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Rezension zu
Nachtlichter

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ins kalte Wasser springen

Von: Weltenfuchs
14.02.2018

„Nachtlichter“ war mir vor einiger Zeit mal in der Buchhandlung aufgefallen, aber erst im letzten Monat habe ich es mir zugelegt (danke an Randomhouse für das Bereitstellen des Exemplars!). Der Klappentext hat mich ziemlich angesprochen, da ich großes Interesse an Schottland und seiner kargen Insellandschaft habe und ich deshalb sehr gerne Romane und Erzählungen lese, die dort handeln. Das Werk von Amy Liptrot ist in dieser Hinsicht etwas anders, denn es sind ihre Memoiren, sozusagen ihre Biografie. Ich habe mich ehrlich gesagt noch nie vorher an Literatur dieses Genres rangewagt. (Ausgenommen die Miley Cyrus-Biografie, die damals von „Bravo“ und „Popcorn“ empfohlen wurde, aber ich glaube, das zählt nicht.) Nach den ersten Seiten war ich jedoch schon SO fasziniert von Liptrots Art, mit Worten umzugehen, dass ich sämtliche Zweifel über Bord werfen und mich ganz dem Buch hingeben konnte. Im Gegensatz zu den Romanen, die ich sonst lese, habe ich für dieses Werk ziemlich lange gebraucht, weil ich oft Pausen machen musste, um über den Inhalt nachzudenken. Das soll kein Kritikpunkt sein, ganz im Gegenteil. Die Worte besitzen so viel Tiefe, dass es mir einfach nicht gelungen ist, alles beim „drüberlesen“ zu verstehen – die ganze, nackte Wahrheit über die schwere Alkoholsucht und ihre Folgen, sowohl sozial, als auch körperlich. Trotz der vielen Pausen, die ich gemacht habe, blieb es interessant und nun bin ich um wahnsinnig viel Orkney-Wissen reicher. In jedem Kapitel erfährt man so viel Interessantes, seien es die alten Sagen und Legenden der Inseln, die die Autorin erzählt, oder auch wissenschaftliche Fakten über den Weltraum und die Polarlichter. Man könnte meinen, so viele „neutrale“ Informationen über Dinge, die nicht primär mit der Alkoholabhängigkeit zu tun haben, lassen die Erzählung vielleicht träge werden, aber ich kann versichern, dass das nicht so ist. Und irgendwie sind diese wissenschaftlichen Erklärungen nicht überflüssig, denn genau mit diesen beschäftigte sich Liptrot während ihrer Genesung auf Orkney, entwickelte so eine neue Passion, die den Drang nach Alkohol kompensieren konnten. Sie kämpft jeden Tag von Neuem gegen die Sehnsucht an, sich diesem Drang hinzugeben. Doch stattdessen badet sie im eiskalten Meer, unternimmt Vogelzählungen und verbringt den Winter in einem Cottage auf der nördlichsten bewohnten Insel von Orkney. Diese karge Lebensweise ist das gegenteilige Extrem zu den Londoner Clubnächten – und so schonungslos wie ehrlich wird der Leser damit konfrontiert. Aber es ist eine inspirierende Ehrlichkeit. Es ist ein komplett neues Genre, das ich mit diesem Buch erkundet habe, und ich habe daher hohe Ansprüche an das Werk gestellt. Was soll ich sagen...diese Ansprüche wurden nicht enttäuscht. Mit jedem Kapitel habe ich eine neue Seite des Orkadischen Lebens entdeckt, das spannend und beruhigend zugleich ist. Und es macht Mut, dass auch schwere Krankheiten wie Alkoholabhängigkeit überwunden werden können.

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