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Rezension zu
Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr

Ein Moers - ein neuer Moers

Von: Nicole
05.10.2017

Zahlreiche Illustrationen schmücken die Buchseiten – das erwarten wir Walter Moers-Leser. Anders als in den Vorgänger-Romanen sind die Zeichnungen nicht tiefschwarz-grau-weiß, sondern coloriert. Die Illustrationen stammen von Lydia Rode – auch das ist neu. Ein veilchenfarbene Lesebändchen wirkt so zart und fein wie die Geschichte selbst. Der obere Schnitt ist ebenfalls in Violett gehalten. Ein Schutzumschlag, passend zu den zamonischen Buchvorgängern gestaltet, schützt das Hardcover. Optisch rundherum fein. Autor und Illustratorin Bisher hat Walter Moers seine phantasiestarken, anagrammatischen Zamonienromane selbst illustriert. Doch diesmal lässt er der Protagonistin den Vortritt. Ja, so ist es: Prinzessin Dylia ist Lydia Rode – beweisen schon die Namen. Und die Geschichte über Schlaflosigkeit, einem Nachtmahr und einer Reise durch Lydias Gehirn wirken realer, als es einem, der selbst nicht gut schläft, lieb sein könnte. Lydia Rode ist – und das ist nun keine Geschichte – eine junge Frau, die an einer sehr seltenen Krankheit leidet. Lydia stammt aus Berlin. Seit ihrem siebzehnten Lebensjahr leidet sie an dem Fatigue- oder Erschöpfungssyndrom (kurz: CFS). Diese chronische Krankheit ist unheilbar und noch nicht ausreichend erforscht, erzählt Walter Moers in seinem Nachwort. Patienten, die an CFS leiden, weisen unterschiedlich starke Behinderungen auf, die einen normalen Alltag unmöglich machen. Die Romane von Walter Moers haben Lydia Rode von ihrer Krankheit abgelenkt. Dies schrieb sie ihm eines Tages. Ein Kontakt entstand, indem Walter Moers erkannte, dass Lydia nicht nur ein Faible für Zamonien besitzt, sondern auch eigenes Talent zum Zeichnen. Eine Idee entstand. Daraus wurde ein Gemeinschaftsprojekt und eine Geschichte, die sehr viel mehr ist, als ein Roman aus Zamonien. Zum Buch – Der Inhalt Erster Satz: Die Krankheit von Prinzessin Dylia war die seltenste von ganz Zamonien. Prinzessin Dylia leidet an akuter Schlaflosigkeit. Dann liegt sie tagelang wach, vor Erschöpfung ans Bett gefesselt, oder geistert durch das Schloss – Treppe rauf, Treppe runter. Während dieser langen schlaflosen Perioden erzählt sie Geschichten von seltsamen Wesen, die sie – vielleicht – aus Schlafmangel sieht, sie erfindet Wortspielereien und kleine, gemeine Spielchen. Dann taucht der Nachtmahr bei ihr auf, eine Verkörperung der Schlaflosigkeit. Dieser Nachtmahr und die zu Beginn in dem Kapitel beschriebenen Szene, erinnert an das gleichnamige Gemälde von Johann Heinrich Füssli von 1790. Der Nachtmahr auf dem Cover sieht zwar nicht so angsteinflößend aus, gewisse Ähnlichkeiten sind aber durchaus vorhanden. Das aber nur nebenbei. Der Nachtmahr, mit dem seltsamen Namen Opal, erzählt Dylia, dass er sie in den Wahnsinn und zum Suizid treiben will. Dies soll ihm gelingen, in dem er mit Prinzessin Dylia durch ihr Gehirn reist. Doch es wird schnell klar, Dylia in den Wahnsinn zu treiben wird kein leichtes Unterfangen. Außerdem scheint der Nachtmahr gar nicht das zu sein, was er vorgegeben hat. Und am Ende ist sowieso alles anders. Zum Buch – Die Kritik Die ersten Kapitel wirken wie von Dylia selbst erzählte Gute-Nacht-Geschichten. Erst im sechsten Kapitel taucht Opal auf. Dann wird die Geschichte zusammenhängender und ein roter Erinnerungs-Faden spannt sich, kreuz und quer durch Dylias / Lydias Gehirn, an dem sich die Prinzessin und der Nachtmahr von einer „neugeborenen Idee“ zur nächsten weiterhangeln und nicht selten festhalten müssen, um nicht in der Befragungssenke zu versinken, im Subconsciounellen Sumpf zu versumpfen oder in eine Zweifelspfütze zu stürzen. Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr sind ein schwatzhaftes, schlafloses Team, das gemeinsam Abenteuer besteht, die nur in Dylias Kopf stattfinden. Eine wortschöpfende, bunte Doppeldeutigkeit wie es sich für einen Zamonien-Roman gehört. Obwohl dieser Roman nur deshalb in Zamonien spielt, weil Dylias Schloss, irgendwo in Zamonien steht. Parallelen entdeckte ich zu »Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär« und der „schlechten Idee“, auch die vielen Gespräche erinnerten mich an einige Szenen aus dem Leben des Blaubären. Manchmal dachte ich beim Lesen an Dialoge aus »Wilde Reise durch die Nacht«, denn auch Dylia unternimmt eine wilde Reise durch die Nacht, wenn auch in sich selbst. Übrigens ließ sich Walter Moers für »Wilde Reise durch die Nacht«, auch von Bildern eines Künstlers inspirieren – Gustave Doré. Somit heißt der Protagonist bei »Wilde Reise durch die Nacht« nicht zufällig Gustave. Aber zurück zu unserer Prinzessin Dylia. Besonders zu Beginn fällt ein liebevoller, ja fürsorglicher Unterton auf, der dieser Geschichte mehr Bedeutung verleiht. Es ist ein Märchen. Wahrhaftig. Und wir wissen ja, das Märchen einen wahren Kern beinhalten und aus tatsächlichen Geschehnissen heraus entstanden sind. Fazit Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr ist ein Märchen mit angezogener Gedankenbremse von dem ich gerne mehr gelesen hätte. Die Geschichte ist sensibel und empathisch geschrieben, ideenreich und schön illustriert. Walter Moers bietet gewohnt einen wortgewandten und fein ausformulierten Schreibstil. Stellenweise ist die „Geschichte im Kopf“ etwas langatmig, aber das ist der Nachtmahr Schuld. 🙂 Rezension unter http://www.nicole-rensmann.de/2017/10/05/rezension-prinzessin-insomnia-der-alptraumfarbene-nachtmahr-von-walter-moers-knaus-verlag/

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