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Rezension zu
Phobia

Wulf Dorn spielt mit den Ängsten seiner Leser

Von: Anka Malterer
17.02.2015

Endlich hat das Warten ein Ende! Mit "Phobia" präsentiert der erfolgreiche Thrillerautor Wulf Dorn sein neuestes Psychospiel auf internationalem Boden... Schon nach den ersten 30 Seiten hatte Wulf Dorn es wiedermal geschafft: Ich war mittendrin in seiner Geschichte und gruselte mich, bis zum Anschlag. Nachdem ich im ersten Kapitel seinen Antagonisten bei einem grausigen Mord beobachten konnte, lernte ich im zweiten seine Protagonistin Sarah Bridgewater kennen. Sarah ist liebende Ehefrau und Mutter des 6-jährigen Harvey. Aufgrund einer psychischen Angst-Erkrankung hat sie ihre Arbeit aufgegeben und verbringt seitdem viel Zeit in ihren eigenen 4 Wänden. Doch was passiert, wenn ihr ihre vertraute, sichere Umgebung von einem Tag auf den anderen keinen Schutz mehr gewähren kann und ein Unbekannter in ihr Haus eindringt? Dieser Unbekannte mit dem grausig vernarbten Gesicht, gibt sich als Sarahs Mann Stephen aus, der sich zu diesem Zeitpunkt auf einer Geschäftsreise befindet. Für Sarah beginnt ein Albtraum. Was will dieser Verrückte von ihr? Was hat er mit ihrem Mann angestellt? Der Unbekannte trägt nicht nur Stephens Anzug und fährt sein Auto, nein, er scheint auch noch alles über Sarah und ihre kleine Familie zu wissen... "Die Angst war aus der Stille gekommen. Als habe sie auf den richtigen Moment gelauert, um dann mit aller Macht über sie und ihre Familie hereinzubrechen." S. 23 Wulf Dorn versteht es, ohne große Hilfsmittel oder "Special-Effects" eine wahnsinnig gruselige und spannende Atmosphäre zu schaffen. Er weiß, wo er seine Leser abholen muss und spielt mit ihren natürlichen, alltäglichen Ängsten, die in jedem von uns schlummern. So gelang es ihm bereits mit einer seiner ersten Szenen, in der der kleine Harvey spätabends aus seinen Träumen aufschreckt, weil er glaubt, ein unbekannter Mann klopft an sein Kinderzimmerfenster im ersten Stock, einen kribbeligen Nervenkitzel in mir auszulösen. Harveys Angst und Sarahs Unruhe übertrugen sich direkt auf mich und so schlich ich zitternd und mit schnell pochendem Herzen an Sarahs Seite in Harveys Zimmer. Während Sarah ihre Angst überwinden und nachsehen kann, hätte ich mich am liebsten unter der Bettdecke verkrochen. "Kinder wissen noch nicht viel von den wahren Schreckgestalten, die jenseits der dunklen Fensterscheibe auf sie lauern. Von den Ängsten, die weitaus komplexer sind als jeder schwarze Mann und jedes noch so grässliche Monster. Denn sie haben kein Gesicht, keine Gestalt, so sehr man auch versucht, sie beim Namen zu nennen." S. 37 Aufgrund des leicht und schnörkellos gehaltenen Schreibstils und der sehr kurzen Kapitel, erreicht der Thriller eine rasante Geschwindigkeit, bei der die Seiten nur so fliegen. Die Spannung tat ihr Übriges dazu, dass ich "Phobia" nur schwer wieder zur Seite legen konnte. Viel zu schnell flogen die Seiten an mir vorbei, so dass ich mich immer wieder bei dem Versuch erwischte, langsamer zu lesen, um dieses aufregende Lesevergnügen noch ein Stück weit in die Länge zu ziehen. Doch irgendwann war es mit meiner Selbstdisziplin dahin und die spannende Jagd durch das winterliche London ging weiter. Sarahs Mann bleibt verschwunden, während sich der verrückte Unbekannte immer weiter in ihr Leben schleicht und anscheinend jeden ihrer nächsten Schritte bereits zu kennen weiß. Doch Sarah ist nicht allein. Mark Behrendt, den alle Fans des Autors bereits aus seinem Debütthriller "Trigger" kennen, geht den Weg mit ihr gemeinsam, obwohl auch er vom Leben stark gezeichnet ist. In einer kurzen Rückblende erfuhr ich vom schrecklichen Unfalltod seiner Freundin und seiner daraus resultierenden Depression. Alkohol, Selbstvorwürfe und die vor seinem inneren Auge immer wiederkehrenden Bilder hatten ihn in ein tiefes, dunkles Loch gestürzt. Immer wieder gewährt Wulf Dorn seinen Lesern aber auch einen Blick auf seinen Antagonisten. Wieso tut er das? Wer ist er wirklich? Was steckt hinter seinem perfiden Plan? Als die letzten 100 Seiten vor mir lagen, holte ich noch einmal tief Luft und bereitete mich auf den großen, spannenden Showdown vor, den ich von Wulf Dorn bisher gewohnt war. Es dauerte ein paar Tage, bis ich mich mit seinem gewählten Ende anfreunden konnte, denn ich hatte etwas komplett anderes erwartet. Tatsächlich war ich im ersten Moment, beim Umblättern der letzten Seite, etwas enttäuscht, doch bereits am nächsten Tag begann es in meinem Kopf zu rattern. Ich griff erneut zum Buch, las einzelne Passagen ein weiteres Mal und stellte fest, dass der Thriller auf eine etwas andere Art und Weise als erwartet, in mir nachwirkte. Mir schlotterten nicht die Knie, nein, ich wurde nachdenklich. OK, mit dem ein oder anderen Punkt (wie z.B. der großzügigen Spende) kann ich mich immer noch nicht so ganz anfreunden, doch die allerletzten Sätze ließen mich dann doch wieder wohlig erschaudern. Geht es weiter mit Mark Behrend? Für meinen Geschmack hat er neben Sarah nicht ausreichend Platz bekommen. Gern würde ich mehr über ihn, seine Vergangenheit und seine Zukunft erfahren. Das Ende lässt hoffen... "Es war immer bequemer, Menschen in Schubladen zu stecken, als nach den Gründen für ihr Handeln und ihre Wesensart zu fragen." S. 364 Langes Geblubber - kurzer Sinn! Mit "Phobia" konnte mir Wulf Dorn ein weiteres Mal spannende Lesestunden bescheren. Ich spürte das unheimliche Kribbeln im Nacken zu jeder Zeit und auch die Gänsehaut, die schon zu Beginn über meine Arme gekrochen war, verschwand erst am Ende. Der deutsche Autor beweist, dass er sich auch auf internationalem Boden sicher bewegen kann und dafür nicht auf spektakuläre Effekte zurückgreifen muss. Obwohl ich das gewohnte Fahlenberg zwischendurch ein bisschen vermisste, gewöhnte ich mich an das winterliche London als atmosphärischen Schauplatz. Mit seinem überraschend ruhigen Ende, regt der Autor zum Nachdenken an - hier stellt sich die Frage, ob es für den ein oder anderen passionierten Thrillerleser nicht eine Spur zu viel Weichspüler war. Ich kann es mittlerweile akzeptieren und fiebere schon jetzt Dorns neuem Streich entgegen...

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