zeit hinter dem Deckmäntelchen eines raffinierten Lügengeflechts zu verstecken wusste. Durch die Ich-Form der Erzählung hatte ich eine enge Bindung zur Hauptfigur und erlebte intensiv seine Zeit auf der Insel. Dabei haben mich die Geschehnisse ebenso in den Bann gezogen wie der großartige Lokalkolorit, mit dem der Krimi durchsetzt ist. Die raue Natur, die Flora und Fauna, die Traditionen, das harte Leben, das wilde Meer, das die Salzluft ebenso weit in die Kulisse schleudert wie der Autor die Schicksalsfäden Johns durch das Land ziehen lässt und am Ende schlüssig und mit Irrungen und Wirrungen garniert interessant und überzeugend auflöst. Martin Bross als Hörbuchsprecher ist eine gute Wahl für „Das Walmesser“. Mit seiner ruhigen Art unterstützt er die Langsamkeit der Geschehnisse, fördert aber auch auf ganz unaufgeregte Weise den Aufbau der unterschwelligen Stimmung. Er gibt die verschiedenen Stimmungen der Protagonisten überzeugend wider, schildert aber auch nachhaltig die überwältigenden Naturgewalten. Ich lauschte sehr gerne seiner Stimme und hätte gerne noch etwas länger in der Geschichte, auf den Faröer-Inseln, verweilt. Inhalt Fremd auf den Färöern. Blut an den Händen. Du erwachst. Klatschnass, frierend, verkatert. Dein Kopf schmerzt. Du hast keine Erinnerung an den letzten Abend. In deiner Tasche findest du ein Grindaknívur — ein Messer, mit dem am Abendbrottisch das Walfleisch zerteilt wird. An der Klinge haftet Blut. Aber es ist nicht deines … Autor C. R. Neilson arbeitete zwanzig Jahre als Journalist, ehe er sich auf das Schreiben von Krimis und Thrillern verlegte. Er lebt in Schottland. Sprecher Martin Bross spielt und spricht für Bühne, Film, TV und Radio. Seit 2006 ist er als Gast am Theater an der Ruhr beschäftigt. Man hört ihn in zahlreichen WDR-Hörspielen und Hörbüchern von Random House Audio, oder sieht ihn im TV (z. B. Späte Aussicht, Die Gustloff). Quelle: Random House Audio

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