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Rezension zu
Ohne Ausweg

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Hochdramatischer Thriller mit beklemmender Aktualität

Von: Büchermonster
28.07.2017

Faris Iskander, Kommissar in der Sondereinheit für Ermittlungen bei religiös motivierten Verbrechen (SERV) und Hauptfigur in Kathrin Langes Thriller-Reihe, hat es wirklich nicht leicht: Während andere Krimi-Ermittler es in der Regel mit vergleichsweise normalen Mordfällen zu tun bekommen, hat Faris in den ersten beiden Bänden „40 Stunden“ und „Gotteslüge“ bereits mehrfach die Hölle durchlaufen und die Ermittlungen in dramatischen Terrorfällen sogar beinahe mit dem Leben bezahlt. Zur Ruhe kommt der Sonderermittler mit Migrationshintergrund aber auch in seinem dritten Fall „Ohne Ausweg“ nicht – ganz im Gegenteil: Kathrin Lange steckt ihren Helden diesmal sogar ins Gefängnis. Allerdings ist Iskanders Knastaufenthalt weitestgehend freiwillig, denn die SERV schickt ihren besten Mann auf eine riskante Undercover-Mission ins Hochsicherheitsgefängnis Karlshorst, wo er sich als Islamist ausgeben und das Vertrauen des Terrorführers al-Sadiq gewinnen soll. Ziel des Einsatzes: eine drohende islamistische Anschlagsserie auf Berlin zu verhindern und die Drahtzieher zu identifizieren und überführen. Damit diese Aufgabe gelingt, wurde Faris nicht nur monatelang auf den Einsatz vorbereitet, sondern es wurden auch gezielt Falschinformationen gestreut, um seine Nähe zur Terrorszene glaubhaft zu machen – hier spielen ihm auch die Ereignisse des direkten Vorgängerbandes in die Karten, die nicht gerade zum besten öffentlichen Ruf des Ermittlers geführt haben. Undercover-Ermittlung im Hochsicherheitsgefängnis Wie man es von den ersten beiden Iskander-Thrillern von Kathrin Lange gewohnt ist, so geht es auch diesmal direkt mitten hinein ins Geschehen: schon auf den ersten Seiten gibt es den ersten Mord und wenig später findet sich Faris schon im Gefängnis wieder, wo er seine gefährliche Mission antritt – und das unter extremen Zeitdruck, denn laut den Informationen der Ermittlungsbehörden stehen die ersten Anschläge unmittelbar bevor. Die Autorin beschränkt sich aber nicht nur auf die Perspektive ihres Protagonisten, sondern lässt ihre Leser auch an der dunklen Seite ihrer Geschichte hautnah teilhaben: zusammen mit den Attentätern geht es durch die Straßen Berlins, wo diese mit völliger Willkür über Leben und Tod entscheiden und ihre Anschlagspläne in die Tat umsetzen wollen. Eine solche Erzählperspektive ist harter Tobak und in vielen Szenen gerade mit Hinblick auf die derzeitige globale Sicherheitslage und die nahezu täglichen Nachrichtenmeldungen über neue Terrorattentate nur schwer zu verdauen, tragen aber eben auch enorm viel zur Spannung des Buches bei und vermitteln eindringlich, wie akut die Gefahrensituation in „Ohne Ausweg“ ist. Positiv ist dabei hervorzuheben, dass die Autorin die Attentäter nicht als reine Tötungsmaschinen darstellt, sondern sichtlich bemüht ist, zum einen ihre Motivation zu vermitteln und die entsprechenden Charaktere überdies als menschliche Wesen zu skizzieren, die vielleicht sogar selbst Zweifel an der Rechtmäßigkeit ihrer Taten haben. Freund oder Feind – der Terror lauert in den eigenen Reihen Kathrin Lange macht es sich zudem auch nicht so einfach, plump und verallgemeinernd den Islam als Sündenbock zu wählen, sondern hat ihre Terrorismus-Story deutlich komplexer angelegt. Als Leser ist man dem Protagonisten dabei von Beginn an einen kleinen Schritt voraus und kennt die Identität eines Verräters aus den eigenen Reihen – dies tut der Spannung aber keinen Abbruch, sondern verschärft in vielen Szenen sogar noch den Nervenkitzel, da man genau weiß, wann Faris und seine Kollegen auf die falschen Leute vertrauen und man hilflos mitansehen muss, wie sie unwissend in ihr Verderben laufen. Zudem sind die Leser gegenüber den Ermittlern zwar ein klein wenig im Vorteil, wissen aber keineswegs alles über die Pläne ihrer Gegenspieler sowie über mögliche weitere schwarze Schafe unter den Charakteren, sodas das Spannungsniveau bis zum Ende hochgehalten wird. Ein Spiel mit den eigenen Ängsten Die Thematik dieses Thrillers ist aufgrund der erschreckenden Aktualität sicherlich heikel und der ein oder andere mag sich vor allem nach Attentaten wie dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt vielleicht fragen, ob man sich wirklich auch im Buch den Terror praktisch vor die eigene Haustür holen muss. Auch die Autorin scheint sich beim Schreiben diese und ähnliche Fragen gestellt zu haben, wie sie im Nachwort des Romans offen zugibt. Letztlich hat Kathrin Lange sich jedoch dafür entschieden, nicht eingeschüchtert von den tagtäglichen Schreckensmeldungen das Manuskript in die Schublade zu verbannen, sondern ihre Geschichte zu erzählen, weil sie das Gefühl hatte, „dass ein paar frustrierte und hasserfüllte Männer und Frauen kein Recht darauf haben, Einfluss auf mein Leben und damit auf mein Schreiben zu nehmen“. So wird eine Lektüre des Buches ohne ein flaues und beklemmendes Gefühl im Magen wohl kaum möglich sein, aber es ist eben gerade auch dieses Spiel mit den eigenen Ängsten, die diese Geschichte so packend und dramatisch macht. Hochdramatischer Thriller mit beklemmender Aktualität Wer spannende Thriller mag und sich von der Brisanz der Thematik nicht abschrecken lässt, der bekommt mit „Ohne Ausweg“ jedenfalls Unterhaltung der Extraklasse serviert, bei der man während des Lesens kaum zum Luftholen kommt. Spannung pur, unzählige Cliffhanger und einige gelungene Wendungen treiben den Herzschlag in die Höhe und Faris Iskanders dritter Fall erinnert in vielen Momenten sogar ein wenig an amerikanische Erfolgsserien wie „Prison Break“ oder „Homeland“. Es ist allerdings ratsam, die beiden Vorgängerromane „40 Stunden“ und „Gotteslüge“ vorher gelesen zu haben, da die Ereignisse in diesen beiden Büchern den Protagonisten doch nachhaltig geprägt haben, was sich im Verlauf der Handlung des dritten Buches immer wieder eindringlich zeigt. Das reine Verständnis der Geschichte ist zwar auch für Neueinsteiger problemlos möglich, wer aber den Charakter Faris Iskander und seine Handlungen in vollem Umfang verstehen möchte (was manchmal vielleicht nicht ganz leicht fällt), für den ist dieses Vorwissen sicherlich sehr hilfreich – Kathrin Lange deutet die vorangegangen Geschehnisse zwar immer wieder an, bleibt dabei aber manchmal eben auch etwas vage. „40 Stunden“ war ein solider Spannungsroman, „Gotteslüge“ eine bereits deutlich stärkere Fortsetzung, doch „Ohne Ausweg“ hebt die Faris-Iskander-Reihe nochmal auf ein höheres Niveau – als Thrillerfan kommt man an Kathrin Langes Büchern eigentlich kaum noch vorbei.

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