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Rezension zu
Bis ans Ende der Geschichte

Die Frage nach der Schuld – Bis zum Ende der Geschichte

Von: kuntergrauewelt
15.02.2018

Ich möchte diese Rezension gerne etwas anders angehen als üblich, da es das Buch einfach hergibt. WORUM GEHT’S? Also, die Geschichte ist schnell erzählt. Sage Singer ist Bäckerin aus Leidenschaft und aus Scham über ihr Aussehen. Sie kämpft darum, den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten und, als Fahrerin des Unglücksautos fühlt sie sich schuldig. In der Trauergruppe, in der sie versucht ihre Trauer zu bewältigen, trifft sie auf Josef, einen Mann jenseits der 90, zu dem sie schon bald eine freundschaftliche Beziehung aufbaut. Nach einigen Wochen betraut dieser Mann sie mit der Bitte, ihm beim Sterben zu helfen. Zunächst dachte ich an eine ähnliche Geschichte wie „Ein ganzes halbes Jahr“, aber es geht hier nicht darum, ob einem Mensch generell beim Sterben geholfen werden darf, sondern ob diese Bitte jemandem zusteht, der selbst den Tod 100.000er Menschen herbeigeführt und oftmals hinausgezögert hat. Josef, so stellt sich schnell raus, war als SS-Soldat im Konzentrationslager in Auschwitz stationiert. DAS ETHISCHE DILEMMA Die Frage ist also, ob einem Menschen, der so viele Menschen misshandelt und gedemütigt hat, das Recht hat, in Würde zu sterben. Das Buch gibt keine befriedigende Antwort, wie denn auch, es ist nicht wissenschaftlich geprägt, sondern zeigt viel mehr verschiedene Perspektiven und Blickwinkel auf. Ich habe geweint, dicke Tränen. Weniger bei der Perspektive der Opfer als bei der der Täter. Es war nicht traurig, sondern erschreckend bis verstörend. Wie ist die Frage zu beantworten? Da kann wahrscheinlich ein Psychologe mehr zu sagen, ich möchte aber gerne aus aktuellem Anlass die Shoah-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch zitieren, die dank ihrer Musikalität das Vernichtungslager überleben konnte. Bei ihrer Rede in Bundestag zum Gedenken an die Befreiung Auschwitz‘ am 27. Januar 1945 erzählt sie von ihrem Umgang mit Deutschland in ihrem Leben nach 45. Der Satz, der interessiert, ist folgender: „Hass ist ganz einfach ein Gift, und letzten Endes vergiftet man sich selbst.“ (Quelle: NRZ.de) Ich finde diesen Satz ganz besonders wichtig, denn er zeigt das Dilemma auf, in dem sich auch heute noch viele Menschen befinden. Auch wenn Hass gegenüber dem Mörder des eigenen Kindes menschlich absolut verständlich wäre, so wird er einen irgendwann auffressen und im schlimmsten Fall zur Vergeltung führen. Vergebung ist gut. Aber wer kann vergeben und wem kann vergeben werden? Kann eine Überlebende ganz Nazi-Deutschland vergeben, oder nur denjenigen, mit denen sie persönlich zu tun hatte? Und kann der Enkel eines Überlebenden dem SS-Offizier verzeihen, der seinen Großvater erschossen oder in eine Gaskammer geschickt hat? Hier greift das Buch das Vater Unser auf „Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Das Possessivpronomen „unseren“ ist von elementarer Bedeutung. Wir können nur denjenigen vergeben, die sich uns gegenüber schuldig gemacht haben. Wir können nicht demjenigen vergeben, der unsere Mutter getötet hat. Das ist mit ein Grund, weshalb Mord im Judentum unverzeihlich ist. MEINE MEINUNG Zurück zum Buch. Über die Charaktere möchte ich gar nicht sprechen, damit würde ich viel vorwegnehmen, lieber erwähne ich den Schreibstil der Autorin. Es war mein erstes Buch von Jodi Picoult und als ich es zum ersten Mal in der Hand hielt, dachte ich: Das bekommst du in einem Monat nicht durch, weil es lange her war, dass ich ein Buch mit fast 600 Seiten gelesen hatte. Aber die Eindringlichkeit, Wortgewalt und Poesie mit der Picoult spielt und schreibt, macht das Buch zu einem echten Page-Turner. Besonders gut gefallen hat mir die Abtrennung zwischen den verschieden Erzählern durch die Schriftart. Das brachte Struktur in das ganze Buch und hat mit dazu geführt, dass man sich in alle Charaktere gut, manchmal zu gut, hineinversetzen konnte. Ich gebe dem Buch auf jeden Fall die volle Punktzahl, in allen Kategorien, die ich zu bieten habe. Es ist definitiv jetzt schon eins meiner Highlight-Bücher für 2018 und ich kann es nur jedem als Lektüre empfehlen. FAZIT Handlung: 5/5 Charaktere: 5/5 Spannung: 5/5 Schreibstil: ∞/5

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