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Rezension zu
Das Echo der Bäume

Ein Leseerlebnis der ganz besonderen Art!

Von: monerl
21.03.2018

Das Buch besteht aus 4 Teilen, in denen wir erst die 10-jährige Ana kennenlernen und ihr dann in Etappen die nächsten 10 Jahre folgen. Der erste Teil war für mich der schmerzhafteste. Hier erfahren wir über Ana, wie der Krieg sich angefühlt hat und welche Auswirkungen er auf die Bevölkerung, insbesondere in der Hauptstadt Zagreb, hatte. Ana lebt mit ihren Eltern und ihrer noch sehr kleinen Schwester Rahela, gerade mal ein paar Monate alt, in einer Wohnung in Zagreb. Die Autorin zeigt hier deutlich, wie schnell Kinder im Krieg erwachsen werden müssen und welche Nieschen sie sich schaffen, um sich einen gewissen kindlichen Alltag zu bewahren. Gerne folgte ich ihr und ihrem Schulfreund Luka auf ihren Fahrrädern durch die Stadt und in die Schule. Sie nehmen Entbehrung fast klaglos hin, denn es hilft nichts. Es ist Krieg und man muss froh sein, am Leben zu sein. Und dann kommt dieser eine schlimme Tag, der schlimmste im Leben eines unbedarften 10-jährigen Mädchens. Erst muss sie ihre sehr nierenkranke Schwester nach Amerika ziehen lassen, damit diese eine Chance hat gesund zu werden und leben zu können und dann verliert sie von einer Sekunde auf die andere ihre Eltern und ihren Halt im Leben. Das war ein Moment in meinem Lesen, an dem ich selbst mit meiner inneren Stimme nicht mehr weiter lesen konnte. Etwas zerbrach auch in mir. Hier gönnt uns Sara Novic dann eine emotionale Pause, für die ich ihr sehr dankbar bin! Geschickt unterbricht sie hier den Handlungsstrang der Vergangenheit und konfrontiert den Leser mit der 20-jährigen Ana, die mit ihrer Schwester eine "neue" Familie gefunden hat. Viele Fragen werden hier aufgeworfen, die sich im Laufe der nächsten beiden Teile auflösen. Ana hat ihre Vergangenheit und all das, was sie erlebt hat, in sich verschlossen. Bis auf ihre Familie weiß niemand, wo sie ursprünglich herkommt. Durch dieses Verdrängen hat Ana jedoch keinen inneren Frieden. Eine Rede, die sie vor der UNO hält, wühlt sie sehr auf. Dabei wollte sie damit eigentlich mit ihrer Vergangenheit abschließen. Und so bleibt nur eine Konsequenz, Ana muss zurück nach Kroatien, sich ihren Erlebnissen stellen und Antworten auf einige Fragen suchen, die sie seit 10 Jahren plagen. Die Autorin hat es geschafft, dass einen die Geschichte aufwühlt, gleichzeitig hält sie sich jedoch an Fakten und betreibt mit ihrer Erzählweise keine Verurteilung der gegnerischen Nation. Ein Krieg ist immer etwas sehr Schreckliches und sehr leicht fängt man an zu verurteilen und zu hassen. Doch Sara Novic schürt keinen Hass. Dass ihr das gelungen ist, rechne ich ihr sehr hoch an! Sie schafft es, durch das Einfließen lassen von kroatischen Worten und Begriffen, der Geschichte einen ganz bestimmten Flair zu geben. Ich fühlte regelrecht die Menschen und das Kroatien, das ich aus meiner Jugend kannte. Der Schreibstil der Autorin ist sehr schön und flüssig. Die Geschichte packte mich von Anfang an und endete authentisch. An der Protagonistin Ana kann man sehr gut nachvollziehen, was für seelische Schäden ein Krieg auslöst und welche Stufen oftmals durchlaufen werden müssen, bis man als Mensch wieder einigermaßen zu sich selbst findet. Fazit: Die Autorin zeigt dem Leser einen kleinen Ausschnitt aus dem damaligen Jugoslawienkrieg. Ein runde Story, die tief unter die Haut geht, eine Leidensgeschichte erzählt, wie sie damals so oder so ähnlich sicherlich vorgekommen war. Ein Leseerlebnis, der ganz besonderen Art. Absolut empfehlenswert!

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