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Rezension zu
Das Verbrechen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein schmutziges Kapitel der amerikanischen Historie

Von: Elke Heid-Paulus
12.06.2017

Die Bilder von den Protesten gegen die Verlegung der Ölpipeline durch das Stammesterritorium der Standing Rock Sioux sind noch allgegenwärtig. Heiliger Boden wird entweiht, die Wasserversorgung zerstört, weil die Profitinteressen der Betreiberfirma (an der interessanterweise auch der derzeitige US-Präsident beteiligt ist) an erster Stelle stehen und die Besitzer des Landes ihrer Rechte berauben. Es ist also ein guter Zeitpunkt, zu dem David Granns True Crime-Story „Das Verbrechen“ erscheint, zeigt es doch, dass sich in den Vereinigten Staaten nichts, aber auch gar nichts, am Umgang mit den Rechten der Native Americans geändert hat, wenn wirtschaftliche Interessen im Spiel sind und man sich die Vorgehensweise der Regierungsorganisationen ansieht. Ein wertloses Stück Land wird zum Reservat erklärt, der Stamm umgesiedelt, aber sobald sich herausstellt, dass Bodenschätze jedweder Art auf dem Gebiet vermutet werden, setzt man alles daran, die Bewohner zu vertreiben. Ähnliches geschieht um 1920 in Oklahoma im Reservat der Osage-Indianer. Der Stamm sitzt auf einem unvorstellbar großen Ölfeld und kann herrlich und in Freuden von den Erlösen leben, denn aus Mittellosen werden quasi über Nacht Multimillionäre, die in Saus und Braus leben. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch bei Außenstehenden bzw. Nicht-Stammesangehörigen Begehrlichkeiten geweckt werden, die um ihr Ziel zu erreichen, skrupellos vorgehen und nicht vor Mord zurückschrecken. Ein Volk soll/muss ausgelöscht werden, damit man sich die Taschen füllen kann. In der besten Tradition des amerikanischen Reportagejournalismus, wie wir es beispielsweise von Jon Krakauer kennen, hat sich David Grann diesem Thema genähert und die Osage-Morde in seinem Buch „Das Verbrechen: Die wahre Geschichte hinter der spektakulärsten Mordserie Amerikas“ näher betrachtet. Er teilt die Vorgänge in drei Bereiche ein: im Zentrum des ersten Teils stehen die Osage-Frauen, repräsentiert von Mollie Burkhardt und ihrer Familie, die fast ausnahmslos der Mordserie zum Opfer fallen. Der zweite Teil schildert die Ereignisse aus der Sicht von Tom White als Vertreter des neu gegründeten Federal Bureau of Investigation (FBI) und zeigt, dass diese Institution weit davon entfernt ist, den Osage Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Im Gegenteil, auch die Vertreter des FBI sind vornehmlich bestrebt, sich die Taschen zu füllen. Und im dritten Teil schließlich beschreibt der Autor seine Recherche, die ihn zweifelsfrei zu dem Schluss kommen lässt, dass die Zahl der Opfer unter den Osage um ein Vielfaches größer war als bisher angenommen und bekannt. Granns Buch ist komplex und fordert zu jedem Zeitpunkt die Aufmerksamkeit des Lesers. Ein spannendes Sachbuch, das einmal mehr ein schmutziges Kapitel der amerikanischen Historie ans Licht bringt. Lesen!

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