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Rezension zu
Im Winter

Philosophieren, Leben, Lieben

Von: herr.fabel
11.03.2018

"Im Winter", der zweite Teil der Jahreszeiten-Bücher von Karlove Knausgård, begleitete mich in den letzten Tagen dieses Winters oder was man dank Schnee halbwegs als Winter bezeichnen konnte. Nachdem ich schon recht viel über Knausgård gehört habe und sich die Meinungen doch stark voneinander unterscheiden, musste ich mich nun einfach selbst davon überzeugen. Da die Herbstzeit nun schon eine Weile zurückliegt, war dieses Buch über den Winter nahezu perfekt. Und was soll ich sagen? Großartig! "Du warst in allem ahnungslos, wusstest nicht, wo du warst oder wer du warst, aber vage, ganz vage, musst du gewusst haben, dass du warst, da es Unterschiede in deinen Zuständen gab..." Knausgård nimmt uns mit in seine Gedanken- und Gefühlswelt. Im Winter enthält zum einen Briefe an seine ungeborene und etwas später dann neugeborene Tochter. Diese sehr fürsorglichen Zeilen, die Einblick auf seine Gedankenwelt geben, sind umringt von einer Menge anderer Essays - Erklärungen und Gedanken über den Einzug des Winters, des Feierns und Teilens, aber auch über den Abschied, den Lebenswillen und Neubeginn. Jedem Brief werden so an die zwanzig philosophischen Ansätze zur Seite gestellt, die zwar losgelöst betrachtet und für sich alleine stehen können, allerdings im Bezug auf sie, Bekräftigung oder Angst und Hoffnung verdeutlichen. Knausgård richtet neben dem Familiengeschehen den Fokus auf verschiedenste Dinge wie Eulen, Hohlräume, Unordnung, Feuerwerk, die man zwar wahrnimmt, aber nur selten bewusst mit so vielem verknüpft. "Es ist merkwürdig, dass du existierst, aber nichts darüber weißt, wie die Welt aussieht. Es ist merkwürdig, dass es ein erstes Mal dafür gibt, den Himmel zu sehen, [...] die Sonne zu sehen, [...] die Luft auf der Haut zu spüren." Mit Gedankenreichtum kann man mich einfach immer begeistern, daher ist es für mich auch nicht schwer dieses Buch toll zu finden. Es ist auch kein typisches Winterbuch, da sich sehr viele Essays auch um andere Dinge drehen. Die thematische Abwechslung macht es für mich so faszinierend, interessant und zugleich so inspirierend. Seine Beschreibungen und gezielt gewählten Metaphern zogen mich sofort in den Bann. Es ist ein gedanklicher Blick über den Tellerrand. Nicht nur inhaltlich, auch optisch und haptisch macht dieses Buch einiges her. Die Bilder von Lars Lerin, die klare Linie und der Weißraum zwischen den einzelnen Themen verleihen den Gedanken Raum und laden zum Runterkommen ein. Dies wird auf jeden Fall nicht mein einziger Knausgård bleiben und ich freue mich schon jetzt auf die bald erscheinende Fortsetzung und den Frühling. "Weiß ist die Abwesenheit von Farbe, das Äquivalent zum Weiß in der Welt der Klänge muss deshalb die Stille sein. Wenn der schneebedeckte Wald reglos unter dem schwach dämmernden Himmel steht, herrscht vollkommene Stille."

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