Rezension zu
Der Mann, der die Erde wog
Gratulation Herr von Schirach und Hut ab vor diesen umfangreichen Recherchen, die ein solches Werk voraussetzen. Die Aneinanderreihung der teils dramatischen Lebens- und Leidenswege der Protagonisten, zeigt einerseits die glanzvollen Stunden derer die es geschafft haben und andererseits die tiefe Einsamkeit und Verzweiflung der Gescheiterten. Mit diesem Buch geben Sie diesen totgeschwiegenen oder vergessenen Seelen eine Stimme. Zu Recht. Aber noch etwas wird in diesem Buch sehr deutlich: Es reicht keineswegs eine bahnbrechende Idee oder revolutionäre Theorie zu denken, wenn man nicht die Zustimmung der Meinungs- und Deutungshoheiten findet. Zu früheren Zeiten waren das die Kirchen und Herrschaftshäuser und ihre Erben sind die Wissenschaftsbetriebe. Die, und das ist die Ironie der Geschichte, sogar die Namen derer tragen, deren Schicksale Sie beschreiben, wie beispielsweise die Max Planck Gesellschaft. Neue Theorien, vor allem die mit eigenen Quellen, haben in diesem abgeschotteten “Wissenschaftsmarkt“ heute genauso wenig Chancen auf Veröffentlichung wie zu früheren Zeiten. Denn sogenannte Wissenschaftsverlage verlegen nicht zwingend neues Wissen, wie man vielleicht denken könnte, sondern sind Verlage für etablierte Wissenschaftler/innen aus den entsprechenden Instituten. Das Internet bietet zwar bessere Verbreitungsmöglichkeiten als damals. Wenn sie aber beispielsweise eine neue Kommunikationstheorie etablieren wollen, dann sind sie, genau wie früher, auf die Meinungs- und Deutungshoheiten angewiesen. Insofern ist Ihr Buch auch eine Mahnung, den verqueren Gedanken der Unangepassten und Unangenehmen, die diese Zeitgenossen teilweise sind, eine gewisse Aufmerksamkeit zu widmen.
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