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Rezension zu
Das Scherbenhaus

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Thriller, der zum Nachdenken anregt

Von: Büchertänzerin
11.02.2018

Meine Meinung: Ich muss euch gestehen, dass ich diesem Psychothriller erst beim 2. Anlauf beendet und auch verstanden habe. Bereits im letzten Sommer hab ich mit „Das Scherbenhaus“ angefangen, aber gleich gemerkt, dass ich nicht so wirklich in die Geschichte abtauchen konnte. Da ich jedoch den Inhalt so ansprechend fand, wollte ich dem Buch gerne nochmal eine Chance geben, und das am besten, wenn ich auch mehr das Feeling für Thriller verspüre (also nun im Winter). Ich muss gestehen, obwohl ich den Anfang noch sehr gut in Erinnerung hatte, hat mir dieser Psychothriller richtig gut gefallen. Aber fangen wir mal von vorne an: Bereits das Cover gefällt mir sehr gut und hat mich neugierig gemacht, was sich wohl dahinter verbirgt. Es ist im allgemein etwas düster gehalten und man sieht fast nur eine große Fensterfront. Da ich selber sehr gerne Wohnungen mit großen oder vielen Fenster liebe, um eben mehr Licht einzufangen, hatte ich mir selbst überlegt, was es nun auf sich hat, dass es trotzdem so düster wirkt. Sind es wirklich nur die dunklen Wolken am Himmel, die man bei genaueren Hinsehen erkennt? Jedoch sieht man auch eine weiße Wand, sowie ein weißes Sofa, welches trotzdem keine Helligkeit ins Bild bringt. Als ich dann mit dem Lesen diesen Psychothriller angefangen habe, hatte ich mir so manche Idee dazu ausgedacht: In erster Linie dreht es sich ja um dieses hochmoderne Wohnhaus, wie die Autorin selber mit einer Glasfront beschreibt. Jedoch kommt mir dieser Gedanke auch etwas befremdlich vor. Andere Menschen können somit hineinsehen und beobachten, was man dort so treibt. Und irgendwie fand ich dann die Vorstellung etwas skurril, dass unsere Protagonistin Carla, die Drohbriefe erhält und unter starken Angstattacken leidet, bis hin zum Verfolgungswahn, sich dort wohl fühlen sollte. Jedoch hat Carla es ja gut geschafft, aber auch gemerkt, dass eben hinter dieser großen Glasfront, wo alles so perfekt und abgesichert scheint, auch düster und mystisch ist. Und genau dieser Grund passt somit sehr gut zum Cover. Es zeigt den eigentlich Handlungsort, wird hinten im Inhalt als ein sicheres Zuhause beschrieben, doch statt es in hellen Farben zu leuchten, drückt er trotzdem eine Dunkelheit aus, der gut zu einem Psychothriller passt. Für mein empfinden passt der Titel auch recht gut, obwohl ich recht lange Überlegen musste, was es mit dem Wort „Scherben“ in diesem Titel auf sich hat. Als erstes dachte ich eher an einem Titel wie „Das Glashaus“. Nicht nur, weil es eben ausschließlich in dem gläsernen Wohnhaus „Save Heaven“ abspielt, sondern mein erster Gedanke nach dem Lesen galt auch dem Sprichwort: „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!“ Aber wiederum bedeuten Scherben auch eine Art zerstörter Zustand. Und wenn man sich überlegt, dass Carlas Welt mit den Stalker sehr zerbrochen ist und sie sich Zuhause oder auf ihrer Arbeit wohl fühlt, kommt man der Sache schon näher. Auch später in der Wohngemeinschaft „Save Heaven“ in Berlin merkt man, dass der Schein sehr trügt und nicht alles so rosig ist, wie die Bewohner es einem Vorspielen. Und somit dachte ich mir, in einem Haus, welches viel aus Glasfronten besteht, wohnen Menschen, deren eigenes Leben sich auf Rückschläge bezieht, passt „Das Scherbenhaus“ richtig gut. Die Autorin Susanne Kliem hat für einen Psychothriller einen sehr einfachen und leichten Schreibstil gewählt. Wobei sie mit teilweise kurzen Sätzen, sowie Absätze und Kapitel den Leser auf einen schnellen Weg ins Geschehen bringt. Gleich im ersten Kapitel hatte sie mich neugierig gemacht, was nun hinter dieser ängstlichen Carla steckt, die sich nicht mal traut, alleine die eigene Haustür zu verlassen, und eine Freundin ihre Post öffnen muss. Sie baut die Spannung langsam und konstant auf, wobei sie ab und zu auch etwas mit dem Leser spielt, in dem sie mit einem neuen Kapitel von einer anderen Sichtweise weiterschreibt. So kommt der Leser nicht so schnell auf das kleine Geheimnis, welches sie in dieser Geschichte eingebaut hat. Susanne Kliem erzählt uns die Geschichte aus der Sicht der Protagonistin Carla, die selbst nicht ein ganz