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Rezension zu
Neanderthal

Wissenschaft, Anthropologie, Utopie

Von: padmanpl.blog
28.12.2017

Ich hatte mich auf dieses Buch gefreut, weil es ein Thriller sein sollte und mir der Heyne Verlag dieses Rezensionsexemplar zukommen ließ. Vielen Dank hierfür an dieser Stelle. Doch dieser Thriller stellte sich für mich doch sehr ernüchternd dar. „Neanderthal“ von Jens Lubbadeh aus dem Heyne Verlag der Random House Verlagsgruppe. Genre: Thriller, Roman Dieses Büchlein, mit seinen insgesamt 526 Seiten, erschien am 13.11.2017. Meine Lesezeit muss tatsächlich mehr als 20 Stunden betragen haben. Warum und wieso erkläre ich noch. Dieser Thriller aka Roman ist kein einfaches Buch mit tiefgründiger Thematik. Klappentext: „Waren sie die besseren Menschen? Deutschland in naher Zukunft. Krankheiten, Schönheitsfehler und Suchtprobleme sind abgeschafft. Gesundheit ist das höchste Ideal, wofür sogar in das menschliche Erbgut eingegriffen wird. Eine Welt, in der sich Kommissar Nix nur schwer zurechtfindet. Als er eines Tages auf eine merkwürdig aussehende Leiche stößt, steht er vor einem Rätsel. Die Ähnlichkeiten des Toten mit Neandertalern sind einfach zu groß – diese aber sind seit Zentausenden Jahren ausgestorben. Oder doch nicht? Schon bald machen Nix und seine Kollegen eine grausige Entdeckung: Kann es sein, dass man Neandertaler geklont hat, um damit den Menschen zu optimieren? Und dass alle, die davon wissen, beseitigt werden sollen? Die Jagd ist eröffnet.“ Ich muss gestehen, dass mich dieser Klappentext sehr angesprochen hat und insbesondere die letzten vier Wörter, die sich auch auf dem Cover befinden: „Die Jagd ist eröffnet“. An diesen Worten hatte ich mich sozusagen aufgehangen und eine rasante Geschichte in Manier eines Thrillers erwartet. Doch das war dann nicht wirklich der Fall. Zunächst ist der Leser mit Kommissar Nix unterwegs. Zum einen wegen der Leiche, die sich nach und nach als Neandertaler entpuppt, zum anderen um die utopische nahe Zukunft in Deutschland kennen zu lernen. Der gesellschaftliche Wandel mit dem Fokus, der bereits im Klappentext Erwähnung findet, der Genetik und Erbguteingriffe zur Optimierung der Menschen, wird einem sehr ausführlich erklärt. Dieser Part ist natürlich nicht besonders spannend, aber dient natürlich dem Zweck diese nahe Zukunft verstehen zu können. Doch je weiter sich die Geschichte zieht, umso mehr begegnen einem Fremdwörter und Fachbegriffe aus der Genetik und Anthropologie. Für jemanden wie mich, der sich nur sporadisch mit den Themen auskennt und nur dadurch in Kontakt kam, dass es solche Serien wie „Autopsie – Mysteriöse Todesfälle“ und Dokumentationen über Knochenfunde gibt, ein schwerer Stoff. Es gab tatsächlich Wörter, die ich nachschlagen musste, da mir deren Bedeutung nicht auf Anhieb geläufig war. Das spricht aber für die sehr gute Recherche des Autors Jens Lubbadeh, der seines Zeichens Wissenschaftsjournalist ist, was man durchaus sehr gut in diesem Buch erkennen kann. Für mich war es jedoch schon zu viel des Guten an Fachbegriffen. Diese Komplexität in der Geschichte ist daher von Anfang bis zum Schluss gegeben. Denn neben dem Kommissar dürfen auch Wissenschaftler und – nennen wir sie mal Geheimdienstmitarbeiter, sowie Politiker vor. Ich glaube, dass dieses Buch eine Nische füllt und gerade für jene Personen interessant ist, die sich für Genetik, Anthropologie und Urmenschen, wie den Neandertaler, interessieren. Für jeden anderen wird es schwierig, denn einen Thriller konnte ich über sehr lange Strecken nicht erkennen. Die Bezeichnung „Roman“ wäre deutlich angebrachter. Die erste richtige Spannung schleicht sich Seite 400 und folgende ein, was doch reichlich spät für ein Buch mit dem Genre „Thriller“ ist. Die „Jagd“ erscheint mir mehr als eine Aufklärung dessen, was unter dem Projektnamen „Neanderthal“ passiert ist. Dort wurden tatsächlich Neandertaler geklont und erforscht. Eine Hetzjagd, wie ich es mir dachte, auf die Klone und Forscher, gab es zu keinem Zeitpunkt. Auch das sind Gründe, warum ich sehr lange für dieses Buch brauchte, denn ich konnte nicht wirklich am Stück lesen. Es war mir einfach zu trocken und auch sehr langwierig. Sicher, die Story ist in sich interessant, jedoch wenn man einen Thriller erwartet und eigentlich nur eine längere Erzählung zu der gesellschaftlichen Entwicklung der nahen Zukunft in Deutschland erhält, doch eher schwere Kost. Unabhängig davon, dass dieses Gesellschaftsgebilde, in welcher jedes Laster wie Alkohol trinken und Rauchen zum Beispiel, verpönt ist und die genetische Struktur der Menschen schon vor der Geburt abgeändert wird um Krankheiten auszumerzen, dann erinnert mich das an eine dunkle Zeit der deutschen Geschichte, die in den 1930er Jahren begann. Interessant war dann zu lesen, dass dieser Vergleich auch durch Politik und Presse innerhalb des Buches aufgegriffen wird. Eine andere Sache, die mich sehr enttäuscht hatte war, als eine Hauptfigur in der Geschichte ums Leben gekommen ist. Ich frage mich, wie man auf die Idee kommt, einen Absatz zu beginnen, in dem direkt steht, dass diese Person sterben wird und danach der Absatz fortgeführt wird, um die Geschichte bis zu dem Ereignis zu beschreiben. Das ist für mich übrigens das beste Beispiel dafür, wie man aus einer möglichen spannenden Passage eine doch sehr enttäuschende machen kann. Das entzieht sich meinem Verständnis von einem Thriller. Wie dem auch sei, mein Fazit zu diesem Buch zusammengefasst: Es ist eine interessante Geschichte mit einer nicht ganz unwahrscheinlichen Idee der nahen Zukunft in Deutschland. Dieses Gesellschaftskonstrukt, das sich um Gesundheit und Genetik, sowie deren Anpassungen dreht, ist eine makabre aber durchaus realistische Utopie. Ein Thriller ist es für Normalsterbliche wohl eher weniger. Wissenschaftler oder Anthropologen, sowie Hobbywissenschaftler usw. werden sich hier in dieser Geschichte sicher sehr zu Hause fühlen. Jeder andere dürfte sich wahrscheinlich mit einigen Schwierigkeiten bis zum Ende durchkämpfen müssen, wobei es sich dann aber wieder lohnt.

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