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Rezension zu
Der Wüstenplanet

Ein Meisterwerk

Von: Hirilvorgul
06.06.2017

Die Neuauflage dieses Klassikers der Science Fiction war für mich Anlass, dieses Buch nun auch endlich mal zu lesen. Vor vielen Jahren hatte ich den Film gesehen und ihn nur als mäßig in Erinnerung (von der Handlung war mir eigentlich gar nichts mehr im Gedächtnis), aber das ist ja kein Grund, dem Buch nicht seine Chance zu geben. Und wie froh bin ich, es getan zu haben. Mir wäre sonst echt ein Meisterwerk verborgen geblieben. Herbert hat mit dem Wüstenplaneten eine faszinierende Welt geschaffen, die so lebensfeindlich ist, aber dennoch Raum zum Leben sowohl für Menschen als auch ureigenste Kreaturen dieser Welt bietet. Die Gesellschaft, die der Autor uns bietet, ist unserer jetzigen gar nicht so unähnlich. Geld regiert die Welt, die Gier nach Macht und Profit ist Triebfeder für Kriege, Intrigen, Eroberung und Unterdrückung. Hinzu kommt noch ein Schuss Religion, denn wo Menschen in Gemeinschaft leben, brauchen sie etwas, das verbindet, das Halt und Richtung gibt. Man merkt dem Roman nicht an, dass er bereits mehr als 50 Jahre auf dem Buckel hat (und ich glaube nicht, dass das nur an der neuen Übersetzung liegt), denn all diese Themen sind hochaktuell. Über allem liegt am Ende die Erkenntnis, wie leicht es doch ist, durch das Platzieren von Legenden und das Manifestieren von Glaubens- und Lebensgrundsätzen den Boden für den „Erlöser“ zu bereiten. Auf diesem Nährboden gedeihen leider nicht nur Loyalität und Zusammenhalt, sondern auch Fanatismus. Paul Atreides wurde von Kindheit an auf seine Rolle als Nachfolger seines Vaters als Herzog vorbereitet. Dass seine Ausbildung dabei noch weiter ging, als es für diese Rolle erforderlich gewesen wäre und dass Paul eigentlich ein Werkzeug für die Pläne anderer ist, wird sowohl ihm als auch dem Leser erst nach und nach klar. Und so ist er zerrissen zwischen seinen Fähigkeiten, seinem Wissen und seinen Wünschen. Er sieht eine Zukunft voraus, die ihm Angst macht. Aber kann und darf er sich dieser Zukunft, die doch seine Bestimmung zu sein scheint, verweigern? Großartig gelungen sind auch die anderen Charaktere, die alle Faszetten menschlicher Stärken und Schwächen aufweisen. Es ist nicht eine Figur dabei, die sich als durchweg „Gut“ oder „Böse“ einstufen lässt. Naja, vielleicht mit Ausnahme des widerlichen Barons Harkonnen, aber auch der ist mehr als glaubwürdig dargestellt. Trotz der Vielzahl an wichtigen handelnden Personen verliert man als Leser zu keinem Zeitpunkt den Überblick Beim Lesen stellte ich einmal mehr fest, wie fließend doch die Grenze zwischen Science Fiction und Fantasy ist. Jeder Fantasy-Fan, der sich am Vorhandensein von ein paar Raumschiffen und Transportfahrzeugen sowie der Tatsache, dass hier zwischen Planeten hin und her gereist wird nicht stört, wird diesen Roman mit dem größten Vergnügen lesen. Gerade durch den Fakt, dass Computer und künstliche Intelligenz in dieser Welt keinen Platz haben, macht sie so fantastisch. Einzig die Destillanzüge, die jeden Tropfen lebensnotwendiger Feuchtigkeit sammeln, erinnern an das technische Niveau der Bewohner. Die besonderen mentalen Fähigkeiten der Bene Gesserit, der Mentaten und Navigatoren sind einfach faszinierend und die Entwicklung, die Paul Atreides durchmacht ist atemberaubend. Einzig die Wandlung, die er gegen Ende vollzieht, hat mir als Leser ein bisschen wehgetan, musste ich doch mit ansehen, wie sich mein Lieblingscharakter zu einer Person entwickelt, der ich meine Sympathien nicht mehr uneingeschränkt schenken kann. Fakt ist aber, dass ich nun nicht umhin kommen kann, die weiteren Romane des Zyklus auch noch zu lesen. Denn auch wenn die Handlung dieser Geschichte zu einem Ende geführt wird, das man als solches akzeptieren kann, will man ja doch wissen, wie sich die Geschehnisse weiterentwickeln. Und ich werde mir auf jeden Fall nun auch den Film nochmals anschauen. Nun gehöre ich also auch zu denen, die diesen Klassiker wärmstens weiterempfehlen und gehe dabei so weit, ihn sowohl Science-Fiction- als auch Fantasy-Freunden ans Herz zu legen. 4,5 Sterne gibt es von mir. Das halbe Sternchen Abzug ist durch die sich ein wenig überschlagenden Ereignisse am Ende bedingt. Hier hätte ich mir noch ein bisschen mehr „Entwicklung“ gewünscht. Aber das auf sehr hohem Niveau gejammert. Fazit: Eines der wenigen Bücher, die für mich in die Kategorie „sollte man gelesen haben“ gehören.

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