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Rezension zu
Der Freund von früher

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Spannende Milieustudie

Von: YukBook
22.01.2018

Albert Hieronymus Lasser hätte wohl nie gedacht, dass er durch einen Werbespot für Fertiggerichte sein großes Comeback als Schauspieler feiern würde. Zu schade, dass er dies nicht mehr miterlebt. Als ihn sein früherer Freund Oscar besucht, liegt Albert tot auf dem Boden. Ein paar Tage zuvor war er noch quicklebendig gewesen. Oscar hatte ihn ganz zufällig in einem Café wiedergetroffen und hätte gern mehr über seinen Freund erfahren, den er fünf Jahre nicht gesehen hat. Um seinen Nachlass zu regeln, zieht Oscar für einige Wochen in die einst gemeinsame Wohnung, und damit fangen die Probleme für ihn erst richtig an. Der Romantitel ist treffend gewählt, denn es geht um die Erinnerungen des Ich-Erzählers an eine enge Freundschaft, an ein vergangenes Lebensgefühl und das fehlende Stück in der Chronik, das Oscar nach dem mysteriösen Todesfall nun zu rekonstruieren versucht. Auf Alberts PC entdeckt er einen Briefwechsel zwischen dem Verstorbenen und einer geheimnisvollen Emma. So lernen wir gemeinsam mit Oscar nach und nach nicht nur die verborgenen Seiten des einst gefeierten und vergnügungssüchtigen Schauspielers kennen, sondern auch die vielen Gesichter Berlins samt den Kreativen, Glamourösen und geldgierigen Immobilienspekulanten. Oscar hatte bewusst die Szene und das wilde Leben hinter sich gelassen und sich mit seiner Freundin in Spandau niedergelassen, aber auch dort ist er nicht wirklich zufrieden mit seinem Leben. Derweil wird der Werbespot mit dem toten Star auf allen Kanälen gesendet und gefeiert. Wegen des großen Erfolgs soll sogar eine Fortsetzung gedreht werden – mit Oscar als Double. Dies ist eine gelungene Pointe, denn im Laufe der Handlung wächst Oscar tatsächlich ohne viel Zutun immer mehr in die Rolle seines Freundes hinein. Die Beschreibung der Dreharbeiten mit Seitenhieben auf den Starkult und die Medienszene sind ein himmlisches Lesevergnügen! Ich habe den Roman an einem Tag verschlungen, denn er bietet alles, was für mich eine gute Geschichte ausmacht: Spannung, Tempo, eine sympathische Hauptfigur, Humor, viel Lokalkolorit und eine Portion Gesellschaftskritik. Selten hat ein Toter eine so starke Präsenz gehabt wie in diesem Buch. Unbedingt lesen!

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