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Rezension zu
Kann man da noch was machen?

Blick über den Tellerrand

Von: Alexandra (The Read Pack)
21.01.2018

Mein erstes Buch in diesem Jahr beschäftigte sich mit einem Thema, dass ich sonst sehr meide, weil es mich selbst betrifft. Ich lese ungern Bücher über Behinderungen, Ratgeber und Erfahrungsberichte noch viel weniger gern. Ich selbst sitze im Rollstuhl. Warum sollte ich ein Buch lesen, dass sich um den Alltag einer Rollstuhlfahrerin dreht? Bei “Kann man da noch was machen?” war die Lage etwas anders. Laura Gehlhaar habe ich via Social Media nun eine Weile verfolgt und mag ihre freche Schnauze, ihre coole und sympathische Art sehr gern. Genau diese Art zu Erzählen, cool, humorvoll und laut aber gleichzeitig reflektiert und verletzlich, hat mich im Buch dann wirklich begeistert. “Kann man da noch was machen?” ist voll Augenzwinkern aber trotzdem eben mitten aus dem Leben der Autorin. Bei vielen beschriebenen Anekdoten überkam mich ein großes, heftiges “oh ja, das kenne ich sooo gut”-Gefühl. Ich habe vieles davon selbst erlebt und gefühlt. Natürlich gibt es nicht “die Rollstuhlfahrer” und ich teile auch nicht alle Ansichten der Autorin (ich empfinde es nicht als Beleidigung, wenn man meine Behinderung kurzzeitig “vergisst”, das tue ich leider auch oft genug) aber viele (getragen werden, von Betrunkenen, furchtbar!) aber das Buch ist eine spannende Möglichkeit für einen Perspektivwechsel. Es fällt manchmal schwer über den Tellerrand zu blicken und Bücher wie dieses sind dabei so wichtig. Behinderungen finden oft im Alltag nicht statt, werden entweder gar nicht oder als übertrieben heldenhaft wahrgenommen (“Ist das toll, dass du trotzdem raus gehst!”). Umso schöner ist es, die Geschichten von jungen und ganz normalen Menschen mit Handicap zu erfahren. Laura Gehlhaar hat sich erst mit 20 Jahren entschieden künftig den Rollstuhl zu nutzen. Ich selbst sitze seit meinem fünften Lebensjahr im Rollstuhl und Erinnerungen gibt es für mich beinahe nur so. Trotzdem haben wir eins gemeinsam: so ein Rollstuhl ist kein Gefängnis, sondern ein echtes Stück Freiheit. Erst Dank meinem Rollstuhl kann ich mich so frei bewegen, wie ich es tue und mitleidige Blicke sind nicht angebracht. Apropos Blicke: im Buch werden die verschiedenen Blicke beschrieben, die Rollstuhlfahrer im Alltag ernten. Vom mitleidig-verschwörerischen bis zum kinnladenoffenen Starren, das ist wirklich lustig aber vielleicht auch eine gute Möglichkeit sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Wegen diesem und vielen anderen Details wünsche ich dem Buch viele Leser, Behinderte und vor allem Nicht-Behinderte. Diese besonders lustigen “ich setze mich einen Tag in den Rollstuhl”-Aktionen können bewusst machen, wo überall (bauliche) Schwellen im Alltag lauern, aber echtes Verständnis kann meiner Meinung nach nur entstehen, wenn man mit denen spricht, die es betrifft.

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