einfacher, durchschaubarer Charakter ist. An manchen Stellen hatte ich mir gedacht, wieso sie gerade in bestimmten Situation so handeln musste, und an anderen Stellen habe ich richtig mitgefiebert. Da ich selbst einmal unter einem „leichten“ Stalking-Fall litt, konnte ich mich auch sehr gut in die Gefühlswelt von Carla versetzen. Die ewige Angst, hinter jeden Mauervorsprung könnte der Stalker lauern, ist somit nicht so weit her geholt. Selbst ich bin indirekt in eine andere Stadt geflüchtet und hab gehofft, dass es dadurch nun besser wird. Was ich selbst etwas schade finde, dass Carla in Berlin ihre Angstgefühle überhaupt nicht mehr spürt und gleich ein neues Leben anfängt. Sie machte sich zwar schon ab und zu Gedanken dazu, ob der Stalker sie hier finden würde, aber es gleich mit dem Satz „Hier kennt mich ja keiner“ wieder vertan. Ich selbst hatte es nicht so schnell im Griff und somit kam mir dieser Aspekt doch ein wenig unglaubwürdig vor. Doch sollte das bei manchen Menschen, die unter Stalking leiden, so schnell gehen, widerspreche ich sofort meine Behauptung, und ihr habt meinen vollsten Respekt dafür. Aber auch die Bewohner vom „Save Heaven“ geben Carla das Gefühl von Sicherheit. Ich selbst kenne meine Mitbewohner von meinem Wohnhaus nicht und manchmal wünschte ich mir, diese Höflichkeit und Nettigkeit, wie die Bewohner auf neue Mieter und Situationen eingehen, auch hier zu finden. Durch die Mitbewohner lernen wir hauptsächlich 2 Männer näher und genauer kennen, die Carla in den mystischen Situationen zur Seite stehen und ihr Mut und Sicherheit geben. Das wäre einmal der ältere Herr Milan Wagner, der in der Wohnung gegenüber wohnt. Er begrüßte sie gleich ganz herzlich im neuen Haus und veranstaltete sogar für sie eine große Willkommensparty. Aber auch im Lauf der Geschichte war Milan immer irgendwie mit dabei gewesen. Denn er spiegelte das Herz der Gemeinschaft wieder. Zutraulich und freundlich, und hat für jeden ein offenes Ohr. Diese Eigenschaften sind nicht so weit hergeholt. Milan ist im Rentneralter, alleinstehend und durch einen Unfall an einem Gehstock gebunden. Er hat niemanden im direkten Umfeld, mit dem er sich austauschen kann und sucht somit diese Nähe in der Wohngemeinschaft. Außerdem lernt der Leser den Charakter Christian kennen, ein berühmter, aufstrebender, sowie attraktiven Künstler. Carla verliebte sich sofort in diesem Charakter, aber wusste nicht genau, wie sie mit diesem Gefühl umgehen soll, da sich Christian bereits in einer Beziehung befand. Sie versuchte ihn nur als einen sehr netten Nachbarn einzuordnen, versuchte jedoch trotzdem mehr von seinem Leben zu erfahren. Auch hier spiegelt sich die Realität mit der Geschichte wieder. Denn unter uns Frauen können wir ruhig gerne zugeben, dass es immer und überall attraktive Männer gibt, die uns ins Staunen bringen. Auch wenn dieser Mann, oder wir selbst in einer Beziehung sind, gibt es trotzdem eine gewisse Anziehungskraft und man möchte so viel wie möglich von diesen Menschen erfahren und somit in seinem Leben treten. Aber auch die anderen Bewohner, auch wenn diese nur kurzzeitig auftauchen, sind sehr gute Charaktere. Sei es die Familie, wo die Beziehung von den Eheleuten in Frage gestellt wird, oder die Teenagerphase eines jungen Mädchens mit ihren jugendlichen Problemen. Als Leser kann man sich sehr gut und vor allem auch schnell in die einzelnen Charaktere hineinversetzen und somit verstehen, wieso sich Carla im „Save Heaven“ so wohl gefühlt hat. Jedoch merkt Carla schnell, dass nicht jeder Mensch so perfekt ist, wie er vorgibt, und jeder ein düsteres Geheimnis mit sich bringt. Mein Fazit: „Das Scherbenhaus“ von Susanne Kliem ist ein Psychothriller, der auch viel zum Nachdenken anregt. Traut man seinen Mitbewohnern in einem Wohnkomplex wirklich so sehr, dass sie ein Teil des eigenen Lebens werden? Mit ihrem schönen und leichten Schreibstil, den kurzen Abschnitten, bringt sie den Leser schnell ins Geschehen hinein. Doch durch immer wieder anderen, mystischen Ereignissen verwirrt sie auch den Leser, so dass man noch lange nach der passende Lösung sucht. Für mich persönlich ein gelungener Psychothriller, der ideal nun für die kalte Jahreszeit ist. Denn wieso sollte immer alles hell sein, wenn der Winter so düster wirkt.

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