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Rezension zu
13 Stufen

Buch mit starker Aussage

Von: Krimisofa aus Wien
26.02.2018

Einzelbewertung: Plot: 3/5 Atmosphäre: 5/5 Charaktere: 3/5 Spannung: 4/5 Showdown: 3/5 --- Aus Japan kennt man in unseren Breitengraden für gewöhnlich nur verrückte Gameshows, Manga-Comics oder Sushi. Über Dinge wie Strafrecht, Haftbedingungen oder die Todesstrafe bekommt man recht wenig mit. Kazuaki Takano ist mir nicht unbekannt, sein deutsches Debüt „Extinction" habe ich gelesen und es hat Eindruck hinterlassen – auch wenn ich den Originaltitel „Genocide of One" wesentlich epischer finde als den deutschen. „Extinction" war ein Wissenschaftsthriller und mir teilweise zu abstrakt, „13 Stufen" bewegt sich zumindest im wissenschaftsnahen Bereich, ist aber für meine Begriffe mit der oben beschriebenen Themenlage wesentlich näher an der Realität als „Extinction". Im Prolog lesen wir über Ryō Kihara, der in Tokyo in der Todeszelle sitzt und sich plötzlich an eine Treppe erinnert, als er aus dem Fenster schaut, denn eigentlich hat er vor zehn Jahren nach einem schweren Unfall einen Gedächtnisverlust erlitten. Nach dem Prolog existiert Kihara nur mehr auf der Meta-Ebene, denn die beiden Protagonisten sind der frisch entlassene Ju‘nichi und sein ehemaliger Gefängniswärter Nangō. Nangō ist für einen Gefängniswärter überraschend freundlich, was vielleicht an seiner Vergangenheit liegt, die dem Leser später erzählt wird. Und Ju‘nichi wirkt verschüchtert und vor allem zu Beginn unsicher – da sich seine Eltern wegen seiner Verurteilung hoch verschuldet haben, muss er den Job, den Nangō ihm anbietet, annehmen. Immerhin winken mehrere Millionen Yen, wenn sie die Unschuld von Kihara beweisen können. Viel Zeit bleibt ihnen dafür allerdings nicht. Man merkt von Anfang an, dass „13 Stufen" nur dem Zweck dient, das japanische Strafrecht, die Todesstrafe und die Haftbedingungen anzuprangern – und die Doppelmoral der japanischen Gesellschaft zu Zweiterem. In weiten Teilen dient der Plot nur als Mittel zum Zweck und wird zwischendurch auch gerne zum Statisten degradiert. Wie Takano die teils unmenschlichen Haftbedingungen und die Hinrichtungsstätte beschreibt, geht einem nicht nur nahe, sondern lässt einen erschauern – obwohl Takano es völlig nüchtern und ohne Emotionen tut. In diesen Passagen, die der Autor immer wieder zwischen der Geschichte einstreut, bewegt er sich in Richtung des besagten wissenschaftsnahen Bereiches. Wobei es genau so gut exzellent recherchierte Zeitungsartikel sein könnten – man merkt jedenfalls, dass sich Takano in das Thema hineingefuchst hat und es dem Leser verständlich näherbringt. Die Beziehung zwischen Ju‘nichi und Nangō ist freundschaftlich, wobei man doch eine gewisse Hierarchie erkennt, die den Gefängniswärter etwas über den ehemaligen Häftling stellt. Nicht nur das stellt dar, dass ehemalige Häftlinge immer stigmatisiert sein werden, sondern auch der Umstand, dass sich frisch entlassene Häftlinge in Japan nach verbüßter Strafe bei den Hinterbliebenen etwaiger Opfer entschuldigen und stets Reue zeigen müssen. Bei der Geschichte sollte man auf jedes Detail achten, denn bei der Auflösung am Ende ist wirklich alles wichtig; die Konstruktion des Plots hat mir sehr gut gefallen. Dadurch dass nicht der Plot, sondern die Message im Vordergrund steht, wirkt die Geschichte teilweise hölzern, was man am ehesten in den Dialogen merkt. Auch ist der Showdown etwas unübersichtlich. Das Ende ist dafür ein einziger Gänsehautmoment und entschädigt für einiges. Tl;dr: Kazuaki Takano legt mit „13 Stufen" ein grandioses Buch vor, bei dem die Aussage weit mehr wiegt als die Geschichte. Er erklärt uns nicht nur sehr plastisch die japanische Justiz, er berührt uns auch noch zutiefst damit. Die Geschichte wirkt teilweise zwar hölzern, aber das nimmt man gerne in Kauf.

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