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Rezension zu
Dann schlaf auch du

Dann schlaf auch du

Von: Feyza
09.01.2018

Im Jahr 2016 hat der Roman „Chanson Douce“ (Wiegenlied) der französisch-marokkanischen Autorin Leila Slimani den Prix Goncourt gewonnen, den wichtigsten Literaturpreis Frankreich. Und auch schon davor war es ein riesen Erfolg im Nachbarland. Und das liegt höchstwahrscheinlich am Thema. Es ist extrem, es trifft einen Nerv und es ist einfach der pure Wahnsinn. „Das Baby ist tot. Wenige Sekunden haben genügt. Der Arzt hat versichert, dass es nicht leiden musste. Man hat es in eine graue Hülle gelegt und den Reißverschluss über dem verrenkten Körper zugezogen, der inmitten der Spielzeuge trieb. Die Kleine war dagegen am Leben, als die Sanitäter kamen. Sie hatte sich gewehrt wie eine Wilde.“ Wenn es um Kinder geht, vor allem um Kindesgefährdung, ist bei den meisten die Grenze erreicht. Doch dieser Roman überbietet so einiges, obwohl wir unglaublich übersättigt von Thrillern der blutrünstigen, grausamen Art und ja Anfangs mag das vielleicht ein ähnliches Gefühl sein, aber schnell nimmt dieser Adrenalin Kick ab und der Roman wird nüchtern, es geht noch viel tiefer und berührt uns in einer Art Hilflosigkeit die wir nach Beendigung des Buches nicht einfach abstreifen können. Ein Traumpaar, Myriam und Paul Masse, sie gehören der gehobenen Mittelschicht in Paris an, sie sind gebildet, sie Juristin und er Musikproduzent. Dem glücklichen Paar schenkt der Herr Gott auch noch zwei tolle Wunschkinder, eine bezauberndes Mädchen und ein zuckersüße Junge, die von ihren Eltern unendlich geliebt werden. Aber Myriam sehnt sich nach dem zweiten Kind wieder zurück in die Berufswelt. Dass Paul Masse in seinem spannenden Job nicht kürzer treten kann, ist auch selbstverständlich (Ironie Ende). Großeltern sind nicht da, die möchten auf dem Land ihren letzten Lebensabschnitt genießen. Eindeutig: Es muss eine Nanny her, weil auch keine Krippe in der Nähe ist. Es werden Castings durchgeführt, um die perfekte Nanny zu finden und so offen und liberal die beiden auch sind, sie haben ganz bestimmte Kriterien. „Das Wichtigste ist, dass sie flexibel ist und nicht so dröge, dass sie schuftet, damit wir schuften können.“ Wir spüren die Arroganz der Reichen und Zahlenden stark am Ehepaar Masse und da kommt Louise perfekt gelegen, sie ist die Erfüllung aller Erwartungen: Französin, alleinstehend, keine Kinder, mittleres Alter und die Kinder lieben sie sofort. Wenn die Masses heim kommen ist der Haushalt gemacht, Essen steht auf dem Tisch, die Kinder sind gebadet, müde und zufrieden. Die Familie wird abhängig von „Nounou“ und ignoriert auch unheilvolle Zeichen. Doch Louise ist eine psychisch kranke Frau, die immer labiler wird und mit vielen eigenen Problemen zu kämpfen an, für die sich ihre Arbeitgeber kein bisschen interessieren. Leila Slimani erzählt diese Entwicklung einfach grandios und trifft bei mir einen Nerv. Ich hatte während dem Lesen einfach ständig die Frage „Aber warum tut man sowas?“ im Hinterkopf. Diese Geschichte ist zudem von einem realen Fall aus New York inspiriert worden. Was diesen Roman auch noch interessant macht ist die Gesellschaftskritik, die zwischen den Zeilen steckt, nämlich die Kluft zwischen arm und reich. Slimani hat hier einen soziologisches Buch geschrieben, dass uns zwar schockiert, aber nicht an die Protagonisten ran lässt, weshalb wir keine tiefere Verbindung zu ihnen aufbauen können. Das mag zwar schade sein, aber dennoch muss ich sagen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat und es absolut lesenswert ist. Hiermit möchte ich mich auch an dem randomhouse Verlag und dem Luchterhand Verlag ganz herzlich für das Rezensionsexemplar bedanken. Liebe Grüße Feyza

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