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Rezension zu
Leere Herzen

Leere Herzen von Juli Zeh

Von: Katharina
20.11.2017

In Leere Herzen von Juli Zeh ist die Demokratie in Deutschland passé. Die „Besorgte-Bürger-Bewegung“ regiert das Land, die EU zerfällt, die Nato ebenfalls. Eine Zeit, in der das Unternehmen von Britta und ihrem Geschäftspartner Babak floriert. Es trägt den harmlosen Namen „Die Brücke“, scheint an Misanthropie und Perversion jedoch schwerlich zu überbieten zu sein: Das Projekt macht aus dem internationalen Terrorismus und seinen »amokartigen Aktionen« eine buchbare Dienstleistung. Per App, mit Hilfe eines Algorithmus‘, werden geeignete (sprich selbstmordgefährdete) Anwärter rekrutiert. Gezielte Auswahl, gezieltes Training, garantierter Erfolg. Mit diesem Geschäftsmodell – aus dem Zeh in Leere Herzen über weite Strecken ein Geheimnis macht – lässt sich gutes Geld verdienen. Full Hands Empty Hearts // It’s a Suicide World Britta führt ein gut funktionierendes Doppelleben. Nicht einmal ihr eigener Ehemann weiß, womit sie tatsächlich den Lebensunterhalt für sich und die gemeinsame Tochter verdient. Doch dann geschieht ein stümperhaftes Attentat, eine zwielichtige Figur taucht auf und Brittas Welt(bild) gerät ins Wanken. Juli Zeh zeichnet mit klarer, schnörkelloser Sprache das Bild eines dystopisches Deutschlands und im weiteren Sinne einer dystopischen Welt. Die leichte, wenig kunstvolle Sprache, die Zeh für Leere Herzen gewählt hat, verdoppelt das tiefgreifende Unbehagen, das den Leser zwangsläufig bei der Lektüre befällt. In einer vom rechten Populismus durchdrungenen Welt, in der Abgrenzung und Hass mehr als alles andere regieren, ist für Wortverliebtheit als bedeutender Teil der menschlichen Kultur kein Raum. Dem Roman vorangestellt sind die fett gedruckten Worte: Da. So seid ihr. Schaut hin, erkennt euch! Die Lektüre als Blick in den Spiegel? Sind wir so? So gleichgültig? So skrupellos? So manipulierbar? Und letztlich auch so leer im Herzen? Zehs Roman bewegt sich irgendwo zwischen Dystopie, Polit- und Psychothriller. Was ich an Juli Zehs Romanen schätze, ist ihr klarer, unverstellter Blick auf die Dinge und die Scharfsichtigkeit, mit der sie die Welt betrachtet. Eine Agentur, die potenzielle Selbstmordattentäter rekrutiert und vermittelt? Wie abwegig ist dieser Gedanke wirklich? Eine Regierung, die ihre Bürger um immer mehr Rechte bringt? Wie weit sind wir davon entfernt? Letztendlich ist Juli Zehs Roman ein leidenschaftliches Plädoyer für Freiheit und Vielfalt und gegen Nationalismus. Lesenswert!

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