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Rezension zu
Das Verbrechen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Real-Crime

Von: Michael Lehmann-Pape
04.07.2017

Weniger in erzählender Thriller-Form, mehr in Form einer dokumentarischen Reportage, legt David Grann die Geschichte eines, in mehrfacher Hinsicht interessanten, Verbrechens vor. Zum einen ist die Geschichte der vielen Tötungsdelikte seit Beginn der 1920er Jahre in diesem Indianerreservat (und drum herum) eine Beispielgeschichte über den Umgang mit möglichem Reichtum in solchen Reservaten. Sei es, wie hier, reichhaltige Ölquellen, sei es, wie an anderen Orten und bis heute die Lizenz für Casinos. Ein Stamm wird reich. Das zum einen. Und als Indianer war man, trotz nun klarerer Regelung, noch lange kein gleichwertiger Bürger der Vereinigten Staaten und noch lange nicht sicher vor Komplotten, Korruption, Mord und einer zu Anfang eher leger ermittelnden Polizei. Zudem ist dieser immer breiter werdende Fall, je mehr die Zeit und die Ermittlungen fortschreiten, eine akribische Darstellung der Arbeit des damals noch am Anfang stehenden FBI und seiner internen Probleme gerade in dieser Zeit. Und zu guter Letzt entfaltet sich ebenso eine „Ur-Geschichte“ menschlicher Gier. Wie üblich in Bezug auf das Stammesgeschehen erhielten die, die ihre Zugehörigkeit zum Stamm nachweisen konnten, zunächst eine kleinere, im Lauf des „Booms“ und der breiteren Nutzung des Öls eine erkleckliche Apanage. Klar, dass da bei der entscheidenden Frage der Zugehörigkeit getrickst wurde, was das Zeug hält. Lagen darin vielleicht auch die Motive der Morde? Oder nur zum Teil und andere der Morde hatten ganz andere Gründe? Ein enges Geflecht von Beziehungen, viele Personen, die beteiligt sind und Ermittlungen, die ganz bei null anfangen und lange nicht wirklich vom Fleck kommen, Schritt für Schritt geht Grann, nüchtern und sachlich im Ton, den Ereignissen nach, die mit dem Verschwinden von Anna begann. Und jede Menge Morde später, mit Problemen der Korruption in den eigenen Reihen kämpfend, wie mit den Fragen, was hinter der Mordserie steckt, gelingt es dem FBI, den Fall zu lösen. Zumindest im Groben. Mit geflüchteten Verdächtigen, mit jeder Menge Misstrauen den Agenten gegenüber, mit Fragen über Fragen. „Sie versuchen, mein Vertrauen zu erschleichen, aber ich sage ihnen, dass sie mich auf den elektrischen Stuhl bringen wollen“. Und offene Fragen bleiben bis heute. „Er war eines jener Opfer, die in den FBI-Akten nicht auftauchten und dessen Mörder nicht ins Gefängnis kamen“. Wie das geschehen konnte und welche Lösung sich hinter der Zeit der „Schreckensherrschaft“ verbirgt, dass kann der Leser Schritt für Schritt über die Jahre der Ermittlungen, der Finten und Strategien auf allen Seiten, kleinteilig im Buch nachlesen. Wobei die Vielzahl der Namen, die vielfachen Richtungen der Ermittlungen, aber auch der Verbrechen dem Leser Konzentration abfordern. Dies ist kein Buch, dass man nebenbei mal „mitliest“. Dafür aber seine sehr gründlich recherchierte und sehr auch ins persönliche der damaligen Akteure hereinreichende Lektüre. „Es gab einfach zu viele Lügen, zu viele vernichtete Dokumente“. Und doch ist der Fall weitgehend gelöst.

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