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Rezension zu
Prinz der Dunkelheit

Ein düsterer Prinz ist er, der Prinz der Dunkelheit

Von: michaelaschreibt
16.07.2017

Prinz Jorg Honorous von Ankrath ist zehn Jahre alt, als er mit ansehen muss, wie seine Mutter und sein kleiner Bruder bei einem Überfall auf ihre Kutsche getötet werden. Selbst steckt er während dieser Szene in einem dichten Gebüsch aus giftigem Hakendorn fest, aus dem er sich nicht befreien kann, wo ihn die Übeltäter allerdings auch nicht finden. Vier Jahre später ist er mit einer Bande zusammengewürfelter Söldner, Diebe und Schläger unerkannt auf den Straßen des Königreiches und angrenzender Gebiete unterwegs. Sein Vater, der König, hält ihn für tot, doch Jorg hat nicht vor, ihn in diesem Glauben zu lassen, denn mit Erreichen seines 15. Geburtstags, so hat er geschworen, wird er selbst König sein. Zuvor muss er allerdings noch Rache für den Überfall nehmen, dessen Drahtzieher ihm wohlbekannt ist. Die Beschreibung von Prinz der Dunkelheit, dem ersten Band der Trilogie um Prinz Jorg von Mark Lawrence, der bereits 2011 auf deutsch im Heyne-Verlag erschienen ist, deutet vielleicht schon an, dass es in der Geschichte nicht zimperlich zugeht. Und das ist in der Tat der Fall. Nicht nur, dass Jorg und seine Kumpanen, seine „Brüder“ genannt, zu Beginn des Buches durch die Dörfer ziehen und dabei kein Mitleid mit den Dorfbewohnern haben, diese bestehlen, ermorden und deren Häuser in Brand stecken (in beliebiger Reihenfolge), so schreckt vor allem Jorg nicht davor zurück, als junger Anführer der kleinen Gruppe auch mal einen seiner eigenen Männer um die Ecke zu bringen, um seine Position zu stärken und seinen Standpunkt den übrigen Brüdern zu verdeutlichen. Die Gewalt zählt schon zu einem der zentralen Elemente von Prinz der Dunkelheit, konnte mich allerdings nicht abschrecken. Zunächst hatte ich einige Schwierigkeiten, mit dem Schreibstil an sich zurecht zu kommen und Prinz Jorg als Ich-Erzähler macht es einem dabei wirklich nicht leicht. Wir bekommen seine Gedanken aus erster Hand mitgeteilt und die sind manchmal echt verquer. Teilweise bestehen komplette Absätze aus halbe Sätzen und Gedankensprüngen, sodass wirklich scharfes Mitdenken beim Lesen erforderlich ist. Aber so ist das eben mit den Ich-Erzählern. Und dabei ist es natürlich gerade Jorg, der dem Buch das verleiht, was es von der Masse abhebt. Der Prinz ist weder ein strahlender Held, der von alles und jedem ob seiner Taten gefeiert wird, noch ein einsamer Wolf, der wegen seines tragischen Lebenslaufs nun als falsch verstandener Zeitgenosse sein Leben fristet und seine ruhmreichen Taten im Verborgenen verrichtet. Man könnte Jorg sogar als totalen Unsympath bezeichnen. Seine Einstellung zum Leben, seine berechnende Denkweise und seine Kaltblütigkeit müssten ihn eigentlich sofort als Ekelpaket entlarven. Aber gerade weil wir als Leser quasi in seinem Kopf stecken, blieb zumindest bei mir diese Reaktion aus. Meist hat er eine Begründung für das, was er tut, und wenn diese Begründung, wenn sie auch noch so abstrus sein sollte, fehlt, dann ist er selbst überrascht. Doch der inneren Stimme, die ihn immer wieder zu merkwürdigen Handlungen verleitet, kann er nichts entgegen setzen. Sie gehört einfach zu ihm – so glaubt er zunächst. Er merkt schon bald, dass da noch andere Strippenzieher am Werk sind, denen er mit seinen kleinkarierten Aktionen geradewegs in die Hände spielt. Alles in allem mochte ich den jungen Prinzen irgendwie, der trotz allem immer noch ein 14-jähriger Junge ist. Ich mochte auch so einige andere auftretende Personen bzw. hätte sie gemocht, wenn viele von ihnen nicht kurz nach dem Kennenlernen sofort wieder gestorben wären. Einige seiner Brüder lernen wir im Laufe des Buchs etwas besser kennen, andere bleiben auch komplett ungenannt. Die Auswahl wirkt willkürlich, doch dieser Umstand passt einfach zum Rest des Buches. Auch die Welt an sich, in der Prinz der Dunkelheit spielt, wird eher sporadisch und etwas nebenher erklärt, wobei „erklärt“ fast schon übertrieben ist. Wir befinden uns wohl in der Zukunft, in der der „Tag der Tausend Sonnen“ die Menschheit in einen eher mittelalterlichen Zustand zurückversetzt hat. Es gibt Burgen, Ritter, Könige, aber auch seltsame Monster (vielleicht die Überbleibsel einer atomaren Katastrophe?) und Magie (Traumhexer, Nekromanten usw.). Computer und dergleichen sind gänzlich unbekannt, doch in einer Szene unterhält Jorg sich mit einem vermeintlichen Geist, der seit über eintausend Jahren in einem seltsam grün blinkenden Kasten gefangen ist und den „Tag der Tausend Sonnen“ miterlebt hat. Er erlöst den Geist schließlich von seinem Leid, indem er sein Schwert in den Kasten stößt. Ein Blitz, ein Schlag gegen die Brust und eine dampfende, geschwärzte Klinge sind die Folge. Nach dem ersten Teil ist der sprichwörtliche Prinz der Dunkelheit seinem Ziel einen Schritt näher gekommen, doch Jorg wäre nicht Jorg, wenn er sich mit dem Erreichten zufrieden geben würde. Ich bin wirklich gespannt darauf, wie es im nächsten Buch mit ihm weitergeht, außerdem würde ich gern noch mehr über die Hintergründe der Welt, in der Prinz der Dunkelheit spielt, erfahren. Hat man sich einmal an den Stil gewöhnt, macht das Buch echt Spaß. Und etwa ab der Mitte des ca. 380 Seiten umfassenden Buches, wenn die Rückblenden, in denen die Ereignisse des zehnjährigen Jorg erzählt werden, abgeschlossen sind, zieht die Spannung merklich an. Ab da konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Die Nachfolgebände König der Dunkelheit und Kaiser der Dunkelheit werde ich mir also bestimmt bald zulegen. Viele Grüße Michaela

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