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Rezension zu
Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind

Herlich komisch, aber leider auch wahr

Von: Sigismund von Dobschütz
10.02.2018

Herrlich skurril und komisch ist auch der dritte Roman „Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind“ (2016) des schwedischen Bestseller-Autors Jonas Jonasson (56), der im September 2017 beim Penguin-Verlag als Taschenbuchausgabe erschien. Nach dem unvergleichlichen Erfolg seines auch verfilmten Erstlingswerks „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ (2011) und dessen Folgeband „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ (2013) ist dies nun Jonassons dritter Roman in ähnlicher Erzählweise. Und wie bei allen Serien besteht auch hier die Gefahr der Routine und Gleichförmigkeit und beim Leser die Gefahr der Langeweile. Doch dem Schweden ist es tatsächlich noch einmal gelungen, auch mit diesem dritten Buch wieder zu begeistern. Vielleicht war auch der große zeitliche Abstand zu den Vorbänden ein Vorteil. Allein schon die Handlung und Jonassons anfangs dumm erscheinende, dann doch gewitzte Protagonisten lassen schmunzeln, sofern man nicht alles allzu ernst und wörtlich nimmt. Natürlich ist es im wörtlichen Sinne überhaupt nicht komisch, wenn Johanna, die gottlose und ständig fluchende Pfarrerin, und Per, der mit Gott und der Welt unzufriedene Rezeptionist eines zu einer Billigpension umgewandelten Billigbordells, gemeinsam mit dem brutalen Mörder Anders eine Knochenbrecher GmbH gründen, um mit Auftragsmorden reich zu werden. Doch Jonassons Figuren sind derart skurril und überzeichnet, andererseits so liebevoll beschrieben, dass man ihnen nicht wirklich böse sein kann. Im Gegenteil: Gerade im zweiten Teil des Romans, wenn alle drei, nachdem Mörder Anders zum Entsetzen seiner Geschäftspartner aus purem Zufall ein gottesfürchtiger Mann geworden ist, blitzschnell aus ihrer geschäftlichen Not eine „Tugend“ machen und ihre eigene Kirchengemeinde gründen, wird aus humiriger Fiktion fast traurige Realität, der Witz des Autors wandelt sich in Sarkasmus: Kennen wir doch alle jene Sekten unserer Welt, die tatsächlich nichts anderes im Schilde führen, als ihren Anhängern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wie wollen wir es da dem vom Schicksal benachteiligten Pärchen Johanna und Per verübeln, dasselbe zu versuchen, um auch ein kleines Stück vom Glückskuchen abzubekommen? Man gönnt ihnen fast den Erfolg, wenn ihre Mitmenschen doch so dumm sind. Vordergründig mit Witz, aber hintergründig voller Sarkasmus verspottet der schwedische Autor so manche Fehlentwicklung unserer Gesellschaft, kritisiert unseren überzogenen Bürokratismus und überzeichnet menschliche Eigenarten, die uns so vertraut sind, bis ins Lächerliche. Andererseits erscheinen Jonassons Figuren aber doch so liebenswert, dass man weder dem Autor noch seinen Charakteren böse sein kann - selbst wenn sie morden. „Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind“ ist trotz des absurd langen Buchtitels ein überaus kurzweiliger Roman, der seinen Leser oft zum Schmunzeln bringen kann - vorausgesetzt, der Leser hat Sinn für Nonsens oder zumindest ein Fünkchen Humor.

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