Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Das weiße Feld

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Unsichtbare Muster

Von: Niamh O'Connor
04.02.2018

Das weiße Feld von Lenka Hornáková-Civade erzählt von vier Frauen: Marie, deren Tochter Magdalena, der Enkelin Libuce und der Urenkelin Eva. Geschildert werden die Ereignisse in drei Teilen, jeweils aus der Perspektive von einer der drei Jüngeren, die eines gemeinsam haben: Sie sind unehelich geboren, und das ist in dem kleinen mährischen Ort, in dem sie leben, ein schwerer Makel. Marie war mit der 1929 in Wien geborenen Magdalena in die Tschechoslowakei zurückgekehrt, nachdem der Arzt, bei dem sie gearbeitet hatte, mit seiner Familie vor den Nazis geflohen war. Magdalena verbringt den zweiten Weltkrieg in relativer Sicherheit und Abgeschiedenheit als Magd auf dem Gutshof der deutschstämmigen Familie Feldmann. Nach dem Krieg müssen die Feldmanns die Tschechoslowakei aufgrund der Benes-Dekrete verlassen, Magdalena bleibt mit ihrer Tochter Libuce zurück. 1968, zur Zeit des Prager Frühlings, ist diese eine junge Frau, und auch sie bekommt eine uneheliche Tochter. Als diese Tochter, Eva, gerade erwachsen geworden ist, fällt 1989 der Eiserne Vorhang, und der Westen, den Marie und Magdalena ein halbes Jahrhundert zuvor verlassen hatten, rückt endlich wieder in erreichbare Nähe. Meine Meinung: Ich mag Bücher, die persönliche Lebensgeschichten vor dem Hintergrund geschichtlicher Ereignisse erzählen, vorausgesetzt, diese sind realistisch dargestellt, und das ist hier der Fall. Die Autorin lebt zwar in Frankreich und hat den Roman auf Französisch geschrieben, aber sie ist hinter dem Eisernen Vorhang aufgewachsen, und im Nachwort sagt sie selbst, es handle sich zwar um keine Autobiographie, aber der Roman erzähle auch von ihr. Eine Geschichte über uneheliche Kinder ist immer auch eine Geschichte über Patchworkfamilien, auch wenn dieser Begriff so gar nicht zur Atmosphäre des Romans passt. Marie, Magdalena und Libuce heiraten und bekommen noch weitere Kinder. Die Ehemänner kommen im Roman allesamt nicht gut weg, und für mich war es schwer, als Leserin mitansehen, was die Frauen sich alles gefallen lassen und was sie vor allem auch ihren Töchtern abverlangen. Marie und Magdalena betonen immer wieder, wie wichtig die Freiheit sei, aber das, was sie als Freiheit bezeichnen, ist in meinem Verständnis nur die Fähigkeit, viel zu ertragen und nicht daran zu zerbrechen. Aus heutiger Perspektive wirkt das alles fast unverständlich, aber trotzdem hat mich das Buch sehr schnell gefangen genommen. Den Reiz hat für mich auch ausgemacht, dass die drei unehelichen Töchter als junge Mädchen und Frauen zu Wort kommen, die über ihre Träume, Hoffnungen und Sehnsüchte berichten, während sie als Mütter in den Erzählungen ihrer Töchter als pragmatisch, streng und unerbittlich erscheinen. Die Lebensgeschichten der Frauen sind dabei stimmig erzählt, sie folgen den unsichtbaren Mustern, die auch in der Realität häufig dafür sorgen, dass die nächste Generation das Leben der vorhergehenden nachspielt. Mein Fazit: Eine faszinierende und berührende Geschichte über eine Welt, die – hoffentlich – der Vergangenheit angehört.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.