Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die Geschichte der Bienen

Die Geschichte der Bienen

Von: Booksnstories
29.12.2017

Wie der Klappentext schon verrät, bildet der Roman drei unterschiedliche Handlungsstränge ab, die 165 bzw. 10 Jahre in der Vergangenheit und 81 Jahre in der Zukunft angesiedelt sind. In der dritten Person geschrieben erleben wir die Handlung kapitelweise abwechselnd aus Sicht des jeweiligen Protagnisten und  sehr nah an dessen innersten Gefühlen: Geschäftsmann und Freizeitforscher William steht nicht nur gesundheitlich am Scheideweg, sondern ist auch finanziell in seiner Existenz bedroht. Während er sich immer weiter in seine Idee des neuartigen Bienenstocks verrennt, in dem er nicht nur die finanzielle Rettung, sondern auch sein ideeles Vermächtnis sieht, entfremdet er sich immer weiter von seiner Familie. Ein Weg, der zum Scheitern verurteilt scheint… Ähnlich steht es um Imker George, der über die Ambition, seinem Sohn die bestmögliche Grundlage für dessen Lebenzu schaffen, nicht erkennt, dass dieser am vorgezeichneten Weg gar nicht interessiert ist. Die Vater-Sohn-Konflikte verbinden die beiden Handlungsstränge der Vergangenheit, in dem der Gegenwart am nächsten liegenden spitzt sich dieser Konflikt jedoch heftig zu. Die Arroganz beider Seiten für die Sicht des jeweils anderen und die Hilflosigkeit der anderen Beteiligten tun beim Lesen regelrecht weh und man ist mehr als einmal geneigt, Vater und Sohn eine gehörige Kopfnuss zu verpassen. Das allmählich Verschwinden der Bienen wird ganz subtil und zurückhaltend in die Handlung eingeflochten,  so schleichend wie es in der Realität gerade jetzt passiert. Genauso wie man sich fragt,warum um alles in der Welt, man für die beiden keine akzeptable Lösung findet, fragt man sich, warum denn niemand das Sterben der Bienen bemerkt und etwas dagegen unternommen hat. Dies schlägt den Bogen zur Handlung um Arbeiterin Tao, die uns direkt zu Beginn des Romans in schlichter, aber dennoch erschreckender Weise mit den Folgen des Bienensterbens konfrontiert. Nicht nur der Einzelne ist in seiner Existenz bedroht, so wie William und George, sondern die gesamte Menschheit. Die Menschen sind ihrer Lebensgrundlage, ihres Agrarsystems beraubt und um das Überleben zu sichern, muss sich die Gesellschaft auf diese neuen Bedingungen einstellen. Mit einem System, in dem der einzelne nur noch ein Rädchen im Getriebe ist, eine Nummer, jemand, der seinen Zweck zu erfüllen hat. Und wenn er dies nicht mehr tut, wird er im Stich gelassen. Jene Szene, die die Nutzlosigkeit der Alten und Kranken verdeutlicht, lässt mich noch heute entsetzt zurück. Manchem mag es sicher ein wenig zu weit gegriffen sein, dass mit den Bienen auch die Freiheit und die Selbstbestimmung des Menschen verloren gehen, dass das Bienensterben unsere gesamte moderne Existenz in Frage stellt. Vielleicht bedarf es aber genau dieser Überspitzung, diesem „So muss es nicht, aber so könnte es kommen“, damit uns bewusst wird, dass es 5 vor 12 ist. Dass sich Lunde bewusst nicht für einen gegenwärtigen Handlungsstrang im Jahre 2017 entscheidet, ist sicherlich ebenfalls Teil der Botschaft, die der Roman vermitteln will. Wir haben den Zenit bereits überschritten, befinden uns schon näher an der zukünftigen Realität, als uns lieb ist. „Die Geschichte der Bienen“ ist kein wissenschaftiches Buch, kein Buch bei dem man tatsächlich etwas über die Geschichte der nützlichen Insekten erfährt. Es ist auch kein Roman, der Fakten nennt, aus denen man sich ein differenziertes Bild über den Ernst der Lage stricken kann. Er packt den Leser emotional und so, dass sich jeder mit den Beweggründen der Protagonisten  identifizieren kann. Denn sie werden über die Jahrunderte nicht nur durch die Bienen, die für jeden von ihnen eine zentrale Rolle spielen,verbunden. Sie alle sehen sich mit familiären Konflikten konfrontiert, kämpfen mit der Beziehung zu ihren Kindern, werden davon angetrieben, ihren Nachkommen ein besseres Lebenzu ermöglichen, als es ihnen selbst vergönnt war. Dass wir alle unabhängig davon, in welcher Zeit wir leben, vor den gleichen Herausforderungen stehen, die gleichen Wünsche, aber auch Ängste teilen, gehört zur stärksten Botschaft, die dieser Roman für den Leser bereit hält. In Anbetracht dieser großen Themen bildet der Schreibstil für mich persönlich daher einen kleinen Kritikpunkt. Er ist sehr einfach, kommt fast seicht und belanglos daher. Als ich mit jemandem, der das Buch ebenfalls gelesen hatte, darüber sprach, meinte mein Gegenüber dazu jedoch, dass man den Leuten vielleicht auf eben genau diese Art und Weise begegnen muss, damit sie die Misere verstehen. Da ist sicherlich etwas dran. Am Ende des Romans offenbahrt sich nicht nur eine ideele Verbindung zwischen den drei Protagonisten, sondern auch eine tatsächlich, physisch greifbare. Ein gelungener Zug der Autorin, der das gesamte Handlungskonzept gekonnt abrundet. Und auch das letzte Kapitel vermittelt trotz aller Unwägbarkeiten, durch die sich der Leser bis dorthin kämpfen musste, eine positive Botschaft. Im Leid des einzelnen liegt die Hoffnung für viele. Und so beendet man den Roman, wie man ihn beim ersten Lesen des Autorennamens begonnen hat: mit einem Lächeln.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.