Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Das Original

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Mord als Randerscheinung

Von: Ben Vart
27.02.2018

"Das Original", erschienen im Sommer 2017, ist einer der schwächeren Grishams. Dem Meister geht die Puste aus. Noch immer gut, wenn auch deutlich langsamer als viele seiner früheren Romane erzählt, bewegt er sich dieses Mal abseits von Mord, Totschlag und Gerichtssaal. Obwohl - das stimmt nicht ganz, denn ein Mord kommt vor. Eher wie eine unwichtige Randerscheinung spielt dieser Mord auch keine tragende Rolle in dem Plot um geraubte handschriftliche Manuskripte von F. Scott Fitzgerald aus der Schatzkammer der Princeton Universität. "Spannend wie ein Justizthriller, anmutig wie ein Sommerroman und darüber hinaus eine Hommage an die Literatur", hieß es bei Zeitonline über diesen Roman. Und es stimmt. Denn Grisham versteht es in seiner ruhigen, unaufgeregten Erzählweise eine unterschwellige Spannung zu schaffen, die den Leser aufnimmt wie ein weicher Kokon, in den er sich einlullt wie jene Mercer Mann, die dieses Mal als Heldin auf den Bösewicht angesetzt wird. Aber auch dieser Bösewicht ist eigentlich ein Sympath. Mercer Mann ist grade arbeitslos geworden, da ihr Lehrvertrag an einer Universität nicht verlängert wurde, sie hat Schulden und ihre Zeiten als gefeierte Debüt-Autorin liegen schon deutlich zurück. Eine Versicherungsdetektivin heuert sie an, als Undercover Agentin für sie zu arbeiten, denn es wird vermutet, dass Bruce Cable, erfolgreicher Buchhändler und Antiquar just auf der Florida-Insel, auf der Mercer Mann ihre Kindheit verbrachte, die gestohlenen Manuskripte besitzt und versucht, sie zu Geld zu machen. Es gelingt ihr, das Vertrauen des Frauenhelden Bruce Cable zu erringen, er zeigt ihr eines Tages nach einem Schäferstündchen in seinem Keller sogar eines der gestohlenen und verschwundenen Original-Manuskripte. Als aber Versicherung und FBI auf Mercers Hinweis die Bücherei durchsuchen finden sie - nichts. Und so wie der Mord in dieser kurzen Beschreibung keine Rolle spielt, spielt er auch im Roman keine und wird daher auch nicht aufgeklärt, auch wenn der Leser erfährt, wer den Mann tötete. Er gehörte zur Bande der Manuskript-Räuber, von denen unmittelbar nach der Tat zwei gefasst werden. Der Kopf entkommt und versucht, die auf einen Wert von 25 Millionen Dollar veranschlagten Manuskripte zurück zu bekommen. Alles ziemlich unaufgeregt wird er schließlich auch gefasst. Insgesamt ein Buch über den US-Literaturbetrieb, grundlos gefeierte Autoren, grundlos gescheiterte Autoren und den Versuch, einen Mechanismus zu verstehen, der seinen ganz eigenen Regeln folgt.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.