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Rezension zu
Die Oleanderfrauen

Hamburg, Kaffee, Kuchen und der Nationalsozialismus

Von: monerl aus Langen
17.01.2018

Auch in diesem Roman bleibt sich die Autorin treu. Vor den Augen des Lesers entspannt sich eine geheimnisvolle Familiensaga, mit den Schwerpunkten Kaffee, Kuchen, Hamburg und Zweiter Weltkrieg. Ihr meint das passt nicht zusammen? Und wie es passt! Auf zwei zeitlichen Ebenen verwebt Teresa Simon die traurige Geschichte der jungen Sophie Terhoven, die ihre Gefühle und ihr Leben in Tagebüchern festgehalten hat, die in 2016 auf einem Dachboden von Johanna entdeckt werden. Sophie, die Tochter des angesehenen Hamburger Kaffeebarons, hat sich in den Falschen verliebt. Als sie dann auch noch so jung schwanger wird, gerät das große Unglück ins Rollen. Die politische Lage, die 1936 und die folgenden Jahre vorherrschte, machte vieles für sie nicht leichter. In der Gegenwart lernen sich Jule und Johanna kennen. Johanna, eine ältere Dame, die so fasziniert und sehr berührt von Sophies Geschichte ist, lässt von Jule die Tagebücher historisch aufarbeiten. Jule, die dringend Geld braucht, um ihr wundervolles Café weiterhin betreiben zu können, hat ein zweites Standbein. Mit "Ich schreib dir dein Leben" recherchiert und rekonstruiert sie die Vergangenheit. Kaum ist sie mit Sophies Tagebüchern und ihrer Geschichte in Berührung gekommen, wird sie davon in den Bann gezogen und mit ihr auch der Leser. Teresa Simon versteht es, über große Gefühle zu schreiben und die Schicksale historisch in schwere Zeiten einzubetten. Hier wird man in die nationalsozialistische Zeit entführt und bekommt den Zeitgeist und die wichtigsten Ereignisse vor Augen geführt. Neben dem Hass auf Juden thematisiert die Autorin anhand ihrer Charaktere Malte und Thom die Abscheu auf Behinderte und den Hass und die Feindseligkeit Homosexuellen gegenüber. Die Autorin hat ein Händchen für ihre Charaktere! Liebevoll formt und stellt sie alle Haupt- und Nebenfiguren dar. Aber auch die Antihelden sind sehr gut ausgearbeitet und man kann seine Abneigung gegen sie stetig wachsen sehen. Teresa Simons flüssiger Schreibstil lässt die Seiten nur so dahinfliegen. Gespannt verfolgte ich die Tagebucheinträge und wie diese die Gegenwart neu formten. Zu meiner Begeisterung für das Buch habe ich dieses Mal kleine Kritikpunkte, die sich in einem Stern Abzug widerspiegeln. Die Geschichte packte mich nicht sofort. Ich musste mich erst ein wenig einlesen, im Gegensatz zu den beiden letzten Romanen "Die Frauen der Rosenvilla" und "Die Holunderschwestern". Der Sog entfaltete sich erst nach und nach. Ein paar Mal konnte mich Teresa Simon mit den Wendungen in der Geschichte sehr überraschen. Doch gab es auch Verbindungen, die mich die Auflösung der Geheimnisse bereits recht bald haben voraussehen lassen. Das Ende wird schön und schlüssig aufgelöst, wobei mir dieses Mal zu viele Personen daran beteiligt waren. Das Nachwort ist wieder einmal sehr gelungen! Der Leser erfährt einiges über Hamburg als Hafen- und Handelsstadt, über den Kaffeeanbau, die Kaffeebohne und ihre unterschiedlichen Röstungen. Ebenso, in gewohnter Manier, gibt es einige Rezepte zum Nachbacken, die einem während des Lesens aus Jules Café "Strandperlchen" bekannt vorkommen. Fazit: Ein emotionaler Spaziergang durch das Hamburg von damals und heute, verpackt in eine spannende und geheimnisvolle Familiensaga, in der man viel über die Historie Hamburgs zur Zeit des Nationalsozialismus lernt, Kaffee aus einem anderen Blickwinkel betrachtet und Heißhunger auf Kuchen und Törtchen bekommt! Absolute Leseempfehlung!

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