Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Leere Herzen

"Leere Herzen" von Juli Zeh

Von: Julia
01.12.2017

Lange nicht mehr hat mich ein Buch so gespalten zurückgelassen. Auf der einen Seite habe ich mich gut unterhalten gefühlt, auf der anderen kam mir die Handlung manchmal sehr irreal vor. Wieso meine Meinung so gespalten ist, könnt ihr in meiner Rezension erkennen. Inhalt (Klappentext) Sie sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet: Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak Hamwi. Sie haben sich damit abgefunden, wie die Welt beschaffen ist, und wollen nicht länger verantwortlich sein für das, was schief läuft. Stattdessen haben sie gemeinsam eine kleine Firma aufgezogen, "Die Brücke", die sie beide reich gemacht hat. Was genau hinter der "Brücke" steckt, weiß glücklicherweise niemand so genau. Denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod. Mein Eindruck: Ich habe mir sehr viel von dem neuen Roman Juli Zehs versprochen, da ich zum einen viel positives über ihre Werke erfahren habe, zum anderen habe ich sie einmal auf der Leipziger Buchmesse gesehen, wo ich sie sehr sympathisch fand. Ich kam auch sehr schnell in die Handlung hinein, weil die Autorin einen sehr flüssigen und für den Leser angenehmen Schreibstil hat. Am Anfang wurde ein großer Spannungsbogen aufgebaut, weil der Leser nur Häppchenweise Informationen über "die Brücke“ geliefert bekommt und daher neugierig ist, um was für ein Unternehmen es sich dabei handelt. Zudem fallen immer wieder kleine Andeutungen über die Regierung und das politische System Deutschlands. Das Buch soll in naher Zukunft ( ich schätze zehn Jahren ) spielen. Die Charaktere waren sehr vielfältig. Zum einen ist da Britta, die gegen Ende immer unsympathisch wird. Sie ist kalt und gefühllos, was man auch an ihrer Beziehung zu ihrer Tochter, die sie viel bei einer Freundin lässt, und ihrem Mann sieht. „Die Brücke“ hat in Brittas Leben höchste Priorität, auch vor ihrer Familie. Dann ist da noch Baback, Brittas Geschäftspartner, der etwas mehr Sympathie erwecken kann. Er ist nicht so arrogant wie Britta und zeigt auch mehr Gefühle. Das befreundete Ehepaar Janina und Knut verkörpert den Wunsch nach einem erfüllten Leben, der in jeder Gesellschaft zu finden ist. Die Idee der „Brücke“ hat mir gut gefallen, da sie außergewöhnlich ist. Ich bin mir zwar bewusst, dass die Autorin provozieren will, doch das Szenario einer solchen Einrichtung konnte ich mir noch vorstellen. Was ich mir nicht vorstellen konnte, ist die politische Lage in die Juli Zeh Deutschland versetzt. Merkel ist abgetreten, da eine autoritäre Bewegung Namens „Besorgte Bürger Bewegung“ mit einer Anführerin namens Regula Dreyer, über die man jedoch kaum was erfährt, an die Macht gekommen ist. Insgesamt habe ich mir mehr Informationen über die Machtergreifung dieser Bewegung gewünscht. Das erste Paradoxon beginnt damit, dass immer wieder von „Innenministerin Wagenknecht“ gesprochen wird. Ob es sich dabei um Sahra Wagenknecht handelt bleibt unklar. Merkels Rücktritt unter Tränen erscheint mir ebenso unrealistisch. Die Randbemerkung, Putin und Trump hätten gemeinsam den Syrienkrieg beendet, konnte ich noch eher nachvollziehen als die vollkommen verrückte These, dass durch den amerikanischen Isolationismus der Nah-Ost-Konflikt gelöst worden sei. Auch das weitgehende Verschwinden von islamistischem Terror, konnte ich mir nicht vorstellen. Die Charaktere, ihre Gründe für den Selbstmord und ihre Beziehungen hingegen wirkten echt und authentisch. Der Gedanke eines „früher war alles besser“, das sich durch die Erinnerungen durch die Protagonistin zieht, hat mir gut gefallen. Wenn man das Buch als Literarsches Werk sieht ist es hervorragend. Guter Stil, tolle Figuren, Sätze, die man in Stein meißeln möchte, Metaphern und vieles mehr. Um dies jedoch genug genießen zu können, muss man die politischen Fehleinschätzungen der Autorin ausblenden. Julia Zeh möchte den Leser provozieren und dazu anregen, sich Gedanken über seinen eigenen Lebensstil zu machen.Das ist ihr gelungen.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.