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Rezension zu
Als die Liebe endlich war

Der Vergangenheit entkommt man nicht so leicht

Von: Marie's Salon du Livre
16.08.2017

Regensburg 1938: Grete Schwarz packt die Gelegenheit am Schopf. 4 Passagen von Genua nach Schanghai sollen der Familie das Überleben sichern. Ihr Mann Erwin ist Jude und somit bereits ins Visier der Nazi geraten. Genauso wie ihre Kinder, Carl und Ida und sie selbst natürlich auch. Schon auf dem Schiff entscheidet sich Erwin, umzukehren und in Deutschland zu bleiben. Noch hat er die Hoffnung für ein friedliches Zusammenleben nicht aufgegeben. Grete bleibt alleine mit ihren Kindern an Bord und begibt sich auf eine Reise in eine ungewisse Zukunft. Das riesige Boot wird vorübergehend zur Heimat für viele Staatenlose. Etwa zur gleichen Zeit wird Erna zu ihrer Tante nach München geschickt. Magda ist bekannt für ihre Séancen und als Lebensberaterin. Sie hilft jenen, die unbedingt Kinder haben möchten und führt auch im Geheimen Abtreibungen durch. Larchmond 2010: hier leben Carl und Emmi gemeinsam seit fast 60 Jahren. Beide haben Deutschland und ihre Vergangenheit hinter sich gelassen. Sie begannen ein neues Leben in den USA. Sie kennen einander in- und auswendig, so dachte Carl zumindest, bis er einen Hinweis findet, der alles verändert. Wie hat es mir gefallen? Vielen Dank an das Bloggerportal, welches mir dieses Buch zur Verfügung gestellt hat. Die Kombination aus Cover und Klappentext haben mich sehr neugierig auf diese Geschichte gemacht. Das Bild am Cover deutet eigentlich auf eine ganz gewöhnliche Auswandererstory hin, aber es verbirgt sich hinter Carl und Emma so viel mehr. Abwechselnd wird von Carls Familie und Erna erzählt. Als Beobachter erfährt der Leser, was passiert. Anfangs fiel es mir nicht so leicht, mich auf die distanzierte Erzählweise einzulassen. Aber genau dieser Abstand hat mich schließlich gefesselt und mir die Möglichkeit gegeben, nicht zu emotional auf gewisse Beschreibungen zu reagieren. Neben den Hauptfiguren erschafft die Autorin auch sehr sympathische Nebenfiguren, die die Handlung sehr bereichern und abrunden. Einen großen Teil der Geschichte nimmt natürlich die Familie Schwarz ein. Ihr Schicksal hat mich auch interessiert. Denn bisher las ich hauptsächlich von Überlebenden und ihren furchtbaren Erfahrungen in den Ghettos und KZ. In diesem Buch entscheiden sich die Juden Deutschland bzw. Österreich zu verlassen und in einem ihnen unbekannten Land, neu anzufangen. Die Kultur Schanghais unterscheidet sich komplett von der europäischen, noch dazu wird diese Großstadt von den Japanern besetzt und damit waren die Flüchtlinge dem Nazi-Einfluss nicht völlig entronnen. Je länger der Krieg dauerte, desto prekärer wurde die Lage. Neuigkeiten konnten kaum mehr überbracht werden. Somit lebten die Menschen abgeschnitten von der Welt, ihren Familien und Freunden in einer Blase, die erst nach Kriegsende in Asien zerplatze. Der zweite Handlungsstrang dreht sich um Erna und ihr Leben in München bei ihrer Tante Magda. Als Engelmacherin drohen ihr, falls sie erwischt werden sollte, natürlich hohe Strafen. Zwar empfing Magda auch politisch wichtige Menschen, Erna jedoch half ihrer Tante und kümmerte sich nicht um Politik. Als Leser konnte man fast vergessen, welche dunkle Zeit angebrochen war. Erst mit Fortgang des Krieges verschärfte sich auch in München die Versorgungslage. Die zwei Frauen mussten sich einschränken und neue Wege finden, um zu Geld zu kommen. Der 3. Schauplatz befindet sich beinahe in der Gegenwart und in den USA. Genau hier veränderte sich die Schreibweise ein wenig. Die Distanz verblasst. Fast schon liebevoll wird das Ehepaar tanzend im Haus beschrieben. Die offensichtliche Zuneigung der beiden für einander ist in jedem Wort zu spüren, wenn sich die zwei auch mal kräftig streiten. Als Leser erfahren wir, wie sie sich kennen gelernt haben, doch nicht sehr viel über ihr gemeinsames Leben. Die Vergangenheit, die eigentlich keine Rolle spielte, erhebt sich und holt sie ein. Zwei Menschen, die sich eigentlich niemals hätten treffen können, denn Carls Schicksal wurde besiegelt, als er als Sohn eines Juden geboren wurde. Ein etwas anderes Buch über den Zweiten Weltkrieg, das auf Grund des Flüchtlingsthemas wieder sehr aktuell ist. Damals wie heute machen sich die Menschen auf den Weg, um zu überleben oder sich ein besseres Leben zu erarbeiten. Das Nachwort der Autorin möchte ich euch sehr ans Herz legen. Dort berichtet sie über ihre Beweggründe, ihre Erfahrungen mit Überlebenden, Flüchtlingen dieser Zeit. www.mariessalondulivre.at

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