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Rezension zu
Neanderthal

Spannend und gut recherchiert vermittelt das Buch nicht nur Abenteuer, sondern auch eine erschreckende Zukunftsvision Deutschlands.

Von: Wolfgang Brunner - Buchwelten
12.12.2017

Bei einer Leiche werden enorme Ähnlichkeiten mit einem Neandertaler festgestellt. Kommissar Nix ruft die Wissenschaftler Sarah und Max zu Hilfe, die Koryphäen auf dem Gebiet der Neandertaler-Forschung sind. Durch diverse Untersuchungen deutet alles darauf hin, dass die vor Zehntausenden von Jahren ausgestorbenen Vorfahren des Menschen wieder zum Leben erwacht sind. Wurden sie etwa geklont? Sarah und Max dringen immer tiefer in ein geheimnisvolles Komplott ein, in dem nicht nur die Wissenschaft sondern auch die Politik involviert ist. . Der Roman beginnt wie ein mysteriöser Kriminalfall und lässt den Leser erst einmal erstaunt innehalten, weil er sich von dem Cover und der Inhaltsbeschreinung eigentlich etwas völlig anderes versprochen hat. 😉 Aber das Ganze dauert nicht lange und wechselt in einen Abenteuer-Wissenschafts-Thriller über, der mich des öfteren an Michael Crichton aber auch an Dan Brown erinnert hat. Jens Lubbadeh nimmt seine Leser mit auf eine atemberaubende Hetzjagd, die sich über mehrere Jahre hinweg erstreckt und dadurch eine unglaubliche Authentizität erreicht. Es sind faszinierende Ideen, die sich durch den gesamten Plot hindurchziehen und mal mehr und mal weniger in den Vordergrund rücken. Ich will damit sagen, dass Jens Lubbadeh auch sozialkritische Botschaften zwischen den Zeilen verstreut, die nur in einem einzigen Satz angedeutet werden. Das macht den Roman zu einem unersättlichen Füllhorn an „Gedankenstupsern“ für den aufmerksamen Leser. Neben der rasanten Hautphandlung, die aus meiner Sicht in der Tat aus der Feder des leider viel zu früh verstorbenen Michael Crichton stammen könnte, baut Lubbadeh aber auch ein sehr interessantes Zukunftsszenario auf, das oftmals schon sehr nah an der Realität dran ist und an anderen Stellen absolut glaubwürdig und nachvollziehbar erscheint. In „Neanderthal“ wird dem Leser eine Zukunft Deutschlands gezeigt, die erschreckend realistisch erscheint und in fast allen Belangen Hand und Fuß hat. Wer genau aufpasst, wird sehr viele Anspielungen auf aktuelle Ereignisse finden, die geschickt in diese Zukunftsvision eingebaut wurden. Dieser Wissenschafts-Thriller ist nicht nur reine Unterhaltungsliteratur, sondern zwingt den Leser förmlich zum Nachdenken mit all seinen verschiedenartigen Facetten, die das Leben, den Tod, die Schönheitsideale und den Machthunger vieler Menschen behandeln. Es wird zum Beispiel in einem Kapitel eine Fernseh-Talkshow wiedergegeben, die inhaltlich und von den Dialogen her dermaßen echt wirkt, dass es eine wahre Freude ist, sie zu lesen. Ich persönlich empfand diese Zukunftswelt als ungemein realistisch. Auch wenn an manchen Stellen die wissenschaftlichen Ausdrücke und Erklärungen zu sehr ins Detail gingen, versteht man auch als Laie wirklich alles, was vor sich geht. Es ist eine sehr vielschichtige Handlung, die Jens Lubbadeh hier präsentiert. Und auch wenn sich das Buch sehr flüssig lesen lässt, sollte man sorgfältig lesen, um auch wirklich alles (auch die oben erwähnten, zahlreichen Anspielungen zwischen den Zeilen) zu verstehen. „Neanderthal“ wirkt aufgrund seiner teilweise sehr düsteren Stimmung an einigen Stellen fast schon wie eine Dystopie. Gerade die fiktive, politische Entwicklung Deutschlands, die sehr gut vom Autor ausgearbeitet wurde, und die Politiker stellten für mich den größten Schrecken des Buches dar. Denn die Neandertaler sind sehr menschlich und sympathisch und geben dem Roman eine außergewöhnliche emotionale Note, die mich manchmal sehr berührt hat. Einziger Wermutstropfen von „Neanderthal“, sofern man das so bezeichnen darf, ist der oftmalige Wechsel des Hauptprotagonisten. Kaum hat man nämlich zu dem Ermittler Kommissar Nix eine Beziehung aufgebaut (bei mir durch eine wirklich fantastisch geschriebene Szene in einem Bordell geschehen), fällt dieser quasi sang- und klanglos aus der Handlung und wird von den Wissenschaftlern Sarah und Max abgelöst (wenig später passiert dies dann sogar noch einmal, dass der Protagonist wechselt). Da habe ich mir während des Lesens schon ein paar Mal gewünscht, dass Kommissar Nix noch einmal mitgespielt hätte, denn ich mochte ihn. Aber wenn man sich wiederum die epische Bandbreite ansieht, auf der die Geschichte angelegt ist, dann hat das alles durchaus Sinn. Man muss ich eben nur darauf einlassen (können) und ein wenig abseits von Schema F denken. Mir hat das Gesamtwerk außerordentlich gut gefallen, was nicht nur an der spannenden Abenteuerstimmung, sondern auch an der perfekt ausgearbeiteten Zukunftswelt lag. Schade finde ich, dass es die Vorgeschichte „Das Neanderthal-Projekt“ lediglich als ebook gibt. Für mich als Papierbuchliebhaber, der nicht einmal einen ebook-Reader besitzt, ist das natürlich sehr schade, auch wenn das ebook kostenlos angeboten wird. Ich freu mich jedenfalls schon auf das neue Buch von Jens Lubbadeh. . Fazit: Spannend und gut recherchiert vermittelt das Buch nicht nur Abenteuer, sondern auch eine erschreckende Zukunftsvision Deutschlands. © 2017 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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