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Rezension zu
Der Meister und Margarita

"Wenn Menschen völlig ausgeraubt sind [...], suchen sie Zuflucht bei übernatürlichen Kräften."

Von: Travel Without Moving
19.08.2017

Moskau in den 1930er Jahren: Berlioz, Chefredakteur einer Literaturzeitschrift, und der junge Lyriker Besdomny treffen sich an einem warmen Frühlingsabend auf dem Patriarchenteichboulevard und beginnen eine angeregte Diskussion über Jesus Christus. Da spricht sie ein mysteriöser Fremder an, der später auf sehr unterschiedliche Weise beschrieben wird: "So heißt es in dem einen Bericht, der Mann sei klein, habe Goldzähne und lahme auf dem rechten Fuß. Ein anderer Bericht besagt, der Mann sei riesengroß, habe Platinkronen und lahme auf dem linken Fuß. Ein dritter teilt lakonisch mit, der Mann habe keine besonderen Kennzeichen. Es sei zugegeben, daß die Berichte samt und sonders nichts taugen. [...] Der Beschriebene lahmte überhaupt nicht, war weder klein noch riesig, sondern einfach groß. Was seine Zähne betrifft, so trug er links Platinkronen und rechts Goldkronen. [...] Das rechte Auge war schwarz, das linke aber grün. [...] Kurzum - ein Ausländer." Der Fremde, der sich Voland nennt und sich als Professor für schwarze Magie ausgibt, verwickelt Berlioz und Besdomny in ein Gespräch über Pontius Pilatus und die Verurteilung Jesu von Nazareth (im Roman Jeschua han-Nasri). Allerdings handelt es sich bei Voland keineswegs um einen gewöhnlichen Ausländer, sondern um den Teufel höchstpersönlich. Mit dessen Erscheinen geschehen in Moskau viele absonderliche Dinge, die unter anderem zum Tod Berlioz‘ und zu Besdomnys Psychiatrieaufenthalt führen. All diese Ereignisse machen den Leser/Hörer schließlich mit dem Meister bekannt, der einen Roman über Pontius Pilatus geschrieben hat, nun Patient in der selben Psychiatrie wie Besdomny ist und der sich nach seiner großen Liebe Margarita sehnt, von der er nun getrennt ist und die an Volands Frühlingsball als Königin teilnimmt. Ich habe ‚Der Meister und Margarita‘ vor einigen Jahren in der Übersetzung von Thomas Reschke gelesen und nun in gleicher Übersetzung als Hörbuch gehört. Bereits beim Lesen des Romans war ich fasziniert von den ersten Kapiteln, von der überzeugenden Stimmung, die Michail Bulgakow aufbaut, von den realistischen Beschreibungen Moskaus und von den magischen Momenten, in denen Menschen schweben, Katzen in Straßenbahnen einsteigen und der Teufel mit seinen Gefährten die Stadt unsicher macht. Dabei haben mir nicht nur der Sprachwitz Bulgakows und seine detailreiche Charakterisierung der bisweilen sehr skurrilen Protagonisten gefallen, sondern auch die weiteren Erzähl- und Deutungsebenen (z.B. die Diskussionen über Religion in der atheistischen Sowjetunion, das Faustische Thema, die Zeitreise zur Kreuzigung Jesu). Durch die vielen Ebenen und Themen ist ‚Der Meister und Margarita‘ ein unglaublich facettenreicher Roman, der einerseits Einblicke in das Leben in der Sowjetunion in den 1930ern und eine Satire auf den Stalinistischen Überwachungsstaat mit Versorgungsengpässen und Willkürherrschaft bietet, andererseits durch die magische Komponente perfekt unterhält und amüsant zu lesen/hören ist. Das Hörbuch wird von den verschiedenen Sprechern ausgezeichnet gelesen und wirkt durch die Musikeinspielungen dramatisch und düster. Ich kann den Roman sowohl in der Hörbuchfassung als auch als Buch empfehlen. Michail Bulgakow: Der Meister und Margarita. Aus dem Russischen von Thomas Reschke. Hörspiel mit Jürgen Hentsch, Thomas Thieme, Bärbel Röhl, Daniel Minetti u.a. der Hörverlag, 2009; 29,99 Euro. Michail Bulgakow: Der Meister und Margarita. Aus dem Russischen von Thomas Reschke. Sammlung Luchterhand, 2006, 510 Seiten; 11 Euro.

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