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Rezension zu
Wie Kinder trauern

Gehört in jedes Buchregal!

Von: Koreander
07.07.2017

Wie erkläre ich meinem Kind, dass die geliebte Oma gestorben ist? Wie kommt mein Sohn damit klar, dass Papa Selbstmord begangen hat? Wie erkläre ich meinen Kindern, dass Mama nie wieder aus dem Krankenhaus zurückkommt? Wie wird meine Tochter den Tod ihres Brüderchens nur bewältigen können? Und während wir Erwachsenen häufig selbst mit den Folgen des Todes uns geliebter Menschen überfordert sind, sollen wir uns auch noch richtig um die Kleinen kümmern. Die Angst etwas falsch zu machen oder gar unsere Kinder zu traumatisieren, bestimmt unser Handeln. Wir verheimlichen, beschwichtigen, lügen vielleicht sogar. Wie Kinder trauern. Ein Buch zum Verstehen und Begleiten. ist die Pflichtlektüre und hilfegebende Handreichung für alle Betroffenen, damit es gar nicht erst zu folgenschweren Fehlentscheidungen kommt. Oder, wenn es dafür bereits zu spät ist, wie man sich aus dieser Fehlentwicklung als Familie wieder herausmanövriert. Das Buch sollte zur Standardlektüre aller Eltern gehören. So wie Schwangerschafts- und Erziehungsbücher zu Rate gezogen werden, sollte frühzeitig auch dieses Buch zum Repertoire von Menschen gehören, die sich intensiv mit Kindern und Jugendlichen auseinandersetzen, also nicht nur Eltern, sondern auch Pädagogen jeglicher Couleur. Je früher man sich mit dem Tod und den Möglichkeiten diesen produktiv zu verarbeiten, auseinandersetzt, desto geringer wird der „Horror des Nichtwissens“ (Norbert Elias) ausfallen. Denn kaum etwas ist schwerer zu ertragen als das Wissen um die Begrenztheit des (eigenen) Lebens. Deshalb beschäftigen wir uns so gut wie nie mit dem Tod. Wir verdrängen nicht nur den Tod an die Randbereiche unseres Lebens, sondern auch das Sterben. Menschen sterben nicht mehr im Beisammensein der Familie, sondern in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Hospizen. Über den Tod, gar den eigenen, wird in Familien so gut wie nie geredet. Der Tod wird immer mehr zu einem Tabuthema. Und während es nicht einmal die Erwachsenen schaffen angemessen unter- und miteinander über das unbedingte Ende des Lebens zu sprechen, werden Kinder komplett aus dieser Kommunikation ausgeschlossen. Doch irgendwann ereilt es jede Familie. Mal weniger tragisch und mal mehr. Mal absehbar und mal völlig unerwartet. Die eine Familie kann sich auf das Abschied nehmen vorbereiten und eine andere Familie wird überraschend auseinandergerissen. Die Brutalität des Todes liegt in der Endgültigkeit, die wir zuvor zu verdrängen versuchen. Wie Kinder trauern ist hier Hilfe und Anleitung, sowohl für die Kinder als auch für die Eltern. Das Autorenteam kommt aus der Praxis und die jahrelange Erfahrung in der Trauerarbeit wird konzentriert und komprimiert in Wie Kindern trauern dargestellt. Nicole Rinder und Florian Rauch leiten ein Bestattungsunternehmen, dass sich der ganzheitlichen Trauerarbeit verschrieben hat: AETAS. „Wenn wir verstehen, dass Sterben, Tod und Trauern ebenso zum natürlichen Lebensbogen jedes Menschen gehören, wie die Freude über Liebe, Heirat und Geburt, kann eine neue Form der Trauerkultur entstehen, wie wir sie in unserem Haus pflegen. Wir legen Wert auf ein ganzheitliches Konzept, das auf individuelle Bedürfnisse eingeht.“ Tita Kern ist Psychotraumatologin und Systemische Familientherapeutin. Sie leitete das Pilotprojekt „KIDS – Kinder nach belastenden Ereignissen stützen“ beim ASB München. Seit 2013 ist sie die fachliche Leiterin in der AETAS Kinderstiftung. Jeder Mensch trauert anders, die Begriffe richtiges oder falsches Trauern sind hier nicht zielführend. Und die Trauer von Kindern unterscheidet sich noch einmal von der Trauer der Erwachsenen. „Manches Kind reagiert sehr stark – mit Wut, auffälligem Verhalten, laut und unbeherrscht. Ein anderes scheint vielleicht gar nicht von Trauer berührt: Es spielt fröhlich, verhält sich, als wäre nichts geschehen, registriert den Tod der Oma oder des Vaters scheinbar emotionslos. Und wieder ein anderes Kind zieht sich völlig in sich selbst zurück, ist still und lässt gar keine Gefühle oder Gedanken nach außen dringen. All diese Reaktionen sind völlig normal, doch für manche Eltern oder andere Bezugspersonen schwer auszuhalten.“ Neben den feinfühligen Erläuterungen zu den unterschiedlichen Phänomenen und Farben (statt Phasen) der Trauer, finden sich immer wieder auch ganz praktische Tipps: „Was jetzt helfen kann“. Damit verbleibt das Buch nicht nur auf einer erklärenden Ebene, sondern bietet für Betroffene sofort umsetzbare Hilfestellungen: „Wie die Großen die Kleinen unterstützen können.“ Gleichzeit lernen die Großen vieles über sich selbst und ihre eigene Trauerarbeit. Am Ende des Buches finden sich noch weiterführende Literaturempfehlungen und Kontaktadressen, so dass aus einem Buch, dass das Verstehen der eigenen Trauerarbeit und der der Kinder ermöglicht, zugleich ein umfangreicher Ratgeber wird, der zu jederzeit Hilfe anbieten kann.

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