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Rezension zu
EVIL

Nichts für zartbesaitete

Von: Tharos
01.03.2018

Was in den drei Sätzen des Klappentextes noch nach einem mehr oder weniger normalen Horror-Thriller klingt ist in meinen Augen am Ende eher kein Horror-Thriller, sondern eine Art „Torture Porn“ in Buchform. Das Buch beginnt relativ langweilig mit der Beschreibung einer (fast) normalen Kindheit eines Jungen namens David. Er spielt oft mit drei Freunden, die ihm Nachbarhaus wohnen. Zu dieser Nachbarfamilie stoßen nun noch zwei Mädchen, Susan und Meg hinzu, deren Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Susan und Meg kommen allerdings mit Ruth, ihrer neuen „Mutter“, nicht gut aus. Ruth hat etwas gegen die beiden und schikaniert sie wo sie nur kann. Was mit Schikanen Ruths noch relativ friedlich beginnt, entwickelt sich bald zu Gewalt und steigert sich dann rasant… (ab jetzt kommen ein paar Spoiler) …bis das Ganze dann in der zweiten Buchhälfte zu blutiger Folter für Meg wird. Im Keller gefesselt, wird Meg von Ruth und ihren drei Söhnen aufs übelste gefoltert – und David traut sich nicht wirklich etwas dagegen zu tun. Ketchum lässt dabei fast kein Möglichkeit der Folter aus. Seien es Schläge oder Tritte, das Verbrühen mit Wasser, Verbrennen mit einem Bügeleisen, Schneiden mit einem Messer, „tätowieren“ mit einer heißen Nadel – fast nichts bleibt Meg erspart. Auch der Leser muss sich die Folter nicht nur zwischen den Zeilen denken, nein, Ketchum beschreibt hält drauf und beschreibt fast alles detailliert. Nur eine einzige Folter lässt Ketchum aus, Kapitel 42 besteht nur aus wenigen Sätzen, beginnend mit „Darüber werde ich euch nichts erzählen. Ich weigere mich“ – allerdings wird sich auch hier jeder Leser die grausame Tortur vorstellen können, die an dieser Stelle stehen sollte. Das erschreckende an dem Buch: Das Szenario ist eigentlich gar nicht so unglaubwürdig. Die „Folterer“ sind Kinder von 12 – unter Aufsicht einer Erwachsenen. Ein gewisser Grad von Gewalt gehört bei Kindern in diesem Alter ja fast dazu, und wenn das Ganze dann noch von einem Erwachsenen überwacht (und dadurch prinzipiell ja gutgeheißen) wird, kann ich mir das immer weitere Sinken der Hemmschwelle sehr gut vorstellen. Das Buch zeigt über seinen Umfang hinweg auch gut, wie die Gewalt sich mehr oder mehr steigert. Anfangs gibt es nur einige ruppige Spiele zwischen den Kindern, Verbrutzeln von Ameisen (auch wenn Tierquälerei wahrscheinlich etwas, was fast jeder Junge als Kind mal gemacht hat…) und ähnlichen Dingen – und steigert sich eben hin zu extremster Folter. Lose basiert der Roman auch auf einer wahren Geschichte, dem Schicksal von Sylvia Likens – was das ganze umso erschreckender macht. Kechums Buch ist dabei erstaunlich einfach und locker geschrieben. Trotz der Gewalt lässt es sich sehr gut durchlesen. Er schafft es sogar, dass man als Leser trotz aller Gewalt das Buch nicht wirklich aus der Hand legen kann. Am Ende fühlt man sich vielleicht etwas wie David: Unfähig der Gewalt zu entrinnen. Definitiv kein Buch für jeden, aber ein Buch welches wieder einmal verdeutlicht, zu welchen Gräueltaten Menschen fähig sind.

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