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Rezension zu
Wächter der Nacht

Von Magiern, Vampiren und anderem Kroppzeug

Von: Katrin
27.02.2015

In den Büchern des russischen Autors Sergej Lukianenko werden Alltag und Übernatürliches verdammt glaubwürdig miteinander verknüpft. Die Handlung beginnt in Moskau zum Ende der Neunziger und erstreckt sich bis ins Jahr 2012. Hexer, Magierinnen, Gestaltwandler und Vampire leben mitten unter uns. Doch ihre Existenz ist ein gut gehütetes Geheimnis – und die Welt wesentlich gefährlicher, als es für die Menschen den Anschein hat. Erzählt wird ganz klassisch vom Kampf des Guten gegen das Böse. Nachdem der letzte magische Krieg vor Hunderten von Jahren unglaubliche Opfer forderte, wurde schließlich ein Vertrag geschlossen, um die Balance zwischen Licht und Dunkel zu bewahren: solange, bis die Menschen sich endgültig für eine der beiden Seiten entscheiden. Zunächst scheint der Konflikt eine Patt-Situation zwischen Nachtwache und Tagwache zu sein – den Institutionen von Licht und Dunkel, die allen magischen Wesen übergeordnet sind. Sobald sich die Nacht über die Stadt senkt, werden die finsteren Mächte aktiv und von den Mitarbeitern der Nachtwache in Zaum gehalten. Am Tage ist die Macht der lichten Magier am größten, weshalb sie von der Tagwache kontrolliert werden. Unter dieser wohlgeordneten Oberfläche brodelt es jedoch, denn beide Seiten verfolgen ganz eigene, weitreichende Pläne … Im Mittelpunkt der Reihe steht der lichte Magier Anton Gorodezki. Als Mitarbeiter der Nachtwache beschützt er das fragile Gleichgewicht der Kräfte und kämpft gegen Abtrünnige des großen Vertrages. Häufig hadert er nicht nur mit seiner Rolle im Leben, sondern auch mit der Grenze zwischen Gut und Böse. Wie sich Anton über die Jahre hinweg entwickelt, seine Kräfte ausbaut, strauchelt, versteht, resigniert, kämpft und Entscheidungen auf Leben und Tod trifft, gehört für mich zum Besten, was ich in dem Genre gelesen habe. Der Typ ist mir mit all seinen Fehlern und Stärken, Selbstzweifeln und Grübeleien wirklich ans Herz gewachsen. So erlebt man Anton zu Beginn der Reihe als jungen Mann voller Selbstzweifel, der eines Abends vom Leiter der Nachtwache auf Vampirjagd geschickt wird. Völlig ohne Erfahrung im Außendienst, entdeckt er in der Untergrundbahn zufällig das Opfer: den vierzehnjährigen Jegor. Nebenbei stolpert er über eine massive Ballung negativer Energie, die sich an die junge Frau Svetlana geheftet hat. Spontan beschließt er, den schwarzen Wirbel über ihrem Kopf zu zerstören, verausgabt sich dabei jedoch völlig. Für weitere Bedenken bleibt aber keine Zeit, denn die Spur der Vampire darf er nicht verlieren! Zwar gelingt es ihm vorerst, Jegor zu retten, aber er schafft es nicht, seine Aufgabe zu vollenden. Zudem stellt sich heraus, dass er mit seinem Eingreifen in der U-Bahn den verfluchten schwarzen Wirbel nur schwächen konnte. Nun droht ganz Moskau eine Katastrophe unglaublichen Ausmaßes, die sogar den gefährlichen Sebulon, Oberhaupt der Tagwache, auf den Plan ruft. Als Anton sich entscheiden muss wem er helfen soll, stellt sich die Frage, ob vielleicht alles miteinander zusammenhängt. Ist er tatsächlich das wichtigste Bindeglied zwischen den so verschiedenen Ereignissen – und kann er überhaupt etwas bewirken? Wie ein roter Faden zieht sich Antons persönliche Entwicklung durch die Bücher und verbindet sämtliche Haupt- und Nebenplots miteinander. Als Bonus erscheint mir der zeitweise Wechsel der Erzählperspektive, wodurch man Charaktere von der anderen Seite des Zauns näher kennenlernt. Das ist sehr interessant und fördert das Verständnis für die Sichtweisen beider Wachen. Magie, politisches Kalkül, düster-elegischer Ton und philosophische Gespräche bestimmen die Atmosphäre der fünf Bücher. Jeder der Titel ist eingeteilt in drei Einzelgeschichten, die jedoch aufeinander aufbauen bzw. nahtlos ineinander übergehen. Der Autor sorgt dafür, dass seine Geschichten im Gedächtnis bleiben, indem er nicht für jede Kleinigkeit eine Erklärung anbietet. Häufig wurde ich noch lange nach dem Lesen zum Grübeln verleitet, weil mich die Geschehnisse nicht losließen. Keine Ahnung, wie oft ich die Wächter-Reihe mittlerweile gelesen habe – die Motivation dazu stellt sich in regelmäßigen Abständen immer wieder ein. Vor allem der russische Handlungsort, die anderen Denkweisen der Charaktere und die melancholische Grundstimmung empfand ich als etwas Neues, fast Exotisches. Wer komplexe Erwachsenen-Fantasy zum Mitdenken schätzt, liegt mit diesen Büchern jedenfalls goldrichtig. Katrin

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