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Rezension zu
Die Weiße Rose

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Der Mythos neu aufgearbeitet

Von: Cassandra Burgstaller
09.10.2017

Bereits am Ende des Vorwortes weiß man als Leser, dass man es hier nicht mit einem alt bekannten Sachbuch zum Thema Widerstand im Nationalsozialismus am Beispiel der Gruppe Weiße Rose zu tun hat. Vielmehr schafft es Miriam Gebhardt bereits nach nur wenigen Seiten das Interesse für einen neuen Blickwinkel auf die Forschung zu wecken- und das alles, indem sie eine für mich ganz neue Forschungsfrage in den Raum stellt: Was macht gerade diese Gruppe an jungen Menschen zu Widerstandskämpfern. Was unterscheidet sie von anderen? Wo liegen ihre Ressourcen? „Wie tickt jemand, der sein junges, bequemes Leben aufgibt, um gegen das Unrecht zu kämpfen?“ (S.16) Eine weitere Besonderheit des Buches ist, dass das Hauptaugenmerk nicht wie in vielen Veröffentlichungen bisher auf den Scholl Geschwistern liegt, sondern auf allen 6 Haupt- Mitgliedern der Widerstandsgruppe. Das Buch ist in drei Abschnitten unterteilt. Im Ersten – Wachstum – wird detailliert das Leben von Hans und Sophie Scholl, Christoph Probst, Willi Graf, Alexander Schmorell und Kurt Huber beleuchtet. Sehr gründlich wird hier ein Bild von den verschiedenen Schicksalen gezeichnet, in welches Elternhaus wurden die sechs geboren, was waren ihre Schwierigkeiten und ihre Stärken, mit welchen Schicksalsschlägen hatten sie zu kämpfen? Und vor allem- wie erlebten sie den Aufstieg des Nationalsozialismus, welche Rolle spielten sie im System und wie haben sie dieses wahrgenommen. Im zweiten Teil des Buches, Auseinandersetzung, wird auf die Entwicklung der Widerstandsgruppe Bezug genommen, wie ist diese gewachsen, wer hatte welche Aufgaben und was war der Inhalt der berühmten Flugblätter. Münden wird dieser Abschnitt in der Beschreibung der Geschehnisse des 18 Februar 1943, rund um die Verhaftung der Scholl Geschwister. Im dritten Abschnitt, Bewährung, dann die schmerzhafte Auseinandersetzung mit den Verhören und der Ermordung der Widerstandskämpfer der Weißen Rose durch das Deutsche Reich. Und auch hier bekommt man ein gutes Bild der Geschehnisse, Miriam Gebhardt zitiert die letzten Worte der Widerstandskämpfer, lässt Überlebende und Täter zu Wort kommen und den Schmerz der Angehörigen Teil der Geschichte werden. Zusammenfassen kann ich also die Stärken des vorliegenden Sachbuches folgendermaßen: Die Autorin zeigt hier die Gründe für die bisherige Darstellung der Weißen Rose auf, wer dafür verantwortlich ist und entmythologisiert sie diese. Das alles jedoch, ohne den Teilnehmern der Gruppe etwas abzusprechen, nein, vielmehr macht sie diese menschlicher, angreifbarer, fehlbarer und vielleicht gerade deshalb auch zu stärkeren Vorbildern als bis jetzt. Denn wenn dieses Sachbuch eines zeigt, dann wohl das es immer Menschen braucht, die in einem abscheulichen System aus den Reihen treten und zeigen das die Menschlichkeit nicht komplett abhandengekommen ist.

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