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Rezension zu
Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Die perfekte Sommerlektüre mit kleinen Abstrichen

Von: Buntes Tintenfässchen
30.07.2017

Geschichte und Erzählstil: Kurios - das war mein erster Gedanke, als ich dem Anfang von Salvatore Basiles Roman Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstandes lauschte. Denn dass es sich bei seinem Protagonisten Michele um einen eigenbrötlerischen, nicht besonders gesprächigen und ziemlich verschrobenen Typen handelt, ist einem sofort klar. Auch die Ausgangssituation ist ungewöhnlich, wenn nicht sogar ein wenig bizarr: Michele führt ein Dasein als Einzelgänger, lebt quasi nur für seine Arbeit als Bahnhofsaufseher und teilt seine Wohnung mit Hunderten von Gegenständen, die die Menschen irgendwann in "seinem" Zug vergessen haben. Er spricht sogar mit ihnen und freut sich diebisch über jeden Neuzugang. Ganz ehrlich: Das hätte auch der Anfang einer "Criminal Minds"-Folge sein können. :D Aber schnell zeigt sich, dass Michele zwar ein unbeholfener und fast schon kindlich naiver Mann, aber auch ein liebenswerter und freundlicher Mensch ist. Mit der aufgeweckten Elena, die bei ihm nach einer verlorenen Puppe sucht, ist er sofort überfordert und doch fühlt er sich zu hier hingezogen. Basile legt den Fokus im Folgenden auf Micheles inneren Kampf: Soll er sich auf Elena und die aberwitzige Suche nach seiner Mutter einlassen oder sich nicht doch lieber in seinem Schneckenhaus verkriechen und sein Leben in der gewohnten Sicherheit und Einfachheit fortführen? Als Leser beobachtet man Michele dabei, wie er die ersten unsicheren Schritte in der Realität tut und endlich einmal aus sich herausgeht. Das ist berührend mitanzusehen, gleichzeitig ist die Situation jedoch so abgedreht und bizarr, dass sie recht unrealistisch und wenig glaubhaft erscheint. Kann es wirklich einen 30-jährigen Mann geben, der in seinem Leben nichts gesehen hat außer einen Bahnhof und der auch gar nicht die Lust nach dem wahren Leben verspürt? Ich war beim Hören nicht ganz sicher und es gelang mir nicht immer, mich auf Basiles außergewöhnliche Geschichte einzulassen. Auf die Charaktere schon eher, denn Michele und Elena sind so grundverschieden und jeder für sich so speziell und liebenswürdig, dass man schnell Anteil nimmt an ihrer gemeinsamen Geschichte. Generell setzt Basile bei Die wundersame Reise eine verlorenen Gegenstands vor allem auf die Gefühlswelt der Charaktere - es geht um verpasste Gelegenheiten, große Chancen und die Möglichkeit, die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten und endlich in die Zukunft zu blicken. Denn nicht nur Michele muss endlich seine Traumwelt verlassen, sondern auch Elena. Handlungstechnisch passiert im Gegensatz dazu nicht besonders viel, einen rasanten Roadtrip oder die angekündigte Reise quer durch Italien darf man eher nicht erwarten. Das war für mich etwas enttäuschend, denn aus den Handlungsorten hätte man so viel mehr herausholen können. Ich als euphorischer Italien-Fan hatte einfach mehr Flair, mehr Landschaft und ... ja, mehr Italien erwartet. Nichtsdestotrotz ist Basiles Roman genau das Richtige für warme Sommertage: Er macht Freude, ist lockerleicht geschrieben und lässt einen die Schwere des Alltags für einige Momente vergessen. Auch wenn die einzelnen Handlungsstränge nicht besonders ausgefeilt und im Gegensatz zu den Charakteren weniger originell sind, ist es herzerwärmend und berührend, wie Michele sich auf die Suche nach seiner Mutter begibt, wie er schließlich einer heißen Spur nachgeht und dabei ständig mit sich kämpft. Denn Elena will ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen und so ist Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands auch eine zarte, sich sehr langsam entspinnende Liebesgeschichte, die einem mit einem Lächeln auf den Lippen zurücklässt. Der Sprecher: Das Hörbuch wird von Annina Braunmiller-Jest gelesen, die ich schon von mehreren Vertonungen und natürlich als deutsche Synchronstimme von Kristen Stewart kannte. Ich mag ihre Leichtigkeit und ihre verträumte Art, die Basiles Roman zu einem echten Sommer-Highlight macht und wunderbar zur Handlung passt. Auch die Figuren verkörpert Annina Braunmiller-Jest einfach fantastisch. Von ihr gelesene Hörbücher sind immer ein ganz besonderer Genuss. Mein Fazit: Nach der ersten Faszination für Basiles einzigartige Charaktere und die liebevolle Verschrobenheit, die sich durch den gesamten Roman zieht, erschien mir Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands ehrlich gesagt gar nicht mehr so wundersam. Die Geschichte ist süß, wundervoll erzählt und herzerwärmend, aber irgendwie fehlt mir persönlich das gewisse Etwas. Dennoch ist das Buch die perfekte Sommerlektüre und genau das Richtige zum Träumen und Abschalten.

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