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Rezension zu
Wir werden erwartet

Ulla Hahn: „Wir werden erwartet“ (DVA)

Von: Barbara Hauschild & Christian Funke
07.11.2017

Die Geschichte einer verführbaren jungen Frau in den turbulenten Jahren nach 1968 Die Welt steht Hilla Palm offen. Nach langem Suchen hat das Mädchen aus einfachem Hause endlich ihre Heimat gefunden: in der Literatur und Hugo, dem Mann, der Hilla mit all ihren bitteren Erfahrungen annimmt. Zusammen entdecken sie die Liebe und erleben die 68er Jahre, in denen alles möglich scheint. Doch dann durchkreuzt das Schicksal ihre Pläne, und verzweifelt sucht Hilla Halt bei Menschen, die für eine friedvollere, gerechtere Welt kämpfen. Die marxistische Weltanschauung wird ihr zum neuen Zuhause. Beherzt folgt sie ihren Überzeugungen und muss am Ende doch schmerzlich erkennen, dass Freiheit ohne die Freiheit des Wortes nicht möglich ist. "Wir werden erwartet" erzählt mitreißend die Geschichte einer suchenden jungen Frau in den turbulenten Jahren zwischen 1968 und dem Deutschen Herbst. Ein nachdenklich stimmendes Buch über den Mut, die Gesellschaft und sein Leben zu verändern - ein Buch über die Kraft der Versöhnung. Ulla Hahn, aufgewachsen im Rheinland, arbeitete nach ihrer Germanistik-Promotion als Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten, anschließend als Literaturredakteurin bei Radio Bremen. Schon ihr erster Lyrikband, "Herz über Kopf" (1981), war ein großer Leser- und Kritikererfolg. Ihr lyrisches Werk wurde u. a. mit dem Leonce-und-Lena-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis ausgezeichnet. Für ihren Roman „Das verborgene Wort“ (2001) erhielt sie den ersten Deutschen Bücherpreis. 2009 folgte der Bestseller "Aufbruch", der zweite Teil des Epos, und auch Teil drei, "Spiel der Zeit" (2014), begeisterte Kritiker wie Leser. (Random House) Wenn es nicht so trivial klänge, müsste man dieses Buch als Pageturner bezeichnen: Lesen und lesen und nicht aufhören, 630 Seiten lang. Völlig untrivial lässt sich schwelgen in der lyrischen Sprache der Autorin, die durch zarte ironische Brechungen bei aller Schönheit doch nie die Bodenhaftung verliert. Spannend und bewegend ist die Handlung, die im studentischen Milieu der Siebziger in Köln und Hamburg spielt. Protagonistin Hilla Palm (nein, kein Zufall!) verliert ihren Verlobten Hugo durch einen Unfall. Die schwerste Krise ihres bisherigen Lebens führt sie nach Hamburg. Hier beginnt das, was die Autorin heute in autobiographischer Rückschau als „Irrweg“ bezeichnet – ihre Faszination für den Kommunismus und schließlich Mitgliedschaft in der DKP: „Sich einzugestehen, einer Illusion aufgesessen zu sein, ist wahrlich nicht verlockend. Zorn und Scham über die einstige Verführbarkeit waren groß und bedurften der Aufarbeitung mit Distanz und Humor. Auf keinen Fall jedoch einer Denunziation meiner damaligen Begeisterung für »die gute Sache«.“ (Random House) Diese Aufarbeitung gelingt so souverän, dass der Leser keinerlei Interesse an einer Bewertung dieser Wendung verspürt; zu dicht und authentisch wird hier erzählt, um beurteilende Distanz entstehen zu lassen. Zwischen biographischer Faktenlage und fiktionaler Ergänzung verarbeitet die Autorin weitere Themenstränge: so die Beziehung zu ihren Eltern, die im vierten Band der Reihe nun zu einem versöhnlichen und friedvollen Abschluss findet. Dazu ihre wechselvolle, aber immer lebendige Zugewandtheit zu „Demdaoben“. Ein junger Geistlicher ist es auch, der zu Beginn dem jungen Paar sagt: „Wir werden erwartet“, woran es keinen Zweifel zu geben scheint. In der Krise nach dem Tod des Verlobten ist es der alte Pfarrer, der Hilla erreicht und Trost spenden kann. Liebe und Spiritualität, Gerechtigkeit und Versöhnung sind die wesentlichen Komponenten dieses großen Gesellschaftsromans, mit dem die Tetralogie um Hilla Palm zum Ziel kommt. Lesen!

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