Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Rock my Soul

Unterhaltsam, aber Klischeebelastet

Von: Friederike
11.08.2017

Rock my Soul ist der dritte Roman einer Reihe, die sich mit den Mitgliedern einer Rockband befasst. Insbesondere mit deren Liebesleben und der Suche/dem Finden der Einen. In den letzten Jahren ist das ein sehr beliebtes Thema geworden, aber bisher ist mir kein Roman begegnet, der sich wirklich gut mit dem Thema Musik befasst. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass das Thema Rockstars nur benutzt wird, um die Figuren „cooler“ erscheinen zu lassen. So war das leider auch bei Rock my Soul. Das Buch beschäftigt sich mit Kit und ihrem Wunsch Musik zu machen. Sie bewirbt sich bei der Band The Last Ones to Know, wobei sie mit einem der Mitglieder schon eine Vorgeschichte hat. Adam, Shawn, Joel und Mike kennt der Leser vielleicht schon aus den vorangegangenen Bänden (Ich nicht.) und in diesem Band ist Shawn an der Reihe seine Auserwählte zu finden. Das Pairing ist also nicht besonders schwer zu erraten, aber man liest NA ja nicht wegen des überraschenden Plots. Kit ist ein sehr schlagfertiger Charakter, der sich weigert sich wie eine „richtige Frau“ zu benehmen. Sie möchte kein Mädchen sein, dass über Klamotten und den nächsten Freund redet und alles andere um sich herum vergisst. Da sie mit fünf Brüdern aufgewachsen ist, ist es ihr auch nicht schwer gefallen auszuteilen und ihre Meinung zu sagen. Insgesamt kommt Kit aus einer lustigen Familie, die allerdings jedes Klischee über Geschwister erfüllt, das mir bekannt ist. Im Laufe der Handlung wird an Klischees nicht gesparrt und irgendwie kam mir beim Lesen alles schon sehr bekannt vor. Genau das, was hier passiert, habe ich vor Jahren schon in minder guten und schlechten Fanfiktions gelesen. Und der Fokus der Handlung ist ebenfalls derselbe wie in den One-Direction-FFs: Ein Mädchen geht mit den Jungs einer berühmten Gruppe auf Tour. Dazu gehören der obligatorische Tourbus, der ausgestattet ist für eine Apokalypse mit Küche, Bad und Playstations; ein Namenloser Fahrer, der auch keine weitere Rolle spielt, eine Bedrohung der Liebesgeschichte durch eine super heiße und super reiche Unternehmerstochter. Ach, und natürlich die Bettenabteilung im Bus, wo man sich wunderbar gegenseitig beim schlafen beobachten kann. Eigentlich habe ich nur die Socke über der Türklinke vermisst. Warum genau die Band einen Tourbus braucht ist mir schleierhaft, da sie nicht mal besonders weit gefahren sind und sich so ein Ding meiner Meinung nach auch nicht leisten können. Hotelzimmer tun es nämlich auch. Aber da hätte es dann wahrscheinlich einen Buchungsfehler gegeben und unsere weibliche, eiskalte Hauptperson und ihr Auserwählter hätten sich wahrscheinlich das schmalste Bett der Menscheitsgeschichte teilen müssen. Hmpf. Ihr merkt, viel halten tue ich nicht vom „Einfallsreichtum“ der Autorin. Aber in NA-Romanen liegt der Fokus ja zum Glück auf den Figuren. Kit ist nicht das „typische“ Mädchen (Heißt sie hat Pircings und trägt gerne schwarz und ist ziemlich selbstbewusst), hat aber die typischen Kleinmädchenträume (Ein Freund der vor aller Welt zeigt, dass sie zu ihm gehört. ODER das er zumindest zeigt, dass er sie nach 6 Jahren (!) nicht vergessen hat. Mal ehrlich, wisst ihr noch was ihr genau vor sechs Jahren gemacht habt?) Dann gibt es da noch den schwulen besten Freund, der als Tagebuch und Kummertante fungiert, obwohl sie sich nicht mal besonders lange kennen. Außerdem muss er Kit sagen, was sie tun soll. DAS war für mich der absolute Abschusspunkt. Kit kann sich noch so cool und emanzipiert geben, aber sich dann von anderen sagen lassen, was sie tun soll, zeigt, dass sie eigentlich genau wie jedes andere dumme Mädchen ist, dass nicht selbst denken kann. Und was ist das eigentlich für ein Blödsinn, dass homosexuelle Männer Männer besser durchschauen können als Frauen. Ich verstehe ja nicht mal warum meine beste Freundin manchmal tut, was sie eben