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Rezension zu
Der Fotograf von Auschwitz

Gegen das Vergessen

Von: Anne-Marit Strandborg
17.11.2017

Das Vorwort zu diesem Buch wurde von Max Mannheimer geschrieben. Selbst ein Überlebender, der fast die ganze Familie im Holocaust verlor, engagierte er sich bis zu seinem Tode im September 2016, vor allem jungen Leuten zu erzählen, was Krieg bedeutet. Wilhelm Brasse wurde am 3. Dezember 1917 in Żywiec geboren. Die Mutter hielt die Familie, es folgten noch drei Brüder, beisammen und vermittelte den Jungs ihre inneren Werte. Als der Vater während der Weltwirtschaftskrise seine Arbeit verlor, musste Wilhelm in die Lehre. Er wurde Fotograf und arbeitete nach der Gesellenprüfung bei seinem Onkel in Kattowitz im Fotoatelier. Wilhelm war ein junger Mann, der, da die Stadt zur Hälfte mit Deutschen bevölkert war, auch Kontakt mit deutschsprachigen jungen Mädchen hatte. Sie zeigten ihm ihre Medaillons, in denen man normalerweise ein Foto des Liebsten hatte, doch in diesen befand sich ein Bild von Adolf Hitler. Das ließ ihn aufmerksam werden für die Anfänge und rasche Ausbreitung des Nationalsozialismus. Kurz bevor der Zweite Weltkrieg ausbricht, kehrt Wilhelm Brasse wieder nach Hause zurück, weil er damit rechnet, in die Armee eingezogen zu werden. Viele Menschen entschieden sich für die deutsche Staatsangehörigkeit, doch Wilhelm Brasse lehnte ab, ja weigerte sich geradezu. Seine Mutter war Polin, sie sprach nur polnisch, er zwar auch deutsch, aber Polnisch war seine Muttersprache, und er dachte polnisch, er fühlte polnisch, er war Pole. Mit ein paar Freunden wollte er nach Frankreich, sich dem Widerstand anschließen. Doch man erwischte sie und nachdem er sich nach vier Monaten Gefängnis immer noch weigerte, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen, ging sein Transport in Richtung Westen. Wilhelm Brasse kommt am 31. August 1940 mit vielen anderen Männern, eingepfercht in einem Viehwaggon, in Auschwitz an. Er war gerade mal 23 Jahre jung. Seit seiner Ankunft, als sie aus den Waggons getrieben und gleich mit Holzknüppeln geschlagen wurden, begannen all seine Fragen mit dem Wörtchen "Warum". Und es waren die Fragen, die ich mir heute noch stelle: "Warum werden Menschen hier so gedemütigt?" "Warum werden sie geschlagen?" "Warum greift niemand ein?" "Warum macht man uns hier zu Opfern?" "Warum haben die Täter offenbar vergessen, dass sie Menschen sind? Aber sind sie es noch? So, wie sie sich verhalten?" Die Männer durften nur ein Taschentuch und einen Hosengürtel behalten. Alles andere wurde ihnen abgenommen. Aber sie hatten eh nur das, was sie am Körper trugen. Und dann nahm man Wilhelm Brasse den Namen und er war nur noch eine Nummer: Häftling Nummer 3444. Und so begann der Häftlingsalltag von Wilhelm Brasse, der unmenschlicher nicht sein kann. Es ist wortwörtlich nicht zu fassen, was man den Häftlingen angetan hat. Wie soll man die Täter benennen? Sind es Monster? Das personifizierte Böse? Sind das wirklich noch Menschen? Schon nach den ersten 50 Seiten fiel es mir so schwer, weiterzulesen. Dabei arbeitet Reiner Engelmann nicht mit Emotionen. Er zeigt durch Wilhelm Brasse die Fakten auf, das, was wirklich geschah. Ich wünsche diesem Buch viele Leser. Und nicht nur solche, die eh schon der Meinung sind, dass so etwas nie wieder passieren darf. Ich wünsche, solche Bücher würden viel mehr an Schulen gelesen werden. Ich wünsche solche Bücher vor allem Lesern, die sich durch unsere politischen Parteien so verunsichern lassen und aus Protest den verkehrten Leuten hinterherlaufen.

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