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Rezension zu
Wenn die Wahrheit Kopf steht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

5 gute Gründe, "Wenn die Wahrheit Kopf steht" zu lesen

Von: Celina
12.07.2017

Regelmäßig gibt es Berichte über die zunehmende Islamfeindlichkeit in Deutschland und nennt mich dazu ein wenig intolerant: aber zu 98% verstehe ich Gruppierungen wie AfD oder Pegida nicht. Vielleicht bin ich dafür grundsätzlich zu logisch denkend, vielleicht wurde mein Vertrauen in den Staat noch nicht enttäuscht, vielleicht bin ich naiv, wenn ich an Statistiken glaube, die ich nicht selbst gefälscht habe, solange sie aus seriöser Quelle kommen: Mir sind Argumente von Islamkritikern normalerweise ein Rätsel. Schon allein die scheinbar grundlegende Annahme, dass alle Muslime Islamisten sind und/oder uns etwas Böses wollen, ist in meinen Augen ganz offensichtlich falsch – es waren ja auch nicht alle Christen des 11. bis 13. Jahrhunderts Kreuzritter. Dass Christen (und christliche Staaten) nicht immer ganz einwandfrei gehandelt haben (und es auch heute nicht immer tun), scheint aber einige wenig zu bekümmern, wenn sie sich nun gegen eine komplette Religion stellen. Dennoch bin ich nicht zu verbohrt, um die Gegenseite wenigstens verstehen zu wollen. Dabei soll dieses Buch helfen. Daher kommen hier fünf Gründe, warum ihr es unbedingt lesen solltet: Zeigt, dass Islamfeindlichkeit nichts Neues ist Ich bin grundsätzlich ein historisch interessierter Mensch. Mit der Geschichte eines gewissen Themas/Menschen/Ereignisses hat mich schon im Sack (zumindest, wenn es gut geschrieben ist). Ich finde es daher schön, dass Röther zunächst auf die Herkunft der Islamfeindlichkeit in Europa allgemein und in Deutschland im Besonderen eingeht. Er zeigt, dass dies kein neuartiges Phänomen ist, welches sich durch die Flüchtlingskrise entwickelt hat, sondern schon länger gegeben ist. Für mich war das auch aus einem anderen historischen Grund heraus interessant. Wenn man sich die Geschichte des Antisemitismus anschaut, so gab es diesen in Europa schon lange vor Hitler. Ich denke, dass wir, im Hinblick auf die deutsche Geschichte, Islamophobie nicht unbedingt als Präzedenzfall ansehen sollten – und uns erinnern sollten, was das letzte Mal herauskam, als wir eine Religion zu unserem Feindbild erkoren haben. Einblicke in das Weltbild Wie schon einmal angesprochen, kann ich die Argumente von „AfD, Pegida & Co.“ nur sehr selten nachvollziehen. Röther hat mir einen Einblick in das Weltbild besagter Gruppierungen geboten – ob damit mein Verständnis wirklich gestiegen ist, steht auf einem anderen Blatt. Tatsächlich habe ich im Zuge des Buches oftmals den Kopf schütteln müssen. Um ein Beispiel zu nennen, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist: Lutz Bachmann. Bachmann, Vorsitzender von Pegida e.V., wurde 1998 zu einer Haftstrafe verurteilt, der er sich durch Flucht nach Südafrika entzog. Mittlerweile wohnt er auf Teneriffa, da er und seine Familie laut eigenen Angaben in Deutschland bedroht werden.  Um in Deutschland für die Schließung der deutschen Grenze zu plädieren überfliegt er also mehrere Staatsgrenzen. Im gleichen Atemzug wettert er, als ehemaliger Justizflüchtling und mehrmals verurteilter Straftäter, gegen kriminelle Ausländer und Flüchtlinge. Gerade, wenn solche Absurditäten dargestellt werden, verstehe ich die beschriebenen Gruppierungen noch weniger. Allerdings wurden auch viele Dinge erklärt, die ich vorher entweder gar nicht auf dem Schirm hatte, oder nicht verstanden habe. Insofern wurde dann doch ein gewisses Verständnis aufgebaut – wenn auch nur im Bezug auf sachliche Grundlagen. Dialog wichtig – möglich machen durch Verständnis Wie wir alle – hoffentlich – einmal gelernt haben, bringt blindes Draufhauen und Dagegen-Sein nur höchst selten etwas. Meistens ist Reden tatsächlich die bessere Alternative. Ich diskutiere aber ungern über Themen, von denen ich keine Ahnung habe – da überlasse ich das Reden lieber anderen. Bei diesem Thema kommt, wie schon gesagt, mein fehlendes Verständnis hinzu. Umso wichtiger finde ich daher ein Buch wie dieses, das es sich zum Ziel setzt, die Gedankenwelt von Islamgegnern verständlicher zu machen. Wenn ich besser verstehen kann, woher dieses mir fremde Weltbild kommt, kann ich vermutlich eher darauf eingehen und in der Konsequenz auch eher auf die Vertreter dieses Weltbilds. Nach Röthers Ansicht ist ein Entschärfen des Konflikts nur möglich, wenn man miteinander in Dialog tritt. Mit diesem Buch ebnet er den Weg dazu. Baut Vorurteile ab – gesteigertes Wissen über ein Thema Röther spricht in diesem Buch kurz ein Thema an, das ich wichtig finde: je besser man etwas Fremdes kennenlernt, je mehr man darüber weiß (er bezog dies offensichtlich auf Muslime und den Islam), desto eher bauen sich Vorurteile und Ängste ab. Seinen Angaben nach, sind Gegenden, deren Bevölkerung wenig Muslime enthält, tendenziell islamfeindlicher eingestellt. Umgekehrt gilt für mich, dass ich jede Menge Vorurteile über Islamgegner habe; das fängt beim Bildungsstand an und hört bei der Herkunft auf. Manche dieser Vorurteile wurden in der letzten Zeit bereits durch Personen aus der AfD entkräftet. Sachbücher haben es normalerweise an sich, daraus mehr über ein Thema zu lernen. In meinen Augen geht damit auch immer einher, dass man differenzierter über das jeweilige Thema denkt – für mich war das auch bei diesem Thema der Fall. Spannend geschrieben Last but not least ist nicht zu vergessen, dass dieses Buch gut geschrieben ist. Sachbücher können manchmal trocken werden, auch wenn das Thema an sich sehr interessant ist. Ein gut zu lesender Schreibstil ist daher in meinen Augen sehr wichtig. Bei Röther merkt man, dass er mittlerweile als Journalist arbeitet, denn offensichtlich weiß er, wie ein Thema spannend aufzubereiten ist. Hinzu kommt, dass es nicht besonders lang ist, daher bin ich förmlich durch die Seiten geflogen und war bereits nach kurzer Zeit fertig mit dem Buch. Das bedeutet aber nicht, dass die Message weniger eindringlich vermittelt. Tatsächlich trägt sein Schreibstil dazu bei, dass ich mir einige Dinge besser merken konnte. Letztendlich muss ich sagen, dass ich zwar durchaus gut informiert wurde, sich mein Verständnis für die Gruppierungen, mit denen sich das Buch beschäftigt, aber nur höchst selten eingestellt hat. Zu viel erscheint mir immer noch unlogisch und manchmal auch einfach zu widersprüchlich. Das liegt keineswegs am Buch, denn das empfand ich als sehr informativ. Man merkt, dass sich der Autor ausführlich mit dem Thema und den Beteiligten beschäftigt hat und mir konnte er die Thematik gut vermitteln.

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