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Rezension zu
Unterwegs in Nordkorea

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Intensive und hochinteressant zu lesende Einblicke in ein „unbekanntes Land“

Von: Michael Lehmann-Pape
23.02.2018

Auch wenn Rüdiger Frank nicht einfach spontan mal eine „Rundreise“ durch Nordkorea unternommen hat und damit spontane und freie Einblicke aus allen interessanten Ecken geliefert hätte, sondern eine klar geregelte, offizielle Reise in das Land angetreten hat, dennoch ist sein Reisebericht allein deshalb schon interessant und wichtig zu lesen, weil es eben so wenig andere Beschreibungen von „Eindrücken eines Außenstehenden“ gibt. Wo sonst wird der Reisebus (vermeintlich) zu solch außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten gefahren, wie einer Raketenrampe? „Sehen Sie das Gebäude dort hinten? Wissen sie, was das ist? Das ist unsere Raketenabschussrampe!“. Solche Momente sind das, was die Reiseleitung in Nordkorea als „gelungenen Scherz“ betrachtet. „Nordkorea hat ein miserables internationales Ansehen. Unverdient ist dieser Ruf nicht, doch er trübt auch unsere Wahrnehmung“. Und so bietet Frank mit seinem Reisebericht einen Baustein, zu einer realistischeren Wahrnehmung der Zustände im Land zu gelangen. Auch wenn er diese nur gefiltert zu sehen bekam. Denn auch Humor und Selbstironie sind dort anzutreffen und beileibe nicht die gesamte Bevölkerung ist von morgens bis abends in Gedanken stramm auf den „wunderbaren Führer“ ausschließlich ausrichtet. „Vieles ist so fremd und unbekannt, dass man kaum auf vorhandenes Wissen zurückgreifen kann“. So eng nun der Rahmen auch gewesen sein mag, so geleitet die Reise, so dicht das Programm, Frank versteht es, einen Blick auf das „reale, normale“ Leben im Land zu richten und damit immer wieder der vorgegebenen, inszenierten Blickrichtung durch die Reiseleitung zu entziehen. Wie das ist, ohne Handys mit weitreichendem Internetzugang zu leben, GPD und Navigationsgeräte nicht zur Verfügung gestellt zu bekommen, nicht kaufen zu können. Ein Land, in dem es bis 2013 Regel war, Handys und andere Geräte bei der Einreise abzugeben und erst bei der Ausreise wieder an sich nehmen zu können. Bitte keine „verstörenden Inhalte“ für die Bewohner des Landes von außen. Keine religiösen Schriften, keine Pornografie, keine südkoreanischen Medienprodukte. Was alles darauf schließen lässt, dass der „normale“ Nordkoreaner informationstechnisch „hinter dem Mond“ lebend gehalten wird. Ein Eindruck, der sich einerseits durch das Buch bestätigt, in dem aber auch andererseits kleinere Risse, Spalten nicht zu übersehen sind, die das Bewusstsein der dort lebenden Menschen durchaus mit verändert. Dennoch erlebt auch Frank, trotz nicht weniger Freiheiten, konsequente Restriktionen. Es bedurfte schon viel Überredungskunst und Beharrungsvermögen, überhaupt einen öffentlichen Markt besuchen zu dürfen, dabei war aber endgültig Schluss mit allem, was auch nur entfernt an einen Fotoapparat erinnern könnte. Und dennoch. Ein Leben leben. Auskommen finden. Eine Familie gründen, es sich und den Seinen gut gehen lassen, soweit es die Umstände hergeben, im Kern erlebt Frank das „ganz normale Leben“ mit den gleichen Bedürfnissen, wie an anderen Orten auch. Mit lokalen Sitten, die befremdend wirken, aber das gäbe es auch zwischen Norddeutschen und Bewohnern Bayerns. Nur eben die Vergleiche sind andere, weil globale Vergleichsmöglichkeiten letztlich nicht im Bewusstsein verankert, nicht breit bekannt sind. Damit sind die Bewohner, die Frank immer wieder in seiner Darstellung mit heranzieht, subjektiv nicht mehr oder weniger glücklich als an anderen Orten der Welt. Auch wenn klar erkennbar wird, dass dieses Land in ganz anderer Weise geführt, geregelt und vom individuellen technischen Fortschritt des 21. Jahrhunderts weit entfernt lebt. Eine anregende, interessante und sehr informative Lektüre.

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