tut und dabei kennen wir uns schon seit Jahren. Das Love-Interest (Shawn) bedient eigentlich auch jedes mögliche Klischee: Er hat unglaublich grüne Augen, die praktischerweise Feuer speien können oder einen ganzen Wald abfackeln und die obligatorischen verwuschelten Haare. Außerdem redet er nicht gerne über sich und hat viel zu viele Geheimnisse. Die Beziehung zwischen ihm und Kit besteht zu 50% aus anschmachten und knutschen. Zu Beginn der Handlung schreiben sie dann aber mal Musik zusammen, auch wenn Kit dabei ständig in seiner tollen Erscheinung versinkt. Mit ihrem Zwillingsbruder Kale (Ehem, bitte? Was ist das denn für ein bescheuerter Name? Soweit ich weiß, ist Kale eine Gemüsesorte - Grünkohl - und damit nicht besonders qualifiziert als Name.) hat Kit eine ganz besonderes Beziehung, die sie Zwillings-Telepathie nennt. Wer Geschwister hat, weiß vielleicht, dass auch nicht-Zwillinge sehr gut wissen können, wie der andere sich fühlt, einfach weil man sich eben schon ewig lange kennt und miteinander aufgewachsen ist. Mag sein, dass dies bei Zwillingen noch ein bisschen intensiver ist, aber eben nichts besonderes. Kale hat sein eigenes persönliches Drama in diesem Buch, das am Ende noch viel größer wird, als am Anfang erwartet. Es hat mich überrascht, was Jamie Shaw da noch eingebaut hat, aber es war wieder nichts Neues. Jamie Shaw fährt in den letzten Kapiteln also alles an Drama auf, das ihr eingefallen ist. Ich hätte auf meiner Couch beinahe das Buch fallen lassen, weil da einfach so viele Dinge passiert sind, wo locker eine Sache gereicht hätte, um dem Ganzen einen guten Abschluss zu geben. Oh, und dann ist da noch der offensichtliche Gewaltakt. Denn ganz am Ende wird Shawn von Kits Brüdern verprügelt und so wie das klang, ziemlich schlimm. Kit erzählt, dass es nicht schlimm gewesen wäre, weil ihre Brüder nach jedem Rippenstoß, Boxhieb oder gestellten Bein Shawn wieder hoch geholfen hätten und damit wäre es „okay“ gewesen. Ehem, bitte was? Shawn hatte noch zwei bis drei Wochen danach blaue Flecken und das war für Kit völlig in Ordnung. Sie stand daneben, als er zusammengeschlagen wurde und hat NICHTS GETAN. Was zur Hölle? Ich kann verstehen, das man als Bruder oder Schwester sich umeinander sorgt und auch seine Meinung sagt, aber das ging mir definitiv zu weit. Das Klischee von einmal-geprügelt-und-danach-beste-Freunde wurde also auch zureichend bedient und dann lebten alle in einer Friede-Freude-Eierkuchen-Welt. Die Handlung mag vor Klischees und schlechten Stereotypen strotzen, aber deswegen kann ich trotzdem nicht das ganze Buch schlecht bewerten. Denn der Schreibstil von Jamie Shaw hat mir ziemlich gut gefallen, auch wenn er manchmal recht kitschig war. Vor allem zum Ende hin. Sie arbeitet viel mit Metaphern, ist sehr gut auf die emotionalen Aspekte eingegangen – obwohl ich manchmal nicht ganz mitgekommen bin. Meiner Meinung nach wurde da aus einer Mücke ein Elefant gemacht. Aber ich war drin in Kits Kopf, alles was sie getan hat, wurde begründet und zwar richtig gut. Jamie Shaw hat wunderbar mit Emotionen und Worten gespielt, hat Witze sehr gut einfließen lassen und Kit zu einer unterhaltsamen Protagonistin gemacht. Während des Lesens sind mir die Klischees kaum aufgefallen, weil Kit ihre eigene Note mit eingebracht hatte. Aber wenn man den Text mal mit ein bisschen Abstand betrachtet, dann wurde es ein bisschen sehr offensichtlich. Sehr raffiniert gemacht. Die Moral von der ganzen Geschichte wurde am Ende aber ganz gut deutlich gemacht: Lügen ist ausgesprochen doof. Aber zum Glück lernen wir das ja schon als kleine Kinder. Im Ganzen fühlte ich mich doch unterhalten und habe über die Absurdität von manchen Situationen gelacht, aber ein wirklich herausragender NA-Roman war Rock my Soul nicht für mich. Ich werde deswegen auch nichts weiter von Jamie Shaw lesen. Ich glaube, dann würde ich wirklich mal ein Buch an die Wand werfen. Oder aus dem Fenster.